Goethe, „Faust“ – Inhalt und wichtige Textstellen, Teil 2: Von „Auerbachs Keller“ bis „Marthens Garten“ (Mat4553)

Faust: Wichtige Textstellen / Zitate, Teil 2 : Von „Auerbachs Keller“ bis „Marthens Garten“

Wie im ersten Teil geben wir jeweils einen Überblick über den Inhalt und nennen dann die entscheidenden Textstellen.

Wichtig ist uns jeweils auch die Einordnung in den großen Plan, wie er im „Prolog im Himmel“ und im „Studierzimmer“ entwickelt wird.

Deshalb präsentieren wir hier noch mal das zentrale Ergebnis aus dem Eröffnungsteil:

Darunter dann ein Schaubild der Entwicklung zwischen „Nacht““ bis „Gretchens Stube“

Vorher noch ein kurzer Hinweis zu unserem Video, das alle drei Teile kurz vorstellt.

Video zu diesem Thema:

  • Wir haben zu diesem Thema auch ein Video gemacht, das auf Youtube unter dieser Adresse abgerufen werden kann:
    https://youtu.be/JgCcyTA5pMU
  • Die Dokumentation zum Video gibt es hier.

 

Mat1277 SB Faust Zitate 1

Das folgende Schaubild stellt die wesentlichen  Zitate zusammen, von Fausts Eröffnungs-Monolog in der Szene „Nacht“ bis zu Gretchens Bereitschaft, mit Faust unterzugehen.

Besonders interessant:

  1. Die Veränderung bei Faust vom Wissensdrang bis zur Erlebnislust, die bis zum eigenen Untergang reichen kann
  2. Das Missverständnis zwischen Faust und vor allem Mephisto, der glaubt, diese Tiefen- und Höhenlust bei Faust mit niederen Lustbarkeiten befriedigen zu können.
  3. Dann auch gleich in Auerbachs Keller der erste Reinfall für Mephisto,
  4. dann in der Hexenküche allerdings die Verwandlung des inzwischen durchaus romantischen Professors in einen Verführer, der zum Liebhaber wird.
  5. Schließlich der erneute Durchbruch der „zwei Seelen“ in Faust: Auf der einen Seite die Tiefen-Erkenntnis völlig neuer Erfahrungsbereiche, auf der anderen Seite auch ein Schuldgefühl, das aber am Ende doch bereit ist, die Geliebte mit sich „zerscheitern“ zu lassen, was Faust aber vorher schon als Schicksal der gesamten Menschheit betrachtet hat.
  6. Schließlich Gretchens Hingabe bis zur Bereitschaft, an Fausts Küssen zu „vergehen“.
  7. Ausblick:
    Damit sind alle Bausteine zusammen für den sich tragisch entwickelnden Schlussteil,
  8. der nur etwas dadurch aufgehellt wird, dass Gretchen von einer „Stimme von oben“ als „gerettet“ bezeichnet wird, während Faust noch für fünf lange Akte des zweiten Teils an Mephisto und seinen Gang durch die große Welt geklammert bleibt.
  9. Bis auch er schließlich zunächst betrogen
  10. und dann von Gretchen und ihren himmlischen Kräften auch gerettet wird.

 

Mat1277 Teil2 Faust Zitate bis Gs Stube

Szene 5: „Auerbachs Keller in Leipzig“ (2073-2336)

  • Mephisto zeigt Faust seine Welt, von der er annimmt, dass sie dem vergeistigt-verzweifelten Professor auch gefallen und ihn ablenken wird.
  • Faust zeigt sich aber sehr reserviert und erklärt schließlich kurz und knapp: „Ich hätte Lust, nun abzufahren.“ (2296)
  • Damit zeigt sich deutlich, dass Mephistos Plan („flache Unbedeutenheit“, ca. 1861) erst mal schief gegangen ist.

Szene 6: „Hexenküche“ (2337-2604)

  • Faust soll einen Verjüngungstrank bekommen, damit er lockerer im Umgang mit Frauen wird.
  • Er macht aber gleich am Anfang klar: „Mir widersteht das tolle Zauberwesen!“ (2337)
  • Dann sieht er aber das Bild einer schönen Frau und ist ganz begeistert davon:
    „Was seh‘ ich? Welch ein himmlisch Bild / Zeigt sich in diesem Zauberspiegel! / O Liebe, leihe mir den schnellsten deiner Flügel, /Und führe mich in ihr Gefild!“
  • Er bekommt dann den Zaubertrank und Mephisto kündigt an, als Faust noch einmal das schöne Bild sehen will:
    „Nein! Nein! Du sollst das Muster aller Frauen / Nun bald leibhaftig vor dir sehn. / Du siehst, mit diesem Trank im Leibe, /Bald Helenen in jedem Weibe.“.
  • Das läuft dann direkt auf Gretchen zu – die wird dann zum Objekt der Begierde.

Szene 7: „Straße “ (2605-2677)

  • Faust trifft auf der Straße Gretchen und will sie nach Hause begleiten.
  • wird von ihr abgewiesen.
  • Faust erklärt gegenüber Mephisto ganz offen seinen „Appetit“ (2654) und verlangt von ihm, ihm eine zweite Begegnung zu verschaffen.

Szene 8: „Abend “ (2679-2804)

  • Gretchen denkt zunächst noch über ihre Begegnung nach und zeigt sich durchaus noch interessiert.
  • Nach ihrem Verschwinden lässt Mephisto Faust in das Zimmer und dieser stellt tief beeindruckt fest:
    „In dieser Armut welche Fülle! / In diesem Kerker welche Seligkeit!“ (2693/4) und etwas später: „Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich.“ (2708).
  • Schließlich macht er die Veränderung auch ganz explizit deutlich, die in ihm vorgegangen ist:
    „Armsel’ger Faust! ich kenne dich nicht mehr. / Umgibt mich hier ein Zauberduft? / Mich drang’s, so grade zu genießen, / Und fühle mich in Liebestraum zerfließen!“ (2720ff).
  • Mephisto bringt ein Schmuckkästchen im Zimmer unter.
  • Gretchen kommt zurück, findet es „schwül“ und „dumpfig“ und singt das Lied vom König in Thule, das Liebessehnsucht bis in den Tod ausdrückt.
  • Sie findet dann das Kästchen und schmückt sich mit dem Schmuck, fühlt sich aber nicht wohl in seinem Bann.

Szene 9: „Spaziergang “ (2805-2864)

  • Mephisto erzählt Faust, dass Gretchens Mutter den Schmuck dem Pfarrer gegeben hat.
  • Faust verlangt von Mephisto neuen Schmuck und einen Kontakt über die Nachbarin Gretchens.

Szene 10: „Der Nachbarin Haus “ (2865-3024)

  • Gretchen bei der Nachbarin, die von ihrem Mann verlassen worden ist.
  • Die gibt ihr den Rat, den neuen Schmuck bei ihr zu verstecken.
  • Mephisto kommt herein und informiert die Nachbarin über den Tod ihres Mannes.
  • Er bringt Faust als angeblichen Zeugen ins Spiel.

Szene 11: „Straße“ (II) (3025-3072)

Szene 12: „Garten“ (3073-3204)

  • Vierergesproch zu zwei Paaren
  •  Gretchen möchte wissen, wie Faust wirklich zu ihr steht.
  • Sie erzählt von ihrem pflichtbewussten Leben.
  • Faust macht Annäherungsversuche. Als der Blumentest positiv verläuft, stellt Gretchen fest:
    „Er liebt mich!“
    und Faust bestätigt: „Ja, mein Kind! Laß dieses Blumenwort / Dir Götterausspruch sein. Er liebt dich! / Verstehst du, was das heißt? Er liebt dich!“ (3183ff)
  • Das ist zuviel für Gretchen und sie läuft erst mal weg.

Szene 13: „Ein Gartenhäuschen“ (3205-3216)

  • Im Gartenhäuschen kommt es zum ersten Kuss zwischen Faust und Gretchen.
  •  Gretchen äußert deutlich ihre Liebesgefühle, erkennt aber nach dem Abgang Fausts mit Mephisto:
    „Du lieber Gott! was so ein Mann /Nicht alles, alles denken kann! / Beschämt nur steh‘ ich vor ihm da, / Und sag‘ zu allen Sachen ja. / Bin doch ein arm unwissend Kind, / Begreife nicht, was er an mir find’t.“ (3212ff)

Szene 14: „Wald und Höhle“ (3217-3373)

  • Eine der wichtigsten Szenen in Faust I, weil hier eine sehr unterschiedliche Zwischenbilanz gezogen wird.
  • Zunächst bedankt sich Faust in einem Monolog enthusiastisch über die Intensität seiner Natur- und Selbst-Erfahrung:
    „Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles, / Warum ich bat.“ (3217)
  • Dann aber erfolgt in 3240 der Rückschlag, der stark an die Selbsteinschätzung der zwei Seelen erinnert:
    „O dass dem Menschen nichts Vollkommnes wird, / Empfind‘ ich nun. Du gabst zu dieser Wonne, / Die mich den Göttern nah und näher bringt, / Mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr / Entbehren kann, wenn er gleich, kalt und frech, / Mich vor mir selbst erniedrigt, und zu Nichts, / Mit einem Worthauch, deine Gaben wandelt. / Er facht in meiner Brust ein wildes Feuer / Nach jenem schönen Bild geschäftig an. / So tauml‘ ich von Begierde zu Genuß, / Und im Genuß verschmacht‘ ich nach Begierde.“
  • Mephisto antwortet darauf eher ironisch, auf jeden Fall ohne wirkliches Verständnis. Er glaubt, Fausts Probleme seien leicht zu lösen, wenn er sich auf das Beisammensein mit Gretchen konzentriere: „Dir steckt der Doktor noch im Leib.“ (3277), während Faust eine „neue Lebenskraft“ anspricht, die ihm gerade sein aktueller „Wandel in der Öde schafft“. (3278/9)
  • Mephistos Beharren auf einem neuen Treffen mit dem einsamen Gretchen beantwortet Faust mit Selbstkritik:
    „Was ist die Himmelsfreud‘ in ihren Armen? /Lass mich an ihrer Brust erwarmen! / Fühl‘ ich nicht immer ihre Not? / Bin ich der Flüchtling nicht? der Unbehauste? /Der Unmensch ohne Zweck und Ruh“ (3348/9)
  • und dann im Hinblick auf Gretchen, die er aus ihrer „kleinen Welt“ gerissen habe:
    „Sie, ihren Frieden musst‘ ich untergraben! / Du, Hölle, musstest dieses Opfer haben!“ (3359/60)
  • Am Ende dann aber die Bereitschaft wieder zum vollen, auch tödlichen Risiko – wobei er aber bereit ist, Gretchen mit hineinzuziehen:
    „Teufel, mir die Zeit der Angst verkürzen! / Was muss geschehn, mag’s gleich geschehn! / Mag ihr Geschick auf mich zusammenstürzen / Und sie mit mir zugrunde gehn!“ (3363-3365).
    Mephisto bestätigt ihn am Ende nur darin: „Geh ein und tröste sie, du Tor!“ (3367)

Szene 15: „Gretchens Stube“ (3374-3413)

  • Parallel-Szene zu „Wald und Höhle“: Gretchen bestätigt das, was Faust an sich kritisiert:
    „Meine Ruh‘ ist hin, / Mein Herz ist schwer“ (3374)
  • Es folgt eine Fülle von Gefühlen des Bedürfnisses nach Nähe.
  • Schließlich gipfelt alles in dem Wunsch:
    „Mein Busen drängt / Sich nach ihm hin. / Ach dürft‘ ich fassen / Und halten ihn, / Und küssen ihn, / So wie ich wollt‘, / An seinen Küssen / Vergehen sollt‘!
  • Damit hat Gretchen am Ende genau den gleichen Punkt der Bereitschaft zur Selbstaufgabe, wie Faust es vorher formuliert hat.

Szene 16: „Marthens Garten“ (3414-3543)

  • Gespräch zwischen Gretchen und Faust zur Frage seines Glaubens
  • Faust beantwortet das eher aus der Position des Intellektuellen, während Gretchen dem eine ganz einfache persönliche Gläubigkeit entgegenstellt.
  • Letztlich erkennt sie, dass Faust nicht in ihrem Sinne Christ ist
  • und macht das vor allem an Mephisto fest, dessen teuflischen Charakter sie zumindest ahnt,
  • was Faust – halb für sich – bestätigt.
  • Die Szene endet damit, dass Gretchen bereit ist, ihrer Mutter ein Schlafmittel zu geben, um mit Faust ungestört zu sein.
  • Es wird deutlich, in welchem Ausmaß sie sich an Faust und das gemeinsame Schicksal ausliefert:
    „Seh‘ ich dich, bester Mann, nur an, / Weiß nicht, was mich nach deinem Willen treibt; / Ich habe schon so viel für dich getan, / Dass mir zu tun fast nichts mehr übrig bleibt.“ (3517ff)
  • Mephisto, der das Gespräch belauscht hat, und sich darüber lustig macht, wird von Faust massiv beschimpft: „Du Spottgeburt von Dreck und Feuer.“ (3536)

 

Übersicht über die Teile der Textstellen-Übersicht

Teil 1 – mit Hinweisen zu unserem Ansatz

Teil 2: Von „Auerbachs Keller“ bis „Marthens Garten

Teil 3: Von der Szene „Am Brunnen“ bis „Kerker

Weitere Infos und Materialien: