29-5 Wohin entwickelt sich die Welt?

Was sagt der Buch-Auszug (siehe unten) zur Zukunft der Welt?

Das Folgende ist mit freundlicher Genehmigung des Verfassers des E-Books „Geschichte für Durchblicker“ entnommen.

Das Buch entstand vor einigen Jahren. Deshalb sind nicht alle aktuellen  Entwicklungen aufgenommen – aber es gibt doch genügend Impulse und Denkanstöße.

Die wichtigsten Aussagen des Buch-Auszugs:

  1. wird noch gefüllt!

1.14     Wohin entwickelt sich die Welt?

Die Hauptverfechter einer immer intensiveren europäischen Einigung sind sich sicher, dass das Modell der parlamentarischen Demokratie und der auch sozialen Menschenrechte das Fortschrittlichste überhaupt ist und auf Dauer von allen anderen Weltgegenden übernommen werden sollte und wohl auch wird.
Man kann nur hoffen, dass sie Recht haben – denn immerhin herrscht in Kerneuropa seit fast 70 Jahren Frieden und ein relativ hohes Maß an sozialer Sicherheit. Aber es gibt vielfältige Bedrohungen:

China

Da ist zum einen eine neue asiatische Supermacht China, die sich in vielem zwar zunehmend westlich präsentiert, die aber nach außen und innen vieles zeigt, was Europäer nur irritieren kann: Von der immer noch nicht verarbeiteten Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens bis hin zu starken Machtansprüchen gegenüber den Nachbarstaaten in der Region.

Islam

Zum anderen ist da ein Islam, der zum einen Europa auf ganz neue, friedliche Weise zu erobern beginnt, einfach, weil Menschen zu uns kommen, die hier ein besseres Leben suchen und uns auch bereichern können, kulturell wie wirtschaftlich. Auf der anderen Seite kommen uns damit auch die unbewältigten inneren und äußeren Konflikte der Weltgegenden südlich und östlich des Mittelmeeres sehr nah. Was sich im Sommer 2014 zwischen Syrien und dem Irak an neuem „Kalifat“ der Isis herausbildet, ist für jeden Anhänger von Menschenrechten äußerst beunruhigend.

Globalisierung und Bankenmacht

Daneben gibt es aber auch innere Ungewissheiten, was das Überleben einer sozialen Marktwirtschaft angesichts von Globalisierung und Bankenmacht angeht oder auch die parlamentarische Demokratie. Gerade der Ukraine-Konflikt macht deutlich, dass die Mehrheitsdemokratie nur funktionieren kann, wenn die Minderheit auch bereit ist, das Votum der Mehrheit zu akzeptieren – und diese wiederum maßvoll und ausgleichend agiert.

Ein „schwankender Westen“?

Sehr skeptisch ist der ehemalige Richter am Bundesverfassungtsgericht Udo Di Fabio, der in einem 2015 erschienenen Buch mit dem Titel „Schwankender Westen“ darauf hinweist, „Wie sich ein Gesellschaftsmodell neu erfinden muss“. Das Problem ist nur, dass er im wesentlichen die Schwierigkeiten beschreibt, in denen der Westen steckt – von der Finanzkrise über die Griechenland- bzw. Eurokrise bis hin zur Frage des Umgangs mit dem Islam. Weniger präzise ist das Buch in der Frage, wie die „Neuerfindung“ letztlich aussehen könnte.

Ein „schreckliche Kinder der Neuzeit“?

Erstaunlich oder auch vielleicht nicht, dass in diesem Zusammenhang der Blick wieder auf andere Zeiten und andere Lösungsmodelle gerichtet wird, wie es zum Beispiel Peter Sloterdijk 2014 in seinem Buch „Die schrecklichen Kinder der Neuzeit. Über das anti-genealogische Experiment der Moderne“ tut. Vielleicht wird in Zukunft häufiger die Frage gestellt werden, ob alles falsch war, was es vor 1914 gab. Dass niemand jemals wieder Lösungsansätze ausprobieren möchte, wie sie in Russland ab 1917 und dann in Deutschland ab 1933 versucht wurden, bleibt zu hoffen und ziemlich sicher. Aber die Gefahr des Totalitären ist nicht aus der Welt.

Keine Chance auf Dauer gegenüber neuen Kräften?

Einen ähnlichen Ansatz hat übrigens schon der französische Soziologe Gilles Kepel Ende des 20. Jahrhunderts in seinem Buch „“La revanche de dieu“ (auf Deutsch: Die Rache Gottes: Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch) vertreten. Nachdem die Aufklärung und die Moderne viele Erwartungen enttäuscht hat, bekommen jetzt die wieder Zulauf und greifen nach der Diskurs- und Straßenmacht, die ihr Heil in der Transzendenz suchen, eine göttliche Macht hinter den Dingen. Besonders der scheinbar unaufhaltsame Vormarsch des sog. „Islamischen Staates“ im Irak und in Syrien zeigt, wieviel unheimliche Kraft im religiösen Radikalismus liegt. Zugleich zeigt sich das politische Establishment des Westens immer weniger fähig, Werte wie Demokratie und Menschenrechte mit Leben zu füllen und auch abwehrstark zu machen. Die Massen in den Demokratien sind noch im Kaufrausch oder mit einem zunehmenden Überlebenskampf im Alltag beschäftigt und zwingen ihre Volksvertreter und Regierungen bisher nicht, alte Grundlagen neu zu beleben oder tragfähige neue zu schaffen. Man denke nur an das Asylrecht und die sog. Willkommenskultur für Einwanderer, auf die kein Mensch mit Herz und Verstand verzichten will, die aber mit Konzept und wirklichem Leben gefüllt werden müssten.
Das fehlt vor allem, weil die Eliten des Westens nach wie vor mehr mit dem eigenen Fortkommen und dem Schwelgen in schönen Träumen beschäftigt sind, als mit dem Auf- und Ausbau pragmatisch brauchbarer Verhältnisse. Schließlich kommt es darauf an, das Unglück der Völker und Menschen weiter an vielen kleinen Stellen zu verringern, statt ihr vermeintliches Glück in großen Experimenten „auf Teufel kaum raus“ vermehren zu wollen.

Notwendige Aktualisierung

Man sieht deutlich, dass die Auszüge aus dem E-Book „Geschichte für Durchblicker“ nicht die Entwicklung bis in das Jahr 2020 wiederspiegeln. Dementsprechend sollten hier noch Ergänzungen erfolgen.

Weiterführende Hinweise