Das 4. Kapitel des Romans „tschick“.
Nach den positiven Erlebnissen mit der Schwesternschülerin kommt jetzt mit dem Arzt doch ein ziemliches Gegenmodell, das am Ende aber doch einigermaßen einvernehmlich endet.
Zitat 1 „Der Arzt ist weniger unterhaltsam“
- „Der Arzt ist weniger unterhaltsam. Das ist nur ein Stück Fleisch , sagt er, Muskel , sagt er, ist nicht schlimm, das wächst nach. Bleibt vielleicht ’ne kleine Delle oder Narbe , sagt er, das sieht dann sexy aus ,
- und das sagt er jeden Tag. Jeden Tag guckt er sich den Verband an und erzählt genau das Gleiche, dass da ’ne Narbe bleibt, dass das nicht schlimm ist, dass das später mal aussieht, als war ich im Krieg gewesen Als wärst du im Krieg gewesen, junger Mann, da stehen die Frauen drauf , sagt er,
- und es soll wohl irgendwie tiefsinnig sein, aber ich versteh den Tiefsinn nicht,
- und dann zwinkert er mich an, und meistens zwinker ich zurück, obwohl ich’s nicht verstehe. Schließlich hat der Mann mir geholfen, da helfe ich ihm auch.“
Die Stelle zeigt, dass
- dass es einen großen Unterschied gibt zwischen der natürlichen Freundlichkeit der „einfachen“ Schwesternschülerin und dem zum Profi gewordenen Arzt.
- Der Arzt ist ein typischer Vertreter der Menschen, die sich in bestimmten Situationen mit Schubladen-Wendungen helfen.
- Anregung: Diskutieren könnte man schon mal drüber, ob so eine Narbe einem das Image vergrößert.
- Anregung: Ggf. kann man dann auch noch überlegen, ob und inwieweit sie „sexy“ ist.
- Anregung: Interessant auch das Zwinkern am Ende – warum nutzt der Arzt das und was bedeutet es?
Zitat 2 „In die Walachei. Wo soll das sein?“
- „Er schließt den grünen Ordner und schaut mich lange an.
- [Arzt:] Und ich weiß ja nicht, geht mich vielleicht auch nichts an – aber das würde mich jetzt doch mal interessieren.
- [Arzt:] Du musst nicht antworten, wenn du nicht magst.
- [Arzt:] Aber – was wolltet ihr denn da eigentlich? Oder wohin? Keine Ahnung. Wie gesagt, du musst es nicht sagen. Ich frag nur interessehalber.
- [Maik:] Ich würd’s Ihnen sagen. Aber wenn ich’s Ihnen sage, glauben Sie’s eh nicht.
- [Arzt:] Glaube ich. Ich glaub dir alles.
- Er lächelt freundlich. Kumpelhaft.
- Es ist albern. Was ist schon albern?
- [Maik:] Das ist… na ja. Wir wollten in die Walachei.
- [Maik:] Sehen Sie, Sie finden’s doch albern.
- [Arzt:] Ich find’s nicht albern, ich hab’s nur nicht verstanden. Wohin? In die Walachei. Wo soll das sein?
- Er sieht mich interessiert an, und ich spüre, dass ich rot werde.
- Wir vertiefen das dann nicht weiter.
- Zum Schluss geben wir uns noch die Hand wie erwachsene Menschen,
- und ich bin irgendwie froh, dass ich seine Schweigepflicht nicht überstrapazieren musste.“
Die Stelle zeigt, dass
- Dass der Arzt als medizinischer Profi einen bestimmten Verdacht hat, nämlich, dass die Polizei bei ihrem Verhör die Kopfwunde verursacht hat.
- Dass der Arzt aber nicht ehrlich sagt, worum es geht.
- Anregung: „Es ist albern. Was ist schon albern?“ Wie ist das zu erklären, dass Maik hier seine Feststellung am Anfang in Frage stellt?
- Dass Maik hier schwankt zwischen Schweigen und Ehrlichkeit:
- Anregung: „Er sieht mich interessiert an, und ich spüre, dass ich rot werde.“ Warum wird Maik rot?
- Dass Maik am Ende sich doch positiv über das Gespräch äußert.
- Warum?
- Vor allem wird mal wieder deutlich am Ende, wieviel Humor in ihm steckt – langweilig ist er wirklich nicht.
Weiterführende Hinweise
- Zu den weiteren Kapiteln des Romans „tschick“
- Weitere Infos zu dem Roman „tschick“ in unserem Stichwortverzeichnis zum Buchstaben „T“
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