Wolfgang Koeppen, „Tauben im Gras“: Schnelldurchgang durch die Auswertung von Seitenbereichen (Mat5061)

Worum es hier geht:

Es gibt verschiedenene Möglichkeiten des Umgangs mit längeren Texten (Romanen, Dramen) im Deutschunterricht.

Wenn der Lehrer alles steuert: 

Da ist zum einen eine stark vom Lehrer und seinen Informationsquellen gesteuerte Verarbeitungstechnik, bei der nie so genau klar ist, ob die Fragen und Antworten von den Schülern (und dem nicht durch Fachliteratur bereits beeinflussten) Lehrer kommen – oder ob sie eben von außen an den Unterricht herangetragen werden.

Nichts zerstört aber den natürlichen Umgang mit Literatur mehr als eine solche Unklarheit.

Wenn man von „unbelasteten“ Lesern ausgeht: 

Es lohnt sich also, hin und wieder ein Verfahren anzuwenden, bei der man induktiv von dem ausgeht, was man als einfacher Leser an Erfahrungen macht und Ideen hat.

Das „Jeder-nimmt-sich-20-Seiten-Projekt“: 

In diesem Zusammenhang ist an einer Schule der gesamte Roman „Tauben im Gras“ einfach in Abschnitte von ca. 20 Seiten eingeteilt worden – ohne Rücksicht auf irgendwelche Abschnittsgrenzen. Die Schüler haben dann selbst diese Abgrenzung vorgenommen – und immer zwei haben dann ihren Bereich vorgetragen.

Ein Demo-Beispiel mit guten Beiträgen zur Positiv-negativ-Frage: 

Ein Beispiel, das direkt zu unserer Frage des Positiven im Roman führt, haben wir unten als PDF-Arbeitsblatt angehängt. Es geht um die Seiten 174-186 des Romans.

Die entscheidenden Thesen, die sich dabei ergeben haben, seien hier aber kurz vorgestellt – die genauere Beschreibung der Wege, die dorthin geführt haben, finden sich in der PDF-Anlage.

Auszug aus der Anlage: Die Thesen am Schluss

  • Wie auf diesen 13 Seiten überwiegt auch im gesamten Roman das Negative, aber man hat den Eindruck, dass Koeppen das nicht durchgehalten hat, dass ihm einiges Positive gewissermaßen „entwischt“ ist: Da ist zum einen der positive Selbst-Bildungsprozess von Hildegonda, wider alle ungünstigen Umstände.
  • Da ist dann vor allem Washington und sein unbedingter Glaube an eine bessere Zukunft, für die er alles tut – er ist in mancher Hinsicht ein positiver Vertreter der natürlich-moralischen Unterklasse, zu der auch Josef gehört.
  • Und es gelingt ihm, Carla gewissermaßen mitzuziehen – die damit auf andere Weise ebenfalls aus dem ungünstigen Umfeld ihrer verblendeten und egoistischen Mutter herauskommt.
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Beispiel für die strukturierte Auswertung eines Seitenbereichs aus „Tauben im Gras“
Die Auswertung der Seiten 174-186 ergibt interessante Hinweise auf wichtige Positiv-Elemente, die man noch weiter verfolgen kann.
Beispiel für strukturierte Seitenauswert[…]
Mat5061 Koeppen Tauben Beispiel für strukturierte Seitenauswertung 174-186