Wohin entwickelt sich die Welt? (Mat1929-29-5)

Aktualisierung aus  aktueller Perspektive

Ursprünglich gab es hier ein Kapitel aus dem E-Book „Geschichte für Durchblicker“, das uns vom Autor überlassen wurde.

Allerdings hat die Welt sich seit 1990 so rasant weiterentwickelt, dass wir diesen Teil der Betrachtung der Geschichte völlig neu gefasst haben.

Weltpolitik 1990–2025: Ein Überblick für Schülis

Dieser Text fasst die wichtigsten Entwicklungen der Weltpolitik seit dem Ende des Kalten Krieges zusammen. Die Darstellung ist bewusst einfach gehalten und soll dabei helfen, die großen Zusammenhänge zu verstehen. Jeder Abschnitt bringt Beispiele, die man auch im Unterricht gut diskutieren kann.

Kurzüberblick in 10 Abschnitten

Das Ende des Kalten Krieges (1989–1991)

Mit dem Zerfall der Sowjetunion und der Wiedervereinigung Deutschlands endete die Blockkonfrontation zwischen Ost und West. Viele Menschen hofften auf eine sogenannte Friedensdividende – also weniger Rüstungsausgaben und mehr Wohlstand für alle. Der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama sprach sogar vom „Ende der Geschichte“: Er meinte, dass sich die westliche Demokratie weltweit durchsetzen werde.

Die 1990er-Jahre: Die USA als einzige Supermacht

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion waren die USA die dominierende Macht. Sie versuchten, die Welt nach westlichen Werten zu ordnen. Die NATO griff zum ersten Mal außerhalb ihres Bündnisgebiets ein, etwa im Jugoslawien-Krieg (Bosnien, Kosovo).

Kriege im ehemaligen Jugoslawien

In den 1990er-Jahren zerfiel Jugoslawien. Es kam zu brutalen Bürgerkriegen mit ethnischen Säuberungen. Die NATO griff 1999 im Kosovo militärisch ein, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern.

Der 11. September 2001 und der Krieg gegen den Terror

Nach den Anschlägen in den USA begann der Krieg gegen den Terror. Die USA und ihre Verbündeten marschierten 2001 in Afghanistan ein, um die Taliban zu stürzen. 2003 folgte der Irakkrieg gegen Saddam Hussein. Ziel war es, Diktaturen zu beseitigen und Demokratien aufzubauen. Doch das gelang nur teilweise, viele Länder blieben instabil.

Der Arabische Frühling und Libyen (2011)

In vielen arabischen Ländern gingen Menschen 2011 gegen Diktatoren auf die Straße. In Tunesien gelang ein demokratischer Übergang, in Syrien begann ein bis heute andauernder Bürgerkrieg. In Libyen griff die NATO ein und stürzte das Regime von Gaddafi. Doch danach zerfiel das Land in verschiedene Machtzentren – eine stabile Friedensordnung entstand nicht.

Die Niederlage des Westens in Afghanistan (2021)

Nach 20 Jahren Krieg zogen die westlichen Truppen 2021 aus Afghanistan ab. Die Taliban übernahmen sofort wieder die Macht. Das zeigte, wie schwer es ist, durch militärische Einsätze dauerhafte politische Veränderungen zu erzwingen.

Die Ukraine-Krise und der Krieg ab 2022

Schon 2014 kam es zur Annexion der Krim durch Russland und zu Kämpfen im Osten der Ukraine. 2022 folgte dann die großangelegte Invasion Russlands in die Ukraine. Der Krieg dauert bis heute an und hat weltweite Folgen, etwa bei Energie- und Getreidepreisen.

Die NATO-Osterweiterung

Seit 1999 traten viele osteuropäische Länder der NATO bei, darunter Polen, Tschechien und die baltischen Staaten. Für diese Länder bedeutete das mehr Sicherheit. Russland aber sah sich dadurch zunehmend bedroht. Zuletzt traten Finnland (2023) und Schweden (2024) der NATO bei.

Eine multipolare Weltordnung entsteht

Die Welt ist nicht mehr nur von einer Supermacht geprägt. Neben den USA haben China, Indien und andere Länder an Einfluss gewonnen. Staaten wie Brasilien, Südafrika oder auch der Iran suchen in Gruppen wie den BRICS oder der Shanghai-Kooperation mehr Mitsprache. Das zeigt: Es gibt nicht mehr nur „den Westen“, sondern viele Machtzentren.

Afrika und die zweite Entkolonisierung

Viele afrikanische Staaten sind seit Jahrzehnten formal unabhängig. Doch oft blieben sie wirtschaftlich von den früheren Kolonialmächten abhängig. Heute fordern sie mehr Selbstbestimmung – etwa durch eigene Währungen, neue Partnerschaften und die Nutzung eigener Rohstoffe. Besonders in der Sahelzone gibt es viele Konflikte, die auch mit diesem Wandel zusammenhängen.

Rote Fäden (Zusammenhänge)

  • Vom unipolaren Moment nach 1990 zu einer multipolaren Ordnung heute.
  • (Selbst-)Befreiung afrikanischer Staaten und Völker aus einer Selbstständigkeit, die viele Jahrzehnte durch die ehemaligen Kolonialmächte real eingeschränkt wurde – besonders in den ehemaligen französischen Kolonien in Afrika.
  • Militärische Eingriffe konnten selten stabile Demokratien schaffen (Afghanistan, Irak, Libyen).
  • Die NATO-Osterweiterung brachte Schutz für Osteuropa, verschärfte aber die Spannungen mit Russland.
  • Weltpolitik ist heute eng mit Wirtschaft, Klima, Energie und Technologie verknüpft.
  • Globale Herausforderungen wie Pandemien oder Klimawandel lassen sich nur gemeinsam lösen.

Fragen zum Weiterdenken

  • Was meinte Fukuyama wirklich mit dem „Ende der Geschichte“?
  • Warum scheiterten viele militärische Versuche, Demokratien aufzubauen?
  • Welche Chancen und Risiken bringt die neue multipolare Weltordnung?
  • Wie beeinflusst der Klimawandel politische Konflikte?

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