Vorüberlegungen:
Informationen zu wichtigen Themen der Literatur im Abitur gibt es viele.
Wir präsentieren das entsprechende KnowHow gleich mit einer kleinen Übung in Richtung mündliches Abitur.
Das hat den Vorteil: Man hat das Knowhow und zugleich eine Ahnung, wie das in einem Prüfungsgespräch abgehandelt werden könnte:
Prüfungsgespräch
- Vorher ist über Goethes Faust gesprochen worden – jetzt geht es um Kleists Novelle und nachdem Inhalt, Thema und die Frage der Autonomie besprochen worden ist, geht es um die Frage:
„Es handelt sich ja um eine Novelle und Theodor Storm hat diese Gattung als „kleine Schwester des Dramas“ bezeichnet. Inwieweit ist das gerechtfertigt?- Antwort: In einem Drama wird ein Konflikt durchgespielt – und das geschieht auch in Kleists Novelle?
- Wieso?
- Antwort:Der wesentliche Konflikt ist natürlich die Frage der Bewältigung der Schuld durch den Grafen.
- Daneben muss aber auch die Marquise mit ihrer Schwangerschaft klarkommen, die in der Form ja damals als Schande angesehen wurde.
- Nun gibt es ja die klassische Bauform des Theaters in fünf Akten. Kann man das auch auf Kleists Novelle übertragen?
- Antwort:Gustav Freytag hat hier ein Schema aufgestellt, das man im Hinblick auf das Schwangerschaftsproblem mal durchspielen kann.
- Akt 1 = Exposition:
Herausarbeitung des Konflikts: Gegensatz von ehrbarer Herkunft und Charakter der Marquise und ihrer Vergewaltigung durch den Grafen - Akt 2 = Steigerung:
Bemühen des Grafen um eine schnelle Heirat – gleichzeitig zunehmende Herausbildung der Kennzeichen der Schwangerschaft - Akt 3 = Höhe- und Wendepunkt (Peripetie)
Schuldbekenntnis des Grafen und maximale Ablehnung einer Heirat durch die Marquise („Teufel“) - Akt 4 = Verzögerung
Halbe (Vernunft-)Ehe auf der Basis eines einseitigen Kontraktes - Akt 5 = Lösung des Konflikts
Zunehmende Annäherung des Grafen an die Marquise, deren 2. Ja-Wort und die Auflösung des Teufel-Vorwurfs.
- Nun ist das ja vor allem im Hinblick auf den Teufels-Konflikt durchgespielt worden. Wie sieht es denn mit zweiten Konflikt, nämlich dem zwischen der Marquise und ihren Eltern aus?
- Akt 1 = Harmonisches Zusammenleben der Familie mit ersten Anzeichen von Unpässlichkeit
- Akt 2 = Zunehmende Einsicht in die Realität der Schwangerschaft
- Akt 3 = Rauswurf der Marquise und deren Sprung in die Autonomie
- Akt 4 = Halbe Lösung: Teilnahme des Grafen an der Taufe und großzügige Geschenke an das Kind
- Akt 5 = Volle Vaterschaft mit weiteren Kindern
- Und warum jetzt nur „kleine Schwester“?
- Weil es eben eine Erzählung ist – mit einem durchaus präsenten Erzähler, was besonders an der Stelle deutlich wird, wo der Sprung in die Autonomie präsentiert wird.
- Und eine Novelle ist eben auch relativ kurz, d.h. allein vom Umfang her ist die Konfliktentwicklung eher klein als in einem normalen Drama.
- Und es fehlt natürlich auch die Ausarbeitung in Akte und Szenen – das müsste bei einer Dramatisierung erst noch geleistet werden.
Weiterführende Hinweise
- Die Themenseite zur „Marquise von O….“ findet sich hier:
https://schnell-durchblicken3.de/index.php/themen/die-marquise-von-o - Eine Übersicht unserer Infos und Materialien zur „Marquise“ findet sich hier:
Themenseite „Marquise von O“ - Ein alphabetisches Gesamtregister aller Infos und Materialien gibt es hier
https://schnell-durchblicken3.de/index.php/uebersichten/alphabetische-uebersicht-ueber-die-infos-und-materialien