Joachim Ringelnatz, „Segelschiffe“

Vorbemerkung zu dem Gedicht „Segelschiffe“ von Joachim Ringelnatz

Das folgende Gedicht hat unserer Meinung nach lediglich den Härtegrad von etwa 3 – in einer Skala bis 10. Von daher begnügen wir uns hier mit einer knappen Zusammenfassung der Aussage und Bedeutung

Joachim Ringelnatz, „Segelschiffe“ – Text zum „Selber-mal-Schauen“

Joachim Ringelnatz

Segelschiffe

01 Sie haben das mächtige Meer unterm Bauch

02 Und über sich Wolken und Sterne.

03 Sie lassen sich fahren vom himmlischen Hauch

04 mit Herrenblick in die Ferne.

 

05 Sie schaukeln kokett in des Schicksals Hand

06 Wie trunkene Schmetterlinge.

07 Aber sie tragen von Land zu Land

08 Fürsorglich wertvolle Dinge.

 

09 Wie das im Wind liegt und sich wiegt,

10 Tauwebüberspannt durch die Wogen,

11 Da ist eine Kunst, die friedlich siegt,

12 Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.

 

13 Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. –

14 Natur gewordene Planken

15 Sind Segelschiffe. – Ihr Anblick erhellt

16 Und weitet unsre Gedanken.

Aussage und Bedeutung des Gedichtes

  • Wenn man sich das Gedicht ein- oder zweimal durchgelesen hat, merkt man, dass es ein einziges Loblied auf Segelschiffe ist, die früher eine große Bedeutung gehabt haben.
  • Am besten zählt man jetzt einfach auf, welche positiven Eigenschaften mit Segelschiffen verbunden werden:
    • Sie ermöglichen den „Herrenblick in die Ferne“, d.h. sie machten zur Zeit von Ringelnatz die Ferne überhaupt erreichbar.
    • „sie tragen von Land zu Land /Fürsorglich wertvolle Dinge“
    • Sie stehen für eine „Kunst, die friedlich siegt“
    • „Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.“ Das heißt, es ist ein ehrlicher Fleiß, sie tun wirklich etwas – etwa im Gegensatz zu reiner Spekulation.
    • Wichtig sind natürlich die Zeilen 15 und 16, die zum einen einen Abschluss bilden, zum anderen aber auch deutlich machen, dass es Werte gibt, die über das reine Fahren und Transportieren hinausgehen, der Anblick „erhellt / Und weitet unsre Gedanken.“
      Hier kann man sich fragen, ob heutige Verkehrsmittel in gleicher Weise dazu in der Lage sind – und welche dafür besonders in Frage kommen.
      Anmerkung: Eine ähnlich positive Sicht eines Verkehrsmittels gibt es in dem folgenden Gedicht im Hinblick auf die Eisenbahn:
      https://schnell-durchblicken.de/louise-von-ploennies-auf-der-eisenbahn
  • Insgesamt wird deutlich, dass die friedlichen Leistungen der Segelschiffe für die Menschheit hervorgehoben werden.
  • Dass Segelschiffe natürlich auch für Kriegseinsätze verwendet worden sind, wird völlig ausgeblendet.
  • Am Ende kann man sich die Frage stellen, inwieweit Segelschiffe auch heute noch zumindest etwas von diesem Positiven weiterhin bereitstellen und wodurch sie eventuell abgelöst sein könnten. Man denke etwa an das Segelfliegen.

Wer noch mehr möchte …