Kleist Novelle „Die Marquise von O….“: Worum geht es? (Inhalt und Thema)

Worum es uns hier geht:

Wir wollen auf dieser Seite nicht zu den vielen Inhaltsangaben, dies im Internet gibt, noch eine weitere hinzufügen. Stattdessen wollen wir lieber zeigen, wie man zum Beispiel in einer mündlichen Prüfung diese Frage beantworten kann.

Sicherlich hilft das hier auch denen, die in einer Klausur eine kurze Zusammenfassung liefern müssen.

Hier schon mal der Hinweis, dass wir dazu auch ein Youtube-Video gemacht haben, auf das wir ganz unten genauer eingehen werden.

Erster Versuch einer kurzen Zusammenfassung

  1. In der Novelle geht es um eine junge Adlige, die bei der Erstürmung ihrer Festung zunächst von einem russischen Offizier vor der Vergewaltigung durch Soldaten bewahrt wird.
  2. Anschließend vergewaltigt er sie aber im Zustand der Ohnmacht selbst.
  3. Im weiteren Verlauf gibt es zwei parallele Entwicklungen:
  4. Bei der Marquise zeigen sich zunehmend die Anzeichen einer Schwangerschaft.
  5. Der Offizier, ein Graf F, versucht seine Tat dadurch gutzumachen, dass er der überraschten Adligen einen Heiratsantrag macht.
  6. Er bekommt aber nur die Zusage, dass man auf seine Rückkehr von einer Dienstreise warten werde.
  7. Als dann bei der Marquise die Schwangerschaft offensichtlich wird und sie keine Erklärung für ihr Zustandekommen geben kann, wird sie mit Schimpf und Schande aus dem Elternhaus vertrieben.
  8. Den Versuch des Grafen, nach seiner Rückkehr sich mit ihr zu verständigen, weist sie zurück, fordert stattdessen in einer Zeitungsannonce den Vater des Kindes auf, sich zu melden und sie zu heiraten.
  9. Der Graf nutzt die Situation, und nun seinerseits in einer Anzeige ein Treffen im Elternhaus anzukündigen.
  10. Die Mutter der Marquise besucht gegen den Willen des Vaters ihre Tochter, bekommt durch eine Art Test heraus, dass sie unschuldig ist, und versöhnt sich mit ihr.
  11. Anschließend muss auch der Vater die rehabilitierte Tochter wieder in Ehren aufnehmen.
  12. Als sich dann zu dem angekündigten Termin der Graf zu seiner Schuld bekennt, bekommt er nur eine Art halbes Ja-Wort: Er darf die Marquise heiraten, hat aber nur Pflichten und keine Rechte dadurch.
  13. Ein zweites Ja-Wort auf der Basis gegenseitiger Achtung und schließlich auch Liebe bekommt er erst, als er sich gewissermaßen in seiner Rolle als halber Ehemann bewährt.

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Wer seine Lehrer überraschen will, erzählt nicht einfach, was ihm zu der Frage einfällt, sondern verbindet das gleich mit Fachwissen.

Gemeint ist damit, dass man nicht nur auf den Inhalt und dann das Thema eingeht, sondern auch die Gattung einbezieht. Das könnte dann folgendermaßen aussehen:

Frage/Aufgabe: „Worum geht es in Kleists Novelle die Marquise von O….2?

Mündliche Antwort oder kurzes schriftliches Statement:

  1. Es handelt sich um eine Novelle und eine Novelle bedeutet nach Goethe die Vorstellung einer unerhörten Begebenheit, also eines außergewöhnlichen Vorfalls, der in vielfältiger Weise Interesse auslöst.
  2. In diesem Falle geht es darum, dass ein russischer Offizier, der eine adlige Dame vor der Vergewaltigung durch Soldaten schützt, dann selbst die Gelegenheit ausnutzt.
  3. Was dann erzählerisch präsentiert wird,
  4. ist zum einen der doch seltsam wirkende Versuch des Offiziers, seine Untat durch eine schnelle Heirat wieder gut zu machen.
  5. Zum anderen geht es um das Schicksal der Frau, die plötzlich merkt, dass sie schwanger ist und deswegen von ihren Eltern aus dem Haus vertrieben wird.
  6. Am Ende wird ein Happy End präsentiert, das origineller Einfälle bedarf (Trick der Mutter) und nur in Stufen ermöglicht, dass jemand, der als Engel erschien, dann zum Teufel wurde, schließlich ein guter Vater und geliebter Ehemann werden kann.

Versuch der Bestimmung des Themas der Novelle

Wenn es um das Thema geht, darf man das nicht mit dem Gegenstand verwechseln.

Der Gegenstand dieser Novelle ist eine Vergewaltigung, bei der die Frau ohne Bewusstsein ist und schließlich mit Schrecken feststellen muss, dass sie schwanger ist und deshalb aus dem elterlichen Haus vertrieben wird. Der Vergewaltiger, ein russischer Offizier und Graf, versucht alles, durch eine schnelle Heirat mit der Frau seine Schuld wieder gutzumachen. Dies gelingt aber erst, als er seine Schuld bekannt hat und sich auf einen Prozess der Bewährung eingelassen hat, der schließlich zum Happy End führt.

Bei der Beschreibung des Gegenstandes wird also nur das beschrieben, worum es inhaltlich geht.

Das Thema ist im Unterschied zum Gegenstand eine Problemstellung oder auch eine Frage.

Am einfachsten kommt man zu einer brauchbaren Formulierung eines Themas, in dem man folgenden Satzanfang fortsetzt:

„Die Novelle behandelt die Frage, …“

Und dann kommt man zu verschiedenen Möglichkeiten wie zum Beispiel:

  1. … wie Menschen mit außergewöhnlichen Umständen klarkommen können.
  2. … wie ein Mensch (oder auch im Plural: Menschen) unter schwierigsten Bedingungen an Autonomie gewinnt.
  3. … wie ein Mensch mit seiner Schuld umgeht.
  4. … wie ein menschlicher „Engel“ zu einem „Teufel“ wird und sich aus dem Zustand wieder herausarbeitet.
  5. … wie Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft sich Freiräume erkämpfen.

Die Seiten der Video-Dokumentation

Weiterführende Hinweise

  •  Die Themenseite zur „Marquise von O….“ findet sich hier:
    https://schnell-durchblicken3.de/index.php/themen/die-marquise-von-o
  • Eine Übersicht unserer Infos und Materialien zur „Marquise“ findet sich hier:
    Themenseite „Marquise von O“
  • Ein alphabetisches Gesamtregister aller Infos und Materialien gibt es hier
    https://schnell-durchblicken3.de/index.php/uebersichten/alphabetische-uebersicht-ueber-die-infos-und-materialien