Sarah Kirsch, „Fluchtpunkt“ (Mat1749)

Worum es hier geht:

Das Gedicht „Fluchtpunkt“ von Sarah Kirsch thematisiert die Veränderungen im Bereich des Reisens zwischen der Zeit Heinrich Heines (1. Hälfte des 19. Jhdts) und heutigen Gegebenheiten.

Zu finden ist es u.a. hier – eingebettet in eine Sammlung vergleichbarer Texte zum Thema.

Auswertung der Überschrift

  • Die Überschrift Fluchtpunkt ist zunächst rätselhaft. Allenfalls fällt einem dazu ein, dass damit ein Punkt in der Ferne gemeint ist, der es einem möglicht, eine gerade Linie zu ziehen.

Die ersten Zeilen – die Langsamkeit des Reisens früher

  • Das Gedicht beschreibt in den ersten Zeilen den Unterschied zwischen Reisen zur Zeit Heines, also in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und unseren Zeiten, etwa 150 Jahre später.
  • Die Zeit früher hat dabei durch die Langsamkeit des Reisens viel mehr Möglichkeiten geboten, sich mit den Eindrücken unterwegs zu beschäftigen. Im Hinblick auf unsere Zeit wird nur erwähnt, dass diese Möglichkeit so nicht mehr besteht.

Die Probleme des schnellen Reisens heute

  • Auf die Auswirkungen wird dann in den nächsten Zeilen eingegangen.
  • Dann erfolgt eine Zuspitzung. Es wird nämlich deutlich gemacht wird, dass die heutigen Reisen und wahrscheinlich auch Begegnungen zwischen Menschen häufig im Äußerlichen stecken bleiben. Das bedeutet dann, dass es weniger innere Erforschung und Begegnungen gibt.
  • Sehr schön ist der Einfall mit den Kellnern, die schon alles aus der Zeitung wissen und sich nicht mehr für das interessieren können oder wollen, was ihre Gäste gegebenenfalls an Erfahrungen gemacht haben.
  • In den letzten beiden Zeilen wird auf den Unterschied eingegangen zwischen Autos und Menschen. Es ist nicht ganz klar, was damit gemeint ist. Aber es könnte sich darauf beziehen, dass man sich heutzutage lieber über neue Autotypen (wichtig für die Geschwindigkeit des Reisens) unterhält als über Menschen, die scheinbar gleich aussehen.
  • Die letzte Zeile bringt dann noch einen neuen Gesichtspunkt hinein, dass nicht nur die Menschen uninteressant geworden sind, sondern auch die Orte, an denen sie wohnen. Das könnte sich beziehen auf die Gleichförmigkeit des Aussehens, die heutzutage immer mehr zur Normalität wird. Alles, was neu gebaut wird, sieht zumindest nach Auffassung des lyrischen Ichs irgendwie gleich aus, soweit es eben mit dem Menschen zu tun hat.

Verhältnis des Gedicht-Inhalts zur Überschrift

  • Am Ende fragt man sich, was die Überschrift jetzt mit dem Inhalt des Gedichtes zu tun hat. Möglicherweise bedeutet reisen heute auch, nur noch an ein gegebenfalls auch recht weit entferntes Ziel zu denken und das, was dazwischen ist, ist nichts mehr als eine Linie, deren einzelne Punkte gar nicht mehr wahrgenommen werden.

Zusammenfassung: Aussagen und Bedeutung

  • Insgesamt ein Gedicht, das vor dem Hintergrund der modernen Verkehrsmittel auf die Unterschiede in den Erfahrungen zwischen früheren und heutigen Zeiten aufmerksam macht.
  • Inwieweit das im Einzelnen alles überzeugt, kann am besten im Austausch über dieses Gedicht geklärt werden. Dafür stellt es eine großartige Anregung bereit.
  • Zum Beispiel wird in keiner Weise darauf eingegangen, dass die Geschwindigkeiten und Gefahren in früheren Zeiten auch nicht nur als lustig empfunden wurden.
  • Wer zum Beispiel im 19. Jahrhundert nach Amerika auswanderte, hat die zurückgebliebenen Freunde und Familienmitglieder in der Regel nie wieder gesehen.
  • Das ändert aber nichts daran, dass schnelle Bewegung von einem Ort zum andern den Details unterwegs schon etwas an Bedeutung nimmt.

Weiterführende Hinweise