Wie „knackt“ man eine schwierige Geschichte?
Im Folgenden zeigen wir, wie man eine ziemlich „sperrige“ Geschichte „knacken“ kann. Dazu zerlegen wir den Text in einzelne Erzählelemente und zeigen dann, wie sich Signale herauslösen und schließlich zu einer Aussage bündeln lassen.
- Die Kurzgeschichte beginnt mit einem direkten Einstieg. Man hat den Eindruck, dass hier ein Auszug aus einer größeren Beschreibung einer Familie o.ä. präsentiert wird. Von Anfang an stehen drei Dinge im Vordergrund: Anderen etwas beweisen, darüber aber nicht reden und eine Vorgehensweise, bei der man entweder klein anfängt oder sich im Vergleich zum Titel mit Kleinem begnügt.
- Der zweite Absatz ist ähnlich konzentriert: Er beschreibt den traurigen Ausgang aus der Wunschwelt dieses Großvaters.
- Im dritten Abschnitt gibt es verschiedene Richtungen: Einmal wohl Erfolg in der Liebe, dann aber auch Beschränkung auf Alltagskleinigkeiten, schließlich den Hinweis auf das Erbe und den Umgang damit.
- Etwas überraschend geht es im 4. Absatz zunächst um einen anderen Menschen, dann aber wieder um die Frage, ob man in einem bestimmten Alter noch Ziele haben kann. Offen bleibt, es sich bei dem Mustermenschen um den Großvater handelt. Die genannten Eigenschaften sprechen aber dafür.
- Im 5. Absatz geht es um den Abbau der Lebendigkeit im Alter – bis hin dazu, dass dieser Mann nicht aus dem Leben gerissen wird durch den Tod, sondern „tot geworden“ ist. Es ist also ein natürlicher Ablauf, allerdings im völligen Kontrast zu den früheren Wünschen und auch einer wohl damit verbundenen Hartnäckigkeit.
- Im 6. Absatz geht es um die Schlussphase des Lebens, in der sich dieser Mann schon auf den Tod eingestellt hat.
- Im 7. Absatz geht es noch einmal um den Abbau an Lebendigkeit im Alter.
- Der 8. Absatz geht dann noch einmal auf den Titelwunsch dieses Mannes ein und stellt fest, dass die Träume im Laufe der Zeit verschwunden sind.
- Der 9. Absatz konzentriert sich dann noch einmal auf den Abbau an Durchblick und Entschlusskraft im Alter.
- Der 10. Absatz wendet sich wieder den Erben zu und betont, dass sie dem Großvater möglicherweise seine Löwenträume genommen haben und unter ihren Betten versteckt halten. Das kann heißen, dass sie sie dort vor ihm verborgen haben. Es kann aber auch sein, dass sie selbst so etwas scheuen. Am Ende dann ein Kommentar des Ich-Erzählers, der behauptet, dass diese Vorgehensweise für beide Seiten gut gewesen sei.
- Der 11. Absatz
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- bringt dann noch eine Art Zusammenfassung, die zunächst einmal betont, dass man den Großvater nicht für sich genutzt hat, d.h. seine Lebensweisheit.
- Was den Hinweis angeht, er sei „nicht weise geworden“, kann man das auch so verstehen, dass es keine Anregungen dafür in seinem Leben gab, weil er eben nicht gefragt worden ist.
- Interessant der Hinweis auf die Wichtigkeit des Alt-Werdens – vielleicht soll das deutlich machen, dass man dann zumindest die Chance hat, weise zu werden.
- Es folgt ein Konjunktiv, der sich erstaunlicherweise auf die Zukunft richtet und damit wohl die Perspektive des Erzählers wiedergibt. Offensichtlich hätte er auch gerne Löwenträume oder hat Angst davor, sie aufgeben zu müssen.
- Am Schluss blickt er noch einmal auf den Großvater und dessen Träume zurück und stellt bedauernd fest, dass er das Verschwinden nicht einmal gemerkt hat.
- Der Schluss mit dem Trinken ist zunächst wieder rätselhaft, könnte aber auch ein Hinweis darauf sein, dass es ein Versuch war, den Verlust der Träume und das damit wohl zusammenhängende ungute Verhältnis zu den Enkeln irgendwie zu verarbeiten bzw. damit klarzukommen.
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Was sagt die Geschichte aus? (Intention)
Die Geschichte zeigt,
- wie es einem Menschen geht, der sich ein großes Ziel vornimmt, es aber nicht erreicht.
- Eigentlich gibt es gute Voraussetzungen, um zumindest ein bisschen Dompteur zu werden (Enten), wahrscheinlich verfügt er auch über „Ausdauer, Liebe, Geduld“.
- Man kann annehmen, dass der Großvater wohl der Mann ist, der zumindest noch mit 64 Jahren das Flötenspiel gelernt hat. Das unterstreicht, dass er auch über Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit verfügt.
- Bleibt die Frage, woran der Mann letztlich gescheitert ist. Deutlich ist der Hinweis auf den Alkohol.
- Den kann man wohl mit Kummer verbinden. Der wiederum hängt wohl mit der mangelnden Empathie seiner Enkel zusammen, die ihn gewissermaßen verkümmern lassen, indem sie seine mögliche Weisheit nicht nutzen.
Wer noch mehr möchte …
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