Die Kapitel 44-49 des Romans „tschick“
Diese Kapitel stellen den Schlussteil des Romans dar. In gewisser Weise bereinigen sie einiges, was bis dahin unklar geblieben ist.
Kapitel 44: S. 225-226: Situation direkt nach dem Schweine-Unfall
- Dieses Kapitel bildet den Übergang von der gemeinsamen Lada-Reise und deren abruptem Ende bis zum zu dem Teil, der schon am Anfang erzählt worden ist und nun weitergeführt wird.
- Im Zentrum steht die Situation direkt nach dem Unfall mit dem Schweinelaster.
- Erstaunlich ist die „coole“ Art der Darstellung,
- wieder wie in der vermeintlichen Nilpferdszene garniert mit recht gewagten Vergleichen (Schweinegeheul mit Applaus).
- Am Ende dann die offene Anknüpfung an den Anfang des Romans: „Und den Rest habe ich ja schon erzählt.“ (226)
Kapitel 45: Auseinandersetzung mit dem Vater
- Dieses Kapitel liefert den Fortgang dessen, was am Anfang des Romans geschildert worden ist. Ging es dort um die Situation auf der Autobahnpolizeistation nach dem dem Schweinelaster-Unfall und die anschließende Behandlung im Krankenhaus, so ist jetzt ein Gespräch mit seinem Vater dran.
- Gespräch kann man das eigentlich nicht nennen, zumindest ist es nicht symmetrisch, denn der Vater schreit fast nur und schlägt auch zu.
- Man könnte aber auch sagen, dass Maik seinem Vater überlegen ist, denn er durchschaut die Situation, während sein Vater sich nur seiner Wut hingibt.
- Außerdem versucht er, den eigenen Sohn und indirekt damit auch sich selbst aus der Sache möglichst günstig herauszubekommen, indem er alle Schuld auf Tschick schieben will.
- In diesem Zusammenhang wird deutlich, welch ein Ausmaß an Vorurteilen der Vater gegenüber dem Jungen hat, der zu einem wirklichen Freund für Maik geworden ist.
- Interessant auch, wie hemmungslos der Vater versucht, mit sachfremden „Argumenten“ wie seinem schönen Haus bei dem Mann von der Jugendgerichtshilfe Eindruck zu machen.
- Die Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn endet dann mit einem finalen Schlag, der Maik für einige Zeit ins Bett befördert.
- Die Mutter sitzt wieder ziemlich alkoholisiert dabei und jammert nur ein bisschen rum, greift aber nicht wirklich ein.
- Das wirkliche Ende des Kapitels aber wird bestimmt von dem Satz: „Und ich freute mich darauf, Tschick wiederzusehen.“ Das wiegt eigentlich alles auf, was der Vater vorher über diesen Jungen losgelassen hat.
Kapitel 46 (S. 232-236): Die Gerichtsverhandlung
- Gleich zu Beginn zeigt Maik wieder einmal, wie viel er aus äußeren Eindrücken machen kann. Es geht um das Gerichtsgebäude, das ihm einen Eindruck von „Terror“ vermittelt.
Anregung: Hier könnte man überlegen, was damit genau gemeint ist, denn um echten Terror handelt es sich natürlich nicht. Es muss etwas anderes sein, was er damit ausdrücken will. Am besten verbindet man es mit dem Schlusssatz des Absatzes: „dass ich in meinem Leben nie wieder ein Kaugummi klauen würde“. - Interessant auch, wie Maik alltägliche Fernseh-Erfahrungen mit seiner Gegenwart verbindet („Richterin Barbara Salesch“)
- und wie er sein Gesamtgefühl zusammenfasst: „man denkt, man ist auf seiner eigenen Beerdigung“ (bis hierhin alle Zitate auf S. 232)..
- Sehr intensiv und eigenwillig kommentiert Maik dann auch das weitere Geschehen, vor allem sein Gespräch mit dem Richter, bei dem er im Gegensatz zum Plan seines Vaters „immer mehr oder weniger die Wahrheit“ (233) sagt.
- An der Grenze zur Satire ist dann, dass der Richter ihm die Antwort auf die entscheidende Frage, was das Ganze sollte, in den Mund legt: „Fun“ (233). Das nutzt Maik dann für eine ganz eigene Erklärung, die er aber für sich behält. Für den Leser ist sie aber sehr aufschlussreich:
„Aber ich hätte ja auch schlecht sagen können, was ich in der Walachei gewollt hatte. Ich wusste es nicht. Und ich war mir nicht sicher, ob sich der Richter stattdessen für meine Geschichte mit Tatjana Cosic interessieren würde. Dass ich diese Zeichnung für sie gemacht hatte und dass ich eine Riesenangst hatte, der größte Langweiler unter der Sonne zu sein, und dass ich einmal im Leben wenigstens kein Feigling sein wollte, und deshalb sagte ich, dass das mit dem Fun schon irgendwie richtig wäre.“ (233/2) - Bezeichnend ist, dass Tschick zum Glück für Maik dann unabhängig von ihm die Sache genauso dargestellt hat, einschließlich der Schonung der Sprachtherapeutin. Das zeigt, wie sehr sie sich angenähert haben und ähnlich denken.
- Dazu passt auch, wie sehr die beiden Freunde versuchen, den jeweils anderen zu schonen, was die Schuldfrage angeht.
- Im Kontrast dazu steht dann das, was der Vertreter der Jugendhilfe einbringt, ganz im Sinne des Vaters, aber offensichtlich mit wenig Erfolg.
- Denn am Ende wird deutlich, dass diese Verhandlung schon so etwas wie eine Art Rechtsfrieden hervorgebracht hat – zumindest bei Maik:
„Zum Schluss kam noch stundenlange moralische Ermahnungen, aber es waren eigentlich sehr okaye Ermahnungen. Nicht wie bei meinen Vater oder in der Schule immer, sondern schon eher so Sachen, wo man dachte, es geht am Ende um Leben und Tod, und ich hörte mir das sehr genau an, weil mir schien, dass dieser Richter nicht gerade endbescheuert war. Im Gegenteil. Der schien ziemlich vernünftig. Und er hieß Burgmüller, falls es jemanden interessiert.“ (236) - Anregung: Über den Unterschied zwischen dieser Ermahnung und der des Vaters, die der Leser ja kennt, lohnt es sich nachzudenken. Man könnte sogar mal versuchen, dieses Schlusswort des Richters auszuformulieren.
Kapitel 47/48: Wieder in der Schule – Maik plötzlich im Mittelpunkt
- Im vorletzten Kapitel geht es wieder um die Schule, wo Maik jetzt zum ersten Mal erfährt, wie es ist, wenn man sich für ihn interessiert.
- Das beginnt mit einem Zettel von Tatjana, mit dem sie ihn angesichts seiner noch sichtbaren Verletzungen fragt, was ihm denn zugestoßen sei.
- Maik antworte zunächst ausweichend, nennt aber auf Nachfrage dann doch noch einige Höhepunkte seiner Reise mit Tschick.
- Als dieser Zettel dann in die Hände des Lehrers fällt, macht der erst mal die übliche Show und trägt den Inhalt genüsslich kommentierend vor.
- Zu seiner großen Überraschung handelt es sich aber nicht um Angeberei, sondern zwei plötzlich auftauchende Polizisten bestätigen durch ihr Erscheinen, dass Maik wirklich Außergewöhnliches erlebt hat.
- Es geht zwar nur um einen zweiten Autodiebstahl, mit dem Maik und Tschick aber nichts zu tun haben können.
- Aber am Ende nutzt Maik das Ende der Stunde, um sich in Anwesenheit der Polizisten selbst noch mal cool in Szene zu setzen.
- Damit hat sich das bestätigt, was Maik (siehe eine andere Textstelle aus der Gerichtsverhandlung) sich erhofft hatte, nämlich nicht mehr als Langweiler zu gelten.
- Außerdem kann er sich jetzt Hoffnungen machen, dass sich die von ihm angebetete Tatjana vielleicht doch längere Zeit für ihn interessiert.
Kapitel 49: Brief von Isa und Ausbruch mit der Mutter
- Das plötzliche Interesse von Tatjana an Maik ist dann auch gleich die Verbindung zum letzten Kapitel.
- Plötzlich taucht über einen Brief Isa wieder im Leben Maiks auf und er hat die Chance, sie früher als erst in 50 Jahren wieder zu sehen.
- Zu Hause angekommen gibt Maik seiner Mutter gegenüber zu, dass er sich verliebt hat. Er weiß aber zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr, ob er Tatjana oder Isa mehr liebt. Bei letzterer hält er es zumindest für möglich, dass seine Liebe auch erwidert wird.
- Nach diesem persönlichen Höhepunkte im Leben Maiks bekommt er plötzlich mit, dass seine Mutter, die von ihrem Mann verlassen worden ist, das gemeinsame Wohnungsinventar im Pool versenkt. Als Begründung bekommt er zu hören, dass nur das im Leben zähle, was einem wirklich etwas bedeutet.
- Am Schluss des Buches springen Maik und seine Mutter auch selbst noch in den Pool und versuchen unter Wasser die Luft möglichst lange anzuhalten. Das dürfte ein Signal dafür sein, dass sie erst mal nur für sich sein wollen, statt immer Rücksicht auf andere Leute zu nehmen.
Weiterführende Hinweise
- Zu den weiteren Kapiteln des Romans „tschick“
- Weitere Infos zu dem Roman „tschick“ in unserem Stichwortverzeichnis zum Buchstaben „T“
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