Die Analyse einer Szene, erklärt an einem Vorfall im normalen Schulalltag (Mat8193)

Worum es hier geht:

Wir wollen hier zeigen, dass man den Aufbau einer Szenenanalyse ganz einfach an einem Beispiel aus dem Schulalltag erklären kann.

  1. Vorgeschichte: Zwei Schüler mögen sich nicht besonders und es kommt immer wieder zu Vorfällen. Damit wird deutlich, dass es hier einen grundsätzlichen Konflikt gibt, der die Voraussetzung der Szene ist, um wie es geht.

  2. Die entscheidende Szene könnte zum Beispiel spielen im Zimmer des Schuldirektors und zwar im Beisein des Klassenlehrers und der Eltern und vielleicht auch noch das Klassensprechers.

  3. Hinterher muss der Klassenlehrer zum Beispiel ein Protokoll schreiben, das zumindest teilweise genauso aufgebaut ist wie eine Szenenanalyse. Denn was sich im Zimmer des Direktors abspielt, könnte auch genauso gut auf einer Bühne stattfinden.

  4. Der Klassenlehrer würde also zunächst die Voraussetzungen dieser Szene, also die Vorgeschichte notieren. Anschließend würde er den Ablauf des Konflikts in der Besprechung beim Direktor deutlich machen. Der Direktor stellt zum Beispiel die Frage, warum der Schüler A den Schüler B geschlagen oder beklaut hat.

  5. Dann beschreibt man, wie das in diesem Gespräch weitergegangen ist. Der Schüler A erklärt das aus seiner Sicht. Der Schüler B ergänzt einige Dinge oder korrigiert sie auch. Dann wird der Klassensprecher vielleicht noch gefragt, wie er die Beziehung zwischen den beiden Schülern sieht. Dann geht es um die Frage, wie jetzt die Situation geregelt werden könnte. Dabei werden gegebenenfalls auch noch die Eltern einbezogen. Und am Ende der Besprechung geben die beiden Schüler sich die Hand und Schüler A übernimmt eine kleine Genugtuung. Beim Rausgehen wird es dann spannend, weil Schüler A zum Beispiel dem Schüler B zuflüstert: „Das wirst du hier noch bereuen.“

  6. Damit ist nämlich klar, wie der Konfliktstand am Ende ist und dass es jetzt weitergehen kann wie in einem ganz normalen Drama.

  7. Damit hat man alle Elemente, die auch bei einer Szenenanalyse eine Rolle spielen: nämlich die Beschreibung des Konflikts, der das Drama bestimmt, dann den Stand des Konfliktes zu Beginn der Szene, seine Weiterentwicklung innerhalb der Szene und schließlich die veränderte Konfliktsituation am Schluss der Szene.

  8. Gegebenenfalls kann auch noch verlangt werden, dass man bei Kenntnis des gesamten Dramas noch auf die Bedeutung der Szene beim Schulleiter in diesem Falle eingeht. Im realen Leben weiß man natürlich nicht, wie dieses Drama ausgeht.

  9. Auf jeden Fall wird so sehr schön deutlich, dass eine Szenenanalyse etwas ganz Normales ist, das es ständig auch im Alltag gibt. Zum Beispiel fragen Eltern vielleicht abends ihren Sohn oder ihre Tochter. Was war eigentlich heute mit Herrn X los, so dass der hier angerufen und sich über dich beschwert hat.

  10. Und schon geht eine neue Szene los. Jetzt kann man sich gut mal selbst eine entsprechende Szene ausdenken, Konflikte gibt es ja genug. Wichtig ist für ein Drama natürlich, dass es dabei nicht zu einer Prügelei oder etwas ähnlichem kommt. Vielmehr wird auf der Bühne ein Konflikt ja meistens sprachlich ausgetragen. im Protokoll des Klassenlehrers würde natürlich nicht stehen, dass der Direktor sehr dominant aufgetreten ist, dass Schüler B.  sehr ängstlich geantwortet hat, was natürlich die Kommunikationssituation deutlich macht. Solche Dinge spielen in einem Drama und in den entsprechenden Szenen dann natürlich auch eine Rolle, die analysiert werden kann oder sogar muss.

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