Goethe, „Faust“ – Inhalt und wichtige Textstellen, Teil 1: Vom Prolog bis Studierzimmer II

Unser Ansatz: Nicht nur der Inhalt ist wichtig, man braucht auch Textstellen / Zitate

  • Im folgenden stellen wir die wichtigsten Textstellen beziehungsweise Zitate aus Goethes „Faust“ zusammen.
  • Ziel dabei ist, nicht nur inhaltlich Bescheid zu wissen, sondern auch tatsächlich wichtige Elemente am Text aufzeigen zu können.
  • Noch eine kleine Vorbemerkung: Das Folgende ist sehr ausführlich. Aber das bedeutet eben auch, dass sich jeder die Bereiche heraussuchen kann, von denen er annimmt, dass sie bei seinem Lehrer zum Beispiel in der Vor-Abi-Klausur oder im mündlichen Abitur eine besondere Rolle spielen.
  • Außerdem lehrt die Erfahrung, dass man erst das komplette Bild benötigt, bevor man in eine konzentrierte Kurzfassung „abheben“ kann.
  • Aber für die, die es eilig haben, zeigen wir schon mal, was bei uns bei der intensiven Beschäftigung an einfacher Einsicht herausgekommen ist. Aber erst noch ein kurzer Hinweis zum Video:

 Video zu diesem Thema:

  • Wir haben zu diesem Thema auch ein Video gemacht, das auf Youtube unter dieser Adresse abgerufen werden kann:
    https://youtu.be/JgCcyTA5pMU
  • Die Dokumentation zum Video gibt es hier.

Vorläufige Zusammenfassung

  1. Was Schlüssel-Zitate angeht, kann man Faust I vom Prolog aus auf die folgende Formel bringen:
    Hier geht es zunächst um das Verhältnis des „Herrn“ zu Faust und umgekehrt:

    1. Der Herr erklärt im Hinblick auf seinen „Knecht“ Faust:
      „Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient,
      So werd‘ ich ihn bald in die Klarheit führen.“ (ca. 307)
      Damit werden Fausts Ausgangssituation und das Ziel des Herrn mit ihm ganz eindeutig positiv benannt.
      Es ist bei allem Hin und Her letztlich ein klassisches Bildungsprogramm.
    2. Zu dem, was der „Herr“ tun will, kommt das, was selbst in einem solch schwierigen Menschen wie Faust angelegt ist:
      „Es irrt der Mensch, solang‘ er strebt.“ (ca. 317)
      Etwas weiter führt er dann noch aus:
      „Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange / Ist sich des rechten Weges wohl bewusst.“ (ca. 329)
      Das lässt sich dann im Verlauf des Dramas immer wieder nachweisen, dass Faust zwar „irrt“, aber tatsächlich „sich des rechten Weges wohl bewusst“ ist und sich nicht von Mephistos niederen Angeboten („flache Unbedeutenheit“, ca. 1861) verführen lässt.
  2. Dann geht es um das Verhältnis des Herrn zu Mephisto und umgekehrt:
    1. Der Teufel hat nur beschränkte Spielräume und zudem eine klare Funktion im Programm des „Herrn“ mit „guten Menschen“:
    2. Mephisto muss sich anhören:
      „Du darfst auch da nur frei erscheinen; / Ich habe deinesgleichen nie gehasst. / Von allen Geistern, die verneinen, / Ist mir der Schalk am wenigsten zur Last. / Des Menschen Tätigkeit kann allzuleicht erschlaffen, / Er liebt sich bald die unbedingte Ruh; / Drum geb‘ ich gern ihm den Gesellen zu, / Der reizt und wirkt und muss als Teufel schaffen.“ (ca. 340)
    3. Und am Ende des Prologs ordnet sich Mephisto selbst Gott als „einem großen Herrn“ (ca. 351) unter.
    4. Und Faust gegenüber bezeichnet sich der Teufel dann in fast schon demütigender Weise als „ein Teil von jener Kraft, / Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ (1335)
    5. Und der „Herr“ wird vor dem Auftreten Mephistos von den Engeln gepriesen für sein „sanftes Wandeln“ und seine „hohen Werke“. Er scheint hier wirklich allmächtig zu sein.

Hinweis auf Youtube-Videos

Wir haben uns mit dem schiefen Verhältnis bei den Chancen Mephistos und des Herrn bzw. Fausts auch in Youtube-Videos befasst. Es lohnt sich sicher, sie sich mal ergänzend und vertiefend anzuschauen:

  1. Warum Mephisto ohne Chance ist:
    https://youtu.be/-ohLS8PeL0Y
  2. Wetter oder Pakt?
    https://youtu.be/Lc1hflu3mfg

Prolog im Himmel (243-353)

Der Prolog im Himmel ist von zentraler Bedeutung. Deshalb sollte man sich hier eigentlich alle relevanten Textstellen zumindest so weit merken, dass man einigermaßen textnah auf sie verweisen kann. Deshalb muss man sie nicht unbedingt auswendig lernen.

Sehr zu empfehlen ist die Seite:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Dramen/Faust.+Eine+Trag%C3%B6die/Prolog+im+Himmel
auf der man leicht eine Textstelle suchen kann.

Zunächst ein Schaubild, in dem zentrale Zitate-Stichwörter zu finden sind – so kann man sich das gut merken.

Mat1276 Faust Zitate Prolog SB

 Inhalt / Textstelle

  1. Die Szene spielt im Himmel und beginnt mit einem Lobgesang der Erzengel auf Gott, der hier immer als der „Herr“ bezeichnet wird. Wir übernehmen das.
    • Interessant ist, dass die Erzengel beim Herrn das „sanfte Wandeln“ (266) hervorheben im Kontrast zum wilden Treiben der Natur.
    • Das passt sehr gut zum folgenden Gespräch mit Mephisto, in dem der „Herr“ auch eine sehr ruhige, fast väterliche Haltung zeigt.
  2. Bericht Mephistos mit Schwerpunkt auf einer Beschreibung und Einschätzung des Treibens der Menschheit:
    • 281: Der Mensch wird von Mephisto als der „kleine Gott der Welt“ bezeichnet, der sich „wunderlich“ verhält und in jeden „Quark“ seine Nase „begräbt“.
  3. Nachfrage des Herrn nach seinem „Knecht“ Faust
    • 299: Der Herr fragt nach Faust und nennt ihn bezeichnenderweise seinen „Knecht“, was hier aber positiv gemeint ist. Faust handelt in seinem Sinne, ist sein Vertrauter. Vergleiche den englischen Begriff „knight“ für Ritter.
  4. Beschreibung Fausts durch Mephisto
    • 304ff: Faust wird von Mephisto als Beispiel für die sich seiner Meinung nach falsch verhaltenden Menschen vorgestellt:
      „Fürwahr! er dient Euch auf besondre Weise. / Nicht irdisch ist des Toren Trank noch Speise. /Ihn treibt die Gärung in die Ferne, / Er ist sich seiner Tollheit halb bewusst; / Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne / Und von der Erde jede höchste Lust, / Und alle Näh‘ und alle Ferne / Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust.“
      Hier wird Faust also als Verrückter bezeichnet, der durch „Gärung“, also innere Getriebenheit, in die „Ferne“ will. Er merkt selbst, dass er „toll“ ist, also nicht mehr normal. Er fordert alles – aber alles kann ihn nicht zufriedenstellen.
      Damit ist die Ausgangssituation für die Wette geschaffen. Hier stehen nämlich „Knecht“ gegen „Tollheit“ bzw. „Gärung“.
  5. Die Einschätzung Fausts durch den „Herrn“
    • 308: Der „Herr“ macht dem gegenüber ganz klar:
      „Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient,
      So werd‘ ich ihn bald in die Klarheit führen.
      Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt,
      Dass Blüt‘ und Frucht die künft’gen Jahre zieren.
  6. Angebot der Wette durch Mephisto
    • 312: Mephisto bietet dem Herrn dann eine Wette an, er glaubt, dass der Herr seinen Knecht verlieren werde, wenn er ihm die Erlaubnis gebe, ihn seine „Straße sacht zu führen!“
  7. Beschränkte Erlaubnis für Mephisto
    • 315: Der „Herr“ gibt eine beschränkte Erlaubnis:
      „Solang‘ er auf der Erde lebt, / Solange sei dir’s nicht verboten.“
    • Als Mephisto etwas später seine Negativ-Vision für Mephisto ausmalt, sagt der „Herr“ in 336:
      „Du darfst auch da nur frei erscheinen.“
      Das ist nicht ganz klar, unterstreicht durch das „nur“ aber doch eine Einschränkung, die weiter oben (315) ja schon gemacht worden ist.
  8. Prognose des „Herrn“
    • 317: „Es irrt der Mensch, solang‘ er strebt.“
    • 328: Etwas weiter führt er dann noch aus:
      „Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange / Ist sich des rechten Weges wohl bewusst.“
    • Mephisto soll am Ende „beschämt“ (327) da stehen.
    • Hierzu schon ein kleiner Vorverweis auf die Szene am Ende von Faust II, in der Mephisto traurig, nachdem der Chor der Engel ihm den toten Faust entführt hat, feststellen muss:
      „Mir ist ein großer, einziger Schatz entwendet: /Die hohe Seele, die sich mir verpfändet, /Die haben sie mir pfiffig weggepascht.“ (11829ff)
    • Hier zeigt sich also, dass der „Herr“ seinen „Knecht“ Faust doch richtig eingeschätzt hat und ihn trotz aller Dunkelheiten seines Strebens das Ende eines „rechten Weges“ erreichen lässt.
  9. Der Herr zur (beschränkten) Funktion Mephistos
    • Ganz wichtig dann ab 366, was der „Herr“ sagt:
      „Du darfst auch da nur frei erscheinen; / Ich habe deinesgleichen nie gehasst. / Von allen Geistern, die verneinen, / Ist mir der Schalk am wenigsten zur Last. / Des Menschen Tätigkeit kann allzuleicht erschlaffen, / Er liebt sich bald die unbedingte Ruh; / Drum geb‘ ich gern ihm den Gesellen zu, / Der reizt und wirkt und muss als Teufel schaffen.“

Nacht (354-807)

  1. Fausts Klage über die Grenzen seines Wissens. Sein Ziel,“ dass ich erkenne, was die Welt / Im Innersten zusammenhält“ (382)
  2. Faust wendet sich an die Magie (Werk des Nostradamus) und fragt sich, angeregt dadurch: „Bin ich ein Gott? Mir wird so licht! / Ich schau‘ in diesen reinen Zügen / Die wirkende Natur vor meiner Seele liegen.“ (439ff)
  3. Er muss in der Begegnung mit dem Erdgeist erkennen, dass er ihm nicht standhalten kann und bekommt als harte Wahrheit zu hören: „Du gleichst dem Geist, den du begreifst, / Nicht mir!“ (512ff)
  4. Gespräch mit seinem Gehilfen Wagner, was Fausts Verzweiflung noch verstärkt. Deutlich wird das Besondere an Faust, wenn er Wagner vorhält: „Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen“. (534)
  5. Er will sich vergiften und zeigt dabei schon eine geradezu romantische Entschlossenheit: „Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag.“(701) und ist bereit, sich „heiter zu entschließen, / Und wär‘ es mit Gefahr, ins Nichts dahinzufließen.“ (719)
  6. wird aber durch die Osterglocken ins Leben zurückgeführt: Allerdings ist es nicht der Glaube (765), sondern die „Erinnrung“ (781) an die Kindheit, die ihn „Vom letzten, ernsten Schritt zurück“ (782) hält: „Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder!“ (784)

Vor dem Tor (808-1177)

  1. Faust genießt mit Wagner zusammen die allgemeine Frühlingsstimmung: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“ (940)
  2. Ein alter Bauer lobt Faust mit Hinweis auf frühere medizinische Großtaten, die der Geehrte aber sehr viel kritischer beurteilt. (989ff)
  3. Wichtig ist sicher Fausts Selbsterkenntnis  ab 1110: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, / Die eine will sich von der andern trennen;

    Die eine hält, in derber Liebeslust, / Sich an die Welt mit klammernden Organen; / Die andre hebt gewaltsam sich vom Dunst / Zu den Gefilden hoher Ahnen. / O gibt es Geister in der Luft, / Die zwischen Erd‘ und Himmel herrschend weben, / So steiget nieder aus dem goldnen Duft / Und führt mich weg, zu neuem, buntem Leben! / Ja, wäre nur ein Zaubermantel mein …“
    Es zeigt sich eine Doppelnatur, aus der Faust sich meint nur mit Zauber, also Magie befreien zu können.
    Das ist dann die direkte Vorbereitung für Mephistos Auftreten. Später (im zweiten Teil des Dramas) wird Faust das als Fehler erkennen:

    Könnt‘ ich Magie von meinem Pfad entfernen, / Die Zaubersprüche ganz und gar verlernen, / Stünd‘ ich, Natur, vor dir ein Mann allein,

    Da wär’s der Mühe wert, ein Mensch zu sein.“ (11404ff)

    Und kurz darauf erklärt Faust rückblickend (was in dieser Szene noch vor ihm liegt!):

    „Ich bin nur durch die Welt gerannt; / Ein jed‘ Gelüst ergriff ich bei den Haaren, / Was nicht genügte, ließ ich fahren, / Was mir entwischte, ließ ich ziehn. / Ich habe nur begehrt und nur vollbracht / Und abermals gewünscht und so mit Macht / Mein Leben durchgestürmt; erst groß und mächtig …“ (11433ff)

  4. Der Zaubermantel erscheint dann auch tatsächlich, zunächst in Gestalt eines schwarzen Pudels, aus dem dann später Mephisto wird – mit seinem Angebot des Paktes nach dem Motto: Volles irdisches Glück – dafür gehört die Seele der Hölle. Es zeigt sich dann allerdings, dass Mephisto kein wirkliches Glück im Angebot hat, so dass er letztlich auch seinen Teil des Paktes nicht erfüllt, ja am Ende Faust sogar bei seinem großen Landgewinnungsprojekt im zweiten Teil des Dramas kurz vor dem Schluss betrügt.
    Wir werden gleich sehen, dass Mephisto das in der nächsten Szene in einem Monolog auch ganz offen sagt:
    “ Den schlepp‘ ich durch das wilde Leben, / Durch flache Unbedeutenheit, / Er soll mir zappeln, starren, kleben, / Und seiner Unersättlichkeit

    Soll Speis‘ und Trank vor gier’gen Lippen schweben; /  Er wird Erquickung sich umsonst erflehn, / Und hätt‘ er sich auch nicht dem Teufel übergeben, / Er müßte doch zugrunde gehn!“ (1860ff)

Studierzimmer (1178-1529)

  1. Die guten Gefühle Fausts nach dem Spaziergang verschwinden bald
  2. und er fängt an, sich mit dem Neuen Testament zu beschäftigen.
  3. Dann aber wird aus dem Pudel Mephisto und der bezieht sich gleich auf den Auftrag des Herrn:
    „Ein Teil von jener Kraft, /Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ (1335/6)
    Der „Herr“ hat es im Prolog im Himmel so formuliert:
    „Von allen Geistern, die verneinen, / Ist mir der Schalk am wenigsten zur Last. / Des Menschen Tätigkeit kann allzuleicht erschlaffen, / Er liebt sich bald die unbedingte Ruh; / Drum geb‘ ich gern ihm den Gesellen zu, / Der reizt und wirkt und muss als Teufel schaffen.“
  4. Es ist dann Faust, der glaubt, mit Mephisto einen Pakt schließen zu können. (1414), aber Mephisto entzieht sich erst mal.

Studierzimmer II (1530-2072))

  1. Fast wiederholt sich noch mal Fausts Jammermonolog von der „Pein des engen Erdenlebens“ (1544) vom Anfang,
  2. dann aber schwingt er sich zu sehr viel radikaleren Höhen auf, wenn er sogar dem Glauben flucht (vgl. 1605).  Hier wird deutlich, wie großzügig der „Herr“ zu sein scheint, was den dunklen Drang seines Knechts angeht.
  3. Mephisto macht Faust dann das Angebot, sein „Knecht“ zu sein. (1648)
  4. Faust ist vorsichtig und fragt nach seiner Gegenleistung – und hier kommt die nächste Stufe seines dunklen Drangs, denn er ist bereit, auf das „Drüben“ (1660) , also Gottes Welt zu verzichten. Eine Wiederholung seiner Todesbereitschaft, jetzt auf den ewigen Tod übertragen.
  5. Dann geht es um die Frage, was Mephisto ihm geben kann. Faust fordert hier ganz bewusst Unmögliches (vgl. 1677ff).
  6. Deutlich wird dann aber schon, dass Mephisto eher niedere Ziele im Auge hat:
    „Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran, / Wo wir was Guts in Ruhe schmausen mögen.“ (1690/1)
  7. Dann die berühmte Stelle, in der Faust seine Bedingungen diktiert:
    „Werd‘ ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen, / So sei es gleich um mich getan! / Kannst du mich schmeichelnd je belügen, /Dass ich mir selbst gefallen mag, / Kannst du mich mit Genuss betrügen, / Das sei für mich der letzte Tag! / Die Wette biet‘ ich! [… ] / Und Schlag auf Schlag! / Werd‘ ich zum Augenblicke sagen: / Verweile doch! du bist so schön! / Dann magst du mich in Fesseln schlagen, / Dann will ich gern zugrunde gehn! / Dann mag die Totenglocke schallen, / Dann bist du deines Dienstes frei, / Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen, / Es sei die Zeit für mich vorbei!“ (1692ff).

    1. Dies „Faulbett“ entspricht genau dem, was der „Herr“ im Prolog „erschlaffen“ genannt hat.
    2. „mir selbst gefallen“ – das wird nicht stattfinden, bis auf die  problematische Schluss-Situation in Faust II, in der Mephisto Faust ganz eindeutig betrügt.
    3. Und „mit Genuss betrügen“ – das wird Mephistos Problem werden.
    4. „Verweile doch! du bist so schön!“ Das muss geprüft werden, vor allem im Hinblick auf das Zusammensein mit Gretchen, aber das gelingt ja auch gerade nicht vollkommen (3502 in der Szene „Marthens Garten“) – übrigens direkt, nachdem Gretchen auf Mephisto als dunkle Sperre zwischen ihnen hingewiesen hat.
  8. Es folgt dann der große Gegensatz
    1. zwischen Fausts Wunschträumen (1750ff): „Lass in den Tiefen der Sinnlichkeit / Uns glühende Leidenschaften stillen! /In undurchdrungnen Zauberhüllen /Sei jedes Wunder gleich bereit! / Stürzen wir uns in das Rauschen der Zeit, / Ins Rollen der Begebenheit! Da mag denn Schmerz und Genuss, / Gelingen und Verdruss / Mit einander wechseln, wie es kann; / Nur rastlos betätigt sich der Mann.“

    2. und Mephistos Programmabsichten:
      1860ff: „Den schlepp‘ ich durch das wilde Leben, / Durch flache Unbedeutenheit, / Er soll mir zappeln, starren, kleben, / Und seiner Unersättlichkeit / Soll Speis‘ und Trank vor gier’gen Lippen schweben; / Er wird Erquickung sich umsonst erflehn, / Und hätt‘ er sich auch nicht dem Teufel übergeben, / Er müsste doch zugrunde gehn!“
    3. Besonders am Ende, beim „zugrunde gehen“ wird der Unterschied deutlich. Hier geht es um Vernichtung, bei Fausts romantischer Total-Risiko-Bereitschaft in 1775 („am End‘ auch ich zerscheitern“ dagegen um absolute Erfüllung, was man fast nur noch mit Orgasmus oder Drogenrausch vergleichen kann.
  9. Es folgt dann die sogenannte Schüler-Szene, in der Mephisto gewissermaßen am leichten Objekt schon mal seine nihilistischen Verführungskünste erprobt.
  10. Am Ende erscheint dann Faust in neuem Gewand und das Programm von Faust I und Faust II wird durch „Wir sehn die kleine, dann die große Welt“ (2052) deutlich.

Übersicht über die Teile der Textstellen-Übersicht

Teil 1 – mit Hinweisen zu unserem Ansatz

Teil 2: Von „Auerbachs Keller“ bis „Marthens Garten

Teil 3: Von der Szene „Am Brunnen“ bis „Kerker

Weitere Infos und Materialien: