Beispiele für die Erzähltechnik in Kleists Novelle „Die Marquise von O….“

Ein paar Vorüberlegungen

Erzähltechnik ist für Schüler in der Regel „hartes Brot“. Sie lernen erst mal alle möglichen Begriffe und bekommen dann Beispiele für das „auktoriale“ und das „personale“ Erzählen vorgesetzt – und ab dann geht es fast nur noch darum, jeden Erzähltechnik zu identifizieren und in die richtige Schublade zu stopfen.

Viel interessanter ist es, von den erzählenden Texten auszugehen und in aller Ruhe zu klären, was der Erzähler als Agent des Autors da eigentlich macht.

Wir probieren das im Folgenden mal an einigen Beispielen  aus Kleists Novelle „Die Marquise von O….“ aus, weil ihr ja so eine Mittelstellung zwischen dem aus unserer Sicht alten „auktorialen“ Erzählen und dem moderneren „personalen“ Erzählen nachgesagt wird. Kleist wäre dann so eine Art Frühmoderner.

Noch mal kurz zu den Grundlagen:

Auktorial, lernt man, sei eine Erzählweise, bei der Erzähler immer mehr oder weniger präsent ist, sich einmischt, die Fäden der Erzählung zieht und sich auch nicht mit Kommentaren und Urteilen zurückhält.

Personal dagegen sei eine Erzählweise, bei der der Erzähler sich zurückhält und nur die Figuren erscheinen, handeln und sich äußern lässt. Der Begriff kommt von „persona“ dem lateinischen Wort für „Maske“, d.h. der Erzähler maskiert sich, indem er sich hinter den Figuren versteckt.

Wir versuchen, nicht von oben herab, von der Theorie her Kleists Erzähltechnik zu verstehen, sondern vom Text aus. Die Begriffe, die wir gelernt haben, sind dann nur Werkzeuge der Erkenntnis, die sich mehr oder weniger bewähren. Zu dem Zweck untersuchen wir einige besonders interessante Beispiele und stellen sie vor.

Zunächst ein Schaubild


Analyse des Anfangs der Erzählung

Beispiel 1:

  1. „In M…, einer bedeutenden Stadt im oberen Italien, ließ die verwitwete Marquise von O…, eine Dame von vortrefflichem Ruf, und Mutter von mehreren wohlerzogenen Kindern, durch die Zeitungen bekannt machen: dass sie, ohne ihr Wissen, in andre Umstände gekommen sei, dass der Vater zu dem Kinde, das sie gebären würde, sich melden solle; und dass sie, aus Familienrücksichten, entschlossen wäre, ihn zu heiraten.
    • Beginn mit einem Erzählerbericht, dann aber eine Formulierung („eine Dame von vortrefflichem Ruf“), die eine Wertung enthält.
    • Die Frage ist nur, wer spricht diese Wertung aus bzw. nimmt sie vor? Es spricht einiges dafür, dass der Erzähler hier nur wiedergibt, was allgemein angenommen wurde. Er selbst kennt die Dame ja wohl nicht persönlich.
      Fazit: Eine Wertung, die vom Erzähler als Urteil der Allgemeinheit wiedergegeben wird. Es bleibt also Teil des Erzählerberichts.
    • Dann ein Vorgriff auf die eigentliche Handlung, man könnte aber genauso sagen, dass der ganze Teil der Erzählung bis zu der Annonce ein Rückgriff ist. Auf jeden Fall spielt hier der Erzähler mit dem Leser, er bestimmt, was wann erzählt wird, ein Kennzeichen des auktorialen Erzählens.
  2. Die Dame, die einen so sonderbaren, den Spott der Welt reizenden Schritt, beim Drang unabänderlicher Umstände, mit solcher Sicherheit tat, war die Tochter des Herrn von G…, Kommandanten der Zitadelle bei M… Sie hatte, vor ungefähr drei Jahren, ihren Gemahl, den Marquis von O…, dem sie auf das innigste und zärtlichste zugetan war, auf einer Reise verloren, die er, in Geschäften der Familie, nach Paris gemacht hatte. Auf Frau von G…s, ihrer würdigen Mutter, Wunsch, hatte sie, nach seinem Tode, den Landsitz verlassen, den sie bisher bei V… bewohnt hatte, und war, mit ihren beiden Kindern, in das Kommandantenhaus, zu ihrem Vater, zurückgekehrt. Hier hatte sie die nächsten Jahre mit Kunst, Lektüre, mit Erziehung, und ihrer Eltern Pflege beschäftigt, in der größten Eingezogenheit zugebracht: bis der … Krieg plötzlich die Gegend umher mit den Truppen fast aller Mächte und auch mit russischen erfüllte.
    • Auch hier weitgehend Erzählerbericht, allerdings auch wieder etwas was zwischen der Wiedergabe der Einschätzung anderer und der eigenen Auffassung liegt: „einen so sonderbaren, den Spott der Welt reizenden Schritt“
    • Bei der Formulierung „mit solcher Sicherheit tat“ hat man dann schon den Eindruck, dass das die Meinung des Erzählers ist, denn die Leute können das gar nicht wissen. Hier wird es also etwas auktorial.
  3. Der Obrist von G…, welcher den Platz zu verteidigen Order hatte, forderte seine Gemahlin und seine Tochter auf, sich auf das Landgut, entweder der letzteren, oder seines Sohnes, das bei V… lag, zurückzuziehen.
    • Hier liegt ein Erzählerbericht vor, hinter dem allerdings szenische Darstellung verborgen liegt. Man könnte diese Szene problemlos spielen, allerdings müsste man sie selbst ausgestalten. Kleist liefert nur den Rahmen.
  4. Doch ehe sich die Abschätzung noch, hier der Bedrängnisse, denen man in der Festung, dort der Greuel, denen man auf dem platten Lande ausgesetzt sein konnte, auf der Waage der weiblichen Überlegung entschieden hatte:
    • Auch hier merkt man deutlich, dass der Erzähler zumindest ein bisschen kommentiert, denn das, was hier gesagt wird, ist die Einschätzung des Erzählers, die Figuren selbst dürften wohl eher ein ziemliches Chaos im Kopf gehabt haben.
  5. war die Zitadelle von den russischen Truppen schon berennt, und aufgefordert, sich zu ergeben. Der Obrist erklärte gegen seine Familie, dass er sich nunmehr verhalten würde, als ob sie nicht vorhanden wäre; und antwortete mit Kugeln und Granaten. Der Feind, seinerseits, bombardierte die Zitadelle. Er steckte die Magazine in Brand, eroberte ein Außenwerk, und als der Kommandant, nach einer nochmaligen Aufforderung, mit der Übergabe zauderte, so ordnete er einen nächtlichen Überfall an, und eroberte die Festung mit Sturm.“
    • Hier wieder eine Kombination von Erzählerbericht und Ansätzen von szenischer Darstellung, die aber nur zusammengefasst wird.

Situation nach dem Verschicken der Depeschen (der Graf will die Antwort auf seine Brautwerbung abwarten)

  1. Hierauf fragte der Graf F…, indem er sich zum Kommandanten wandte, ob er ihm gefälligst sein Zimmer anweisen lassen wolle? Er würde gleich selbst die Ehre haben, antwortete der verwirrte Obrist; rief seinen und des Grafen Leuten, das Gepäck desselben aufzunehmen: und führte ihn in die für fremden Besuch bestimmten Gemächer des Hauses, wo er sich ihm mit einem trocknen Gesicht empfahl. Der Graf kleidete sich um; verließ das Haus, um sich bei dem Gouverneur des Platzes zu melden, und für den ganzen weiteren Rest des Tages im Hause unsichtbar, kehrte er erst kurz vor der Abendtafel dahin zurück.
    • Es beginnt mit szenischer Darstellung in indirekter Rede.
    • Dann eine äußerste interessante Stelle, wenn nämlich der Obrist als „verwirrt“ gekennzeichnt wird. Wer tut das? Er selbst ist verwirrt, aber er weiß es wohl gar nicht und denkt auch nicht darüber nach.
    • Die anderen mögen den Eindruck haben oder auch nicht – am meisten Anteil an dieser Einschätzung oder auch Wertung hat der Erzähler, der zum einen tief in die Figur einsteigt, zum anderen eben ihre Gefühle auch einordnet, gewissermaßen klassifiziert.
    • Man sieht hier übrigens, dass es verschiedene Ebenen des auktorialen Erzählens gibt, zum eine eine stark ausgeprägte, etwa bei Kommentaren des Erzählers, dann aber gibt es auch eine „atmosphärische“ Variante, die die Funktion hat, die Situation so, wie sie sie letztlich der Autor gestalten will, zum Leser hin zu transportieren. Hier ist der Vergleich mit dem Film interessant: Dort könnte man durch Gesichtsausdruck oder Mienenspiel die Verwirrtheit deutlich werden lassen – beim Erzählen kommt man nicht drumherum, es zu benennen, wenn man es nicht indirekt auf ziemlich umständliche Weise zeigen will. Das würde aber nicht dem Tempo entsprechen, das Kleist hier im Hinblick auf die Entwicklung der Handlung haben will.
  2. Inzwischen war die Familie in der lebhaftesten Unruhe. Der Forstmeister erzählte, wie bestimmt, auf einige Vorstellungen des Kommandanten, des Grafen Antworten ausgefallen wären; meinte, dass sein Verhalten einem völlig überlegten Schritt ähnlich sehe; und fragte, in aller Welt, nach den Ursachen einer so auf Kurierpferden gehenden Bewerbung. Der Kommandant sagte, dass er von der Sache nichts verstehe, und forderte die Familie auf, davon weiter nicht in seiner Gegenwart zu sprechen.
    • Hier eine etwas ausführlichere szenische Darstellung, wieder indirekt präsentiert.
  3. Die Mutter sah alle Augenblicke aus dem Fenster, ob er nicht kommen, seine leichtsinnige Tat bereuen, und wieder gut machen werde.
    • Hier eine Erzählweise, die nahe an der personalen  ist, denn es geht nur noch um die Figur, was sie tut und denkt. Richtig personal im modernen Sinne aber würde es, wenn  die Gedanken jetzt im inneren Monolog oder gar im „stream of consciousness“ präsentiert würden.
    • Das könnte etwa so aussehen:
      „Die Mutter sah alle Augenblicke aus dem Fenster. Was wird er tun? Wird er kommen? Denn sein Verhalten ist natürlich leichtsinnig – und er muss es wieder gut machen.“
  4. Endlich, da es finster ward, setzte sie sich zur Marquise nieder, welche, mit vieler Emsigkeit, an einem Tisch arbeitete, und das Gespräch zu vermeiden schien. Sie fragte sie halblaut, während der Vater auf und niederging, ob sie begreife, was aus dieser Sache werden solle? Die Marquise antwortete, mit einem schüchtern nach dem Kommandanten gewandten Blick: wenn der Vater bewirkt hätte, dass er nach Neapel gereist wäre, so wäre alles gut. Nach Neapel! rief der Kommandant, der dies gehört hatte. Sollt ich den Priester holen lassen? Oder hätt ich ihn schließen lassen und arretieren, und mit Bewachung nach Neapel schicken sollen? – Nein, antwortete die Marquise, aber lebhafte und eindringliche Vorstellungen tun ihre Wirkung; und sah, ein wenig unwillig, wieder auf ihre Arbeit nieder. –

    • Hier wieder eine längere Passage mit szenischer Darstellung,  in der der Erzähler sich völlig zurückhält.

Anmerkungen zum Schlussabschnitt der Novelle

  1. Erst an dem Portal der Kirche war es dem Grafen erlaubt, sich an die Familie anzuschließen. Die Marquise sah, während der Feierlichkeit, starr auf das Altarbild; nicht ein flüchtiger Blick ward dem Manne zuteil, mit welchem sie die Ringe wechselte. Der Graf bot ihr, als die Trauung vorüber war, den Arm; doch sobald sie wieder aus der Kirche heraus waren, verneigte sich die Gräfin vor ihm: der Kommandant fragte, ob er die Ehre haben würde, ihn zuweilen in den Gemächern seiner Tochter zu sehen, worauf der Graf etwas stammelte, das niemand verstand, den Hut vor der Gesellschaft abnahm, und verschwand.
    • Erzählerbericht und kleiner Ansatz von szenischer Darstellung; insgesamt eine sehr distanzierte Darstellung.
  2. Er bezog eine Wohnung in M…, in welcher er mehrere Monate zubrachte, ohne auch nur den Fuß in des Kommandanten Haus zu setzen, bei welchem die Gräfin zurückgeblieben war. Nur seinem zarten, würdigen und völlig musterhaften Betragen überall, wo er mit der Familie in irgend eine Berührung kam, hatte er es zu verdanken, dass er, nach der nunmehr erfolgten Entbindung der Gräfin von einem jungen Sohne, zur Taufe desselben eingeladen ward.
    • Auch hier Fortsetzung des schon bekannten Erzählerbericht-Tons, allerdings mit einer kleinen Ausnahme:
    • Wer spricht und auf welcher Kommentarebene an der Stelle, wo es um das „Betragen“ des Grafen und seine Auswirkungen geht?
    • Das muss wohl als Einschätzung des Erzählers eingeordnet werden, denn keine andere Figur wird erwähnt, die so etwas gedacht oder gesagt hat. Auch hier gilt das, was an vielen Stellen bei Kleist gilt: Die Figuren handeln, aber die Einschätzung dessen, was sie tun, kommt vom Erzähler, der damit einen bestimmten Eindruck beim Leser erreichen will.
  3. Die Gräfin, die, mit Teppichen bedeckt, auf dem Wochenbette saß, sah ihn nur auf einen Augenblick, da er unter die Tür trat, und sie von weitem ehrfurchtsvoll grüßte. Er warf unter den Geschenken, womit die Gäste den Neugebornen bewillkommten, zwei Papiere auf die Wiege desselben, deren eines, wie sich nach seiner Entfernung auswies, eine Schenkung von 20000 Rubel an den Knaben, und das andere ein Testament war, in dem er die Mutter, falls er stürbe, zur Erbin seines ganzen Vermögens einsetzte. Von diesem Tage an ward er, auf Veranstaltung der Frau von G…, öfter eingeladen; das Haus stand seinem Eintritt offen, es verging bald kein Abend, da er sich nicht darin gezeigt hätte.
    • Hier Erzählerbericht – ohne jede Einschränkung.
  4. Er fing, da sein Gefühl ihm sagte, dass ihm von allen Seiten, um der gebrechlichen Einrichtung der Welt willen, verziehen sei,
    • Hier haben wir wieder eine Vorform personalen Erzählens, denn der Erzähler gibt hier das wieder – allerdings in einer distanzierten Weise -, was der Graf denkt und fühlt.
    • Man hat aber auch hier wieder den Eindruck, dass der Erzähler und der dahinter stehende Autor Kleist die Einschätzung der Welt ebenfalls teilt, es gibt also ähnlich wie bei der erlebten Rede eine Verschmelzung von Erzähler und Figur.
  5. seine Bewerbung um die Gräfin, seine Gemahlin, von neuem an, erhielt, nach Verlauf eines Jahres, ein zweites Jawort von ihr, und auch eine zweite Hochzeit ward gefeiert, froher, als die erste, nach deren Abschluss die ganze Familie nach V… hinauszog.
    • Wieder weitgehend Erzählerbericht, allerdings ist das „froher“ wieder eine Einschätzung der Situation durch den Erzähler, die das zusammenfasst, was seiner Meinung nach alle empfinden.
  6. Eine ganze Reihe von jungen Russen folgte jetzt noch dem ersten;
    • Hier erlaubt sich der Erzähler einen kleinen Scherz, denn diese Charakterisierung der Nachkommen ist wohl eher aus einem gewissen Abstand zu verstehen, so dürfte das wohl kaum offen gesagt worden sein, es sei denn, eben auch in einer Tonlage zwischen Humor und Ironie.
    • Die Frage bleibt allerdings, ob hier nicht auch deutlich gemacht werden  soll, dass jetzt die alte patriarchalische Ordnung zumindest teilweise wiederhergestellt worden ist, nachdem sie so massiv in Frage gestellt worden ist. Das wäre dann auch eine Art gesellschaftliches Happy End am Ende, wenn auch sicher nicht aus unserer heutigen Sicht.
  7. und da der Graf, in einer glücklichen Stunde, seine Frau einst fragte, warum sie, an jenem fürchterlichen Dritten, da sie auf jeden Lasterhaften gefasst schien, vor ihm, gleich einem Teufel, geflohen wäre, antwortete sie, indem sie ihm um den Hals fiel: er würde ihr damals nicht wie ein Teufel erschienen sein, wenn er ihr nicht, bei seiner ersten Erscheinung, wie ein Engel vorgekommen wäre.
    • Dieser wunderbar abrundende Schluss der Novelle, der möglicherweise auch noch mal das zentrale Motiv, wenn nicht gar Symbol aufnimmt, erscheint wieder im typisch Kleistschen Gewand der indirekten Rede, Normalfall der szenischen Darstellung bei ihm.

Zusammenfassung der Auswertung der drei Textbeispiele

Halten wir fest:

  1. Insgesamt herrscht eine Art von Erzählerbericht vor, die dem Stil einer Chronik nahekommt.
  2. Wie es bei Chroniken aber auch vorkommt, gibt es durchaus Vorverweise wie in diesem Falle den Vorverweis auf die Annonce.
  3. Ebenfalls zur Chronik passt, dass Kommentare nur sehr sparsam zu finden sind.
  4. Wohl aber gehört zur Kleistschen Darstellung so etwas wie „atmosphärische Kommentierung“, indem das, was die Beteiligten wohl empfinden, aber nicht sagen bzw. ausdrücken (können), vom Erzähler präsentiert wird.
  5. An vielen Stellen hat man den Eindruck, dass der Erzähler gewissermaßen in die Figuren einsteigt, sich in sie einfühlt, was man durchaus als Vorform des späteren personalen Erzählens bezeichnen kann.
  6. Was die szenische Darstellung angeht, so wird sie häufig in der Form der indirekten Rede präsentiert, was den flotten und zum Teil dramatisch raffenden  Erzählstil gut unterstützt.
  7. Insgesamt also eine sehr zurückhaltende Form des auktorialen Erzählens mit Ansätzen auch einer personalen Haltung.

Der Unterschied zwischen „atmosphärischem“ und „interpretierenden“ Kommentieren

Auktoriales Erzählen wird meistens verbunden mit einem „olympischen“ Standpunkt, von dem aus der Erzähler wie der Gott Jupiter seine Urteils-Blitze ins Geschehen schleudert.

Dabei muss man in der „Marquise von O….“ deutlich zwei Varianten unterscheiden.
Sehr häufig vor kommt so etwas wie:
„Der Graf F… antwortete, in einer verwirrten Rede, dass er nicht im Stande sei, ihre Namen anzugeben, indem es ihm, bei dem schwachen Schimmer der Reverberen im Schloßhof, unmöglich gewesen wäre, ihre Gesichter zu erkennen. „
Hier fällt der Erzähler das Urteil im Rahmen des Erzählerberichts.  Die Atmosphäre wird deutlicher.
Im Unterschied zu dem folgenden Zitat könnte es allerdings durchaus den folgenden Inneren Monolog geben: Während der Graf noch redete, dachte er sich: Bin ich überhaupt noch bei mir? Hoffentlich merkt der General nicht, dass ich mich hier nur rausreden will. Das Problem ist, er kennt mich in einer solchen Verwirrung gar nicht.“
„Durch diese schöne Anstrengung mit sich selbst bekannt gemacht, hob sie sich plötzlich, wie an ihrer eigenen Hand, aus der ganzen Tiefe, in welche das Schicksal sie herabgestürzt hatte, empor.“
Hier ist es anders, das hat nichts mit Atmosphäre zu tun, sondern der Erzähler sagt, wie er die Dinge sieht. Die Marquise selbst ist viel zu sehr mit ihrer  Entscheidung beschäftigt, als dass sie sie gleichzeitig so kommentieren würde.
Das kann man gut daran erkennen, dass man diesen Gedanken nicht als inneren Monolog präsentieren könnte: „O, dachte die Gräfin, das war ja eine schöne Anstrengung und jetzt bin ich mit mir selbst bekannt gemacht.“ Nein, das ist gewissermaßen hier die Erkenntnis eines Außenstehenden, nämlich des Erzählers.

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