14 Französische Revolution – für Durchblicker

Was sagt der Buch-Auszug (siehe unten) zur Französischen Revolution aus?

Die Quelle für den Info-Text weiter unten

Das Folgende ist mit freundlicher Genehmigung des Verfassers den E-Book „Geschichte für Durchblicker“ entnommen.
Daher kommt auch die Nummerierung – in dem E-Book war es das Kapitel 14.

14     Die französische Revolution als Ausgangspunkt

Alle Historiker sind sich heute darüber einig, dass die Französische Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts einen wirklichen langfristigen Epochenwechsel sichtbar gemacht hat.

14.1     Das alte System in Politik und Gesellschaft

  • Bis zum Jahre 1789 gab es im Bereich der Herrschaft die mehr oder weniger absolute Herrschaft eines Monarchen.
  • Die Gesellschaft war gekennzeichnet durch eine ständische Ordnung, bei der es nicht um Leistung ging, sondern um angeborene oder auf andere Art und Weise erworbene Rechte, die als Privilegien unantastbar waren.

14.2     Das neue System von Menschenrechten und Demokratie

  • In der Revolution wurde jetzt zum ersten Mal behauptet und durchgesetzt, dass das ganze Volk die Nation darstellt, das von ihr die Macht in Wahlen und Abstimmungen ausgeht und die Regierung sich an Verfassung und Gesetze halten muss. Alle Menschen sind grundsätz-lich gleich, was das Ende des jahrhundertealten Systems der Adels-Mitherrschaft bedeutete.
  • In der Praxis stellten sich dann bald  unterschiedliche Auffassungen von Demokratie heraus.
    • Die eine wurde vor allem von Montesquieu und seinen Anhängern vertreten.
    • Sie glaubten nicht an das grundsätzlich Gute im Menschen, sondern waren der Meinung,  dass die staatlichen Gewalten geteilt werden müssten, um sich gegenseitig kontrollieren zu können.
    • Dieses Modell kann man als liberale Demokratie bezeichnen, weil das Volk zwar herrscht, aber auch die Freiheit des Einzelnen in rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht eine zentrale Rolle spielt.
  • Sehr viel radikaler war das Modell der Jakobiner,
    • das auf dem Grundgedanken von Rousseau beruhte.
    • Dieser ging vom abstrakten Gedanken eines Gemeinwohls aus, das zunächst nur von einer revolutionären Elite erkannt wird und dem sich alle beugen müssen in einem System weitgehender Gleichheit.
    • In der Praxis artete das in Terror aus, weil es nur so mög-lich erschien, mit allen Mitteln die selbst gesteckten hohen Ziele durchzusetzen.

14.3     Auf und Ab der Revolution

14.3.1     Von der liberalen Anfangsphase zum Terror

  • Nach einer liberalen Phase von 1789 bis 1792 mit einer konstitutionellen Monarchie,
    • bei der es zwar noch einen König gab, dieser aber an die Verfassung gebunden war,
    • gab es eine radikale Phase von 1793 bis 1794,
    • in der das Leben von keinem Franzosen vor der Guillotine sicher war.
    • Zugleich entstand aber auch ein unglaublicher revolutionärer Schwung, der die Soldaten Frankreichs ihren von Monarchen geführten Gegnern überlegen machte.
  • Man muss sich das mal vorstellen:
    • Da stießen dann zwei Heere aufeinander.
    • Auf der einen Seite Soldaten, die mit weiß geputzten Uniformen in Reih und Glied ins Feuer gehen mussten – möglichst in offenem Gelände, wo sichergestellt war, dass niemand sich „in die Büsche schlug“.
    • Auf der anderen Seite Leute, die nicht zum Dienst „gepresst“ (zwangsverpflichtet) worden waren,
    • sondern wirklich an die Ziele und Ideale ihrer Führung glaubten
    • und dementsprechend auch viel freier und erfolgreicher operieren konnten.
  • Trotz dieser ideologischen Vorzüge kam die extreme Variante des demokratischen Experimentes 1794 in Schwierigkeiten. Als der äußere Druck durch die eigenen Siege nachließ, war man immer weniger bereit, die Gefährdung des eigenen Lebens hinzunehmen.

14.3.2     Napoleon als „Vollender“ der Revolution

  • Aber auch die Nachfolger des Oberrevolutionärs Robespierre konnten das Volk nicht zufrie-denstellen. Das war die Stunde Napoleons, der hatte zwar nach vielen Siegen in einem a-benteuerlichen Kriegszug nach Ägypten nur als Flüchtling nach Frankreich zurückkehren können, aber sein Ruhm war so groß und sein politisches Geschick so brillant, dass er 1799 in einem Staatsstreich die Macht an sich reißen konnte.
  • Zwar errichtete Napoleon eine Art demokratiegestützte Militärdiktatur, in der er selbst letztlich alles bestimmte.
  • Aber er bemühte sich doch sehr stark um den Erhalt wichtiger Errungenschaften der Revolution.
  • Von großer Bedeutung ist das von ihm veranlasste Gesetzbuch, der Code civil, später in Code Napoléon umbenannt,
  • Was ihm am Ende zum Verhängnis wurde, war sein Drang nach immer mehr Macht in Euro-pa, nachdem er sich 1804 sogar selbst zum Kaiser gekrönt hatte.
  • Bis 1812 brachte er fast ganz Europa militärisch und zum Teil politisch unter seine Kontrolle.
  • Erst der Versuch, das widerspenstige Russland mit einem gigantischen Heer von ca. 600.000 Soldaten auch noch gefügig zu machen, scheiterte am extremen Winter und der klugen Taktik der Russen.
  • Zwar konnte Napoleon sich dann noch zweimal wieder militärisch erheben, aber 1815 war dann in der berühmten Schlacht bei Waterloo endgültig Schluss – und den Rest seines Lebens musste er als Gefangener auf der Atlantik-Insel St. Helena verbringen.

14.3.3     Die Frage der historischen Würdigung Napoleons

  • Interessant, dass sein Grab noch heute an hervorragender Stelle in Paris im Invalidendom zu finden ist und die meisten Franzosen ihn immer noch als großen Staatsmann verehren – trotz der Blutspur, die er durch Europa zog. Aber er war eben kein Hitler, der andere Völker nur unterdrücken wollte. Zwar schickte er im Zweifel erst mal seine deutschen Hilfstruppen ins feindliche Feuer – aber er bemühte sich doch zumindest, wichtige Errungenschaften der Französischen Revolution in den von ihm kontrollierten Gebieten zu verbreiten.
  • Wenn man sich übrigens fragt, warum Frankreich für seine Übergriffe auf ganz Europa wäh-rend der Revolutionszeit und der Herrschaft Napoleons nicht zur Rechenschaft gezogen, sondern auf dem Wiener Kongress bald gleichberechtigter Verhandlungspartner war: Das hing nicht nur damit zusammen, dass jetzt wieder ein König in Frankreich regierte und der französische Außenminister ein Meister der Kommunikation und der diplomatischen Taktik war. Vielmehr hing es stark mit dem innerdeutschen Verhältnis zwischen Preußen und Öster-reich zusammen. Statt sich als Deutsche zu fühlen, verstanden sich die Regierungen als Ver-treter eigener Interessen. Vor allem die Donaumonarchie hatte so viel Angst vor dem nördli-chen Aufsteiger, der Sachsen als Kriegsbeute haben wollte, dass sie eher mit den Franzosen gemeinsame Sache machte. Unterstützt wurde sie dabei von England, dem es wie immer auf seine „Balance of powers“ in Europa ankam. Seht gut dargestellt sind die Abläufe zum Bei-spiel in dem Buch von Andreas Platthaus mit dem Titel „1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt“.
  • Zwar war der weitere Aufstieg Preußens so nicht aufzuhalten – wohl aber blieb Frankreich so stark, dass es weiterhin alles tun konnte, um die Entwicklung hin zu einem deutschen Natio-nalstaat zu behindern und ihn später dann auch zu gefährden. Es war die Unversöhnlichkeit Frankreichs nach 1871 neben der maßlosen Selbstüberschützung der deutschen Führungselite, die Europa zuerst 1914 in den Abgrund riss und damit zugleich einen neuen europäischen „Dreißigjährigen Krieg“ bis 1945 mit auslöste.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Dreißigjähriger_Krieg

Weiterführende Hinweise

  • Weitere Infos zu Themen der Geschichte:
    http://textaussage.de/geschichte
  • Ein alphabetisches Gesamtverzeichnis unserer Infos und Materialien gibt es hier.
  • Eine Übersicht über unsere Videos auf Youtube gibt es hier.