„tschick“- Kapitel 23: Existenzialismus, Teil 1

Es gibt zwei Textstellen im Roman „tschick“, die man besser versteht, wenn man weiß, was „Existenzialismus“ ist.

Zunächst die erste Textstelle aus dem Kapitel 23, S. 117/118″

  • „… aber ich musste die ganze Zeit auf die Rentner gucken, die aus diesen Bussen quollen. Denn es waren ausschließlich Rentner.
  • Sie trugen alle braune oder beige Kleidung und ein lächerliches Hütchen, und wenn sie an uns vorbeikamen, wo es eine kleine Steigung raufging, schnauften sie, als hätten sie einen Marathon hinter sich.
  • Ich konnte mir immer nicht vorstellen, dass ich selbst einmal so ein beiger Rentner werden würde.
  • Dabei waren alle alten Männer, die ich kannte, beige Rentner. Und auch die Rentnermnen waren so. Alle waren beige.
  • Es fiel mir ungeheuer schwer, mir auszumalen, dass diese alten Frauen auch einmal jung gewesen sein mussten. Dass sie einmal so alt gewesen waren wie Tatjana und sich abends zurechtgemacht hatten und in Tanzlokale gegangen waren, wo man sie vermutlich als junge Feger oder so was bezeichnet hatte, vor fünfzig oder hundert Jahren.
  • Nicht alle natürlich. Ein paar werden auch damals schon öde und hässlich gewesen sein.
  • Aber auch die Öden und die Hässlichen haben mit ihrem Leben wahrscheinlich mal was vorgehabt, die hatten sicher auch Pläne für die Zukunft. Und auch die ganz Normalen hatten Pläne für die Zukunft,
  • und was garantiert nicht in diesen Plänen stand, war, sich in beige Rentner zu verwandeln.
  • Je länger ich über diese Alten nachdachte, die da aus den Bussen rauskamen, desto mehr deprimierte es mich. Am meisten deprimierte mich der Gedanke, dass unter diesen Rentnerinnen auch welche sein mussten, die nicht langweilig oder öde gewesen waren in ihrer Jugend. Die schön waren, die Jjahrgangsschönsten, die, in die alle verliebt gewesen waren, und wo vor siebzig Jahren jemand auf seinem Indianerturm gesessen hat und aufgeregt war, wenn nur das Licht in ihrem Zimmer anging.
  • Diese Mädchen waren jetzt auch beige Rentnerinnen, aber man konnte sie von den anderen beigen Rentnermnen nicht mehr unterscheiden. Alle hatten sie die gleiche graue Haut und fette Nasen und Ohren, und das deprimierte mich so, dass mir fast schlecht wurde.“

Die Textstelle zeigt:

  1. dass Maik überhaupt jemand ist, der nicht nur wahrnimmt, was offensichtlich ist. Er macht sich auch darüber hinausgehende Gedanken, bezieht andere Erfahrungen mit ein.
  2. Vor allem ist er in der Lage, über den aktuellen Zeithorizont hinauszugehen: zum einen in die Jugend dieser alt gewordenen Menschen – und dann auch in die möglicherweise ihm und seiner Generation ebenfalls bevorstehende.
  3. Sehr deutlich wird der Gegensatz zwischen den Jugendhoffnungen zumindest eines Teils dieser Rentnergruppe und der aktuellen Realität.
  4. Am Ende wird deutlich, dass die Realität sowohl der negativen Veränderung als auch des Bewusstseins, dass manche schon in der Jugend im übertragenen Sinne alt waren, ihn erschüttert.

Wir setzen das hier noch fort, verweisen aber schon mal auf eine Seite, in der das Phänomen des Existenzialismus vorgestellt wird. Außerdem wird dort auf die Gipfel-Episode schon mal eingegangen.

https://textaussage.de/existenzialismus-im-roman-tschick