„tschick“ – Kapitel 11

Das x. Kapitel des Romans „tschick“.

Das Kapitel elf zeigt insgesamt

  1. Dass Tschick auch im Deutschunterricht sich als etwas sehr Besonderes zeigt. Statt den Text von Brecht so zu analysieren und zu interpretieren, wie es im Unterricht üblich ist, lässt er sich zu einer richtigen Räubergeschichte inspirieren.
  2. Damit macht er genau das, was im privaten Gebrauch von Literatur nicht nur erlaubt ist, sondern auch viel Spaß macht.
  3. Schade,  dass sein Deutschlehrer offensichtlich nicht in der Lage, mit so etwas umzugehen.

Schauen wir uns das mal genauer an, was Tschick da so loslässt:

Textstelle 1: Tschicks wilde Fantasie-Interpretation

  • „Interpretation der Geschichte von Herrn K.
  • Die erste Frage, die man hat, wenn man Brechts Geschichte liest, ist logisch, wer sich hinter dem rätselhaften Buchstaben K. versteckt.
  • Ohne viel Übertreibung kann man wohl sagen, dass es ein Mann ist, der das Licht der Öffentlichkeit scheut. Er versteckt sich hinter einem Buchstaben, und zwar dem Buchstaben K. Das ist der elfte Buchstabe vom Alphabet.
  • Warum versteckt er sich? Tatsächlich ist Herr K. beruflich Waffenschieber. Mit anderen dunklen Gestalten zusammen (Herrn L. und Herrn F.) hat er eine Verbrecherorganisation gegründet, für die die Genfer Konvention nur einen traurigen Witz darstellt. Er hat Panzer und Flugzeuge verkauft und Milliarden gemacht
  • und macht sich längst nicht mehr die Finger schmutzig. Lieber kreuzt er auf seiner Yacht im Mittelmeer,
  • wo die CIA auf ihn kam.
  • Daraufhin floh Herr K. nach Südamerika und ließ sein Gesicht bei dem berühmten Doktor M. chirurgisch verändern
  • und ist nun verblüfft, dass ihn einer auf der Straße erkennt: Er erbleicht.
  • Es versteht sich von selbst, dass der Mann. der ihn auf der Straße erkannt hat, genauso wie der Gesichtschirurg wenig später mit einem Betonklotz an den Füßen in unheimlich tiefem Wasser stand. Fertig.“

Die Textstelle zeigt:

  1. dass Tschick sich von dem ungewöhnlichen Kurz-Namen anregen lässt zu der Idee, da habe jemand was zu verbergen.
  2. Dazu assoziiert er etwas, was er sicher irgendwo gelesen hat und was bei ihm hängen geblieben ist: Waffenschieberei.
  3. Von dah aus geht es weiter zu Reichtum und entsprechendem Luxusleben.
  4. Jetzt bringt Tschick die Gegenseite ins Spiel, die mehr oder weniger guten Kräfte des Gesetzes, in diesem Falle die CIA.
  5. An der Stelle kehrt Tschick zum Ausgangspunkt der Frage der Veränderung zurück, lässt eine über eine kosmetische Operation erfolgen,
  6. kehrt zur Aufdeckung am Anfang zurück
  7. und schließt das Ganze lakonisch mit dem Hinweis auf den Umgang von Gangsterbossen mit Versagern oder Leuten, die ihnen Probleme machen.
  8. Letztlich hat Tschick nichts von dem verstanden, was Brecht in der Parabelgeschichte andeutet. In ihr geht es da um die Notwendigkeit der Veränderung eines Menschen im Sinne von Weiterentwicklung und die Enttäuschung, wenn die nicht gesehen wird oder nicht da ist.
  9. Dafür präsentiert er eine fantasievolle eigene Erklärung für die Nicht-Veränderung entwickelt.

Textstelle 2: Die Frage der richtigen Interpretation

„Anschließend las Anja die richtige Interpretation, wie sie auch bei Google steht.“

  1. Das ist natürlich ironisch zu verstehen.
  2. Letztlich ist sie eine Anspielung darauf, dass viele Schüler sich dem Interpretationsdruck in der Schule in der Weise entziehen, dass sie einfach auf fertige Lösungen im Internet zurückgreifen.

Anregungen:

  1. Man kann hier zum einen natürlich sehr gut über diesen absolut schräg-kreativen Umgang mit literarischen Texten diskutieren.
  2. Dann kann man sich darüber unterhalten, was eben eine richtige Interpretation ist.
  3. Natürlich kann man auch mal darüber nachdenken, inwieweit es auch bei Google unterschiedliche Interpretationen gibt. Sicher eine gute Recherche-Aufgabe
  4. Ebenso könnte man mal versuchen, einen anderen kurzen literarischen Text mal auf die gleiche sehr eigenwillige  Weise zu interpretieren, wie schickes tut.

Weiterführende Hinweise

  • Zu den weiteren Kapiteln des Romans „tschick“
  • Weitere Infos zu dem Roman „tschick“ in unserem Stichwortverzeichnis zum Buchstaben „T“
  • Ein alphabetisches Gesamtverzeichnis unserer Infos und Materialien gibt es hier.
  • Eine Übersicht über unsere Videos auf Youtube gibt es hier.