Wulf Kirsten, „Ausflug“

Anmerkungen zum Gedicht „Ausflug“ von Wulf Kirsten

Auswertung der Überschrift

  • Die Überschrift des Gedichtes deutet nur eine ungefähre Richtung an, dass da jemand mal kurzzeitig aus seiner normalen Alltagswelt ausbricht.
  • Überlegt man, in welchen Kontexten das Wort Ausflug auftaucht, fallen einem eigentlich nur der Schulausflug und der Familienausflug ein. Natürlich kann es sich bei einer Kreuzfahrt zum Beispiel auch um ein besonderes Highlight für eine Reisegruppe handeln.

Versgruppe 1

  • Die erste Versgruppe machten deutlich, dass hier eher eine negative Veranstaltung stattfindet, die kaum Zeit hat für die Natur und sie auch gar nicht wirklich wahrnimmt.
  • Bezeichnend ist, dass der Ruf, der aus den Kronen der Bäume heraus kommt und den Sommer entweder ankündigt oder feiert, nur lautlos im Reisebus zum Beispiel wahrgenommen werden kann. D.h., es gibt ihn eigentlich nur in einer verkümmerten Form.
  • Sehr schön am Ende auch der Hinweis darauf, dass es bei diesem Ausflug auch schnarchende Schläfer gibt.

Versgruppe 2

  • Die ersten beiden Zahlen der zweiten Strophe beziehen sich dann auf etwas, was zumindest früher in Reisegruppen üblich war, dass da plötzlich jemand ein Lied anstimmen ließ, das möglicherweise etwas Stimmung aufkommen ließ, die aber mit der Realität nicht viel zu tun hat.
  • Die nächsten beiden Zeilen beschreiben dann wohl die Reisegruppe und heben einfach äußere Utensilien hervor, die im wahrsten Sinn des Wortes „aufgesetzt“ sind, also nicht wirklich etwas mit dem Leben der Reisenden zu tun haben.
  • Die vorletzte Zeile dieser Versgruppen macht dann deutlich, dass das Ziel dieser Reise vor allem ein Lokal ist, bei dem der Wald höchstens als Kulisse fungiert.
  • Die letzte Zeile präsentiert den Anfang eines bekannten Wanderliedes, das bezeichnenderweise im Gedicht schon nach dem dritten Wort abgebrochen wird, wohl um anzudeuten, dass es hier nur um das Singen als Ritual geht und der Inhalt des Liedes eigentlich egal ist.

Versgruppe 3

  • Die letzte Versgruppe macht im Hinblick auf den Berg als ein mögliches Ausflugsziel deutlich, dass der nur abgetreten wird, von einer wirklichen Begegnung mit der Natur ist keine Rede. Zurückbleibt auch eher eine beschädigte Natur.
  • Das Ziehen des Hutes durch den Berg könnte deutlich machen, dass in der Vorstellung der Reisenden der Berg sich genauso verhält wie sie selbst. Auf jeden Fall wird deutlich, dass man hier über eine minimale Begegnung und über konventionelles Verhalten nicht hinauskommt.
  • Es ist schon eine beeindruckende Idee, das Verhältnis dieser Reisenden zu ihrem angeblichen Objekt der Begierde zu vergleichen mit einer flüchtigen Begegnung, bei der man sich nur kurz sieht und sich schnell von einander wieder entfernt.
  • In den folgenden Zeilen wird dann hervorgehoben, wie weit entfernt die wirkliche Welt diesen Reisenden bleibt. Und dann noch eine überraschende Verschärfung: Wenn jemand ein Fernglas dabei hat, sieht er nur scheinbar mehr, was dann durch die Wendung „böhmische Dörfer verdeutlicht“ wird.

Aussage und Bedeutung

Insgesamt ein Gedicht, das deutlich macht, wie das Freizeitverhalten vieler Menschen zur Zeit der Entstehung des Gedichtes ausgesehen hat, und zwar im Hinblick auf ein nicht stattfindendes Naturerlebnis.

Anregung: Viele und vor allem junge Menschen werden sich eine solche Art von Ausflügen kaum noch antun. Die Frage bleibt aber, ob man heute die Natur mehr wahrnimmt, wenn man auf einem Mountainbike durch sie hindurchrast. Es soll ja Wanderer geben, die an bestimmten Stellen im Wald große Angst haben vor einer solchen Begegnung, bei der sie genauso überrollt werden können wie die Natur im Gedicht.

Mat1747 © Helmut Tornsdorf – www.schnell-durchblicken.de – Tipps und Tricks für das Überleben im Schulalltag

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