Anmerkungen zu Brechts Stück „Mann ist Mann“

Im Folgenden zeigen wir kurz, wie man eine Dichter-Biografie nutzen kann, um erste Einsichten in ein literarisches Werk zu gewinnen:

Es handelt sich um das Stück „Mann ist Mann“, in dem Brecht lange vor „Der gute Mensch von Sezuan“ und anderen Stücken die Parabelform ausprobierte.

Letztlich wird dieses Stück als Einstieg in die Entwicklung hin zum epischen Theater gesehen.

Die vier Seiten (in der E-Book-Ausgabe) der Biografie Brechts von Reinhold Jaretzky (2014, ISBN: 978-3-644-51751-6) bringen vor allem folgende Infos bzw. Thesen und damit Anregungen für weitere Überlegungen bzw. Recherchen:

  1. Brecht beschäftigt sich schon 1919 in seinen Tagebüchern mit Fragen der Identität und er entwickelt hier schon den Plot für das spätere Theaterstück.
  2. In der frühen Fassung sieht Brecht die Veränderungen zum Massenmenschen sogar etwas Positives – schon ein wenig im Sinne seiner späteren Annäherung an den Marxismus.
  3. Verwiesen wird auf den sogenannten „Fordismus“ des amerikanischen Automobilproduzenten Henry Ford, der den modernen Kapitalismus durchaus mit sozialem Fortschritt verbindet. Und wenn Autos damals durch die Erfindung des Fließbandes billiger wurden, kann man das natürlich durchaus zumindest in diesem Zusammenhang so sehen.
  4. Kleine Anmerkung am Rande: Gerade bei Henry Ford kann man natürlich über Charly Chaplins Film „Moderne Zeiten“ die negativen Folgen der Fließbandarbeit thematisieren.
  5. Später ist Brecht da kritischer geworden, in der zweiten Berliner Aufführung von 1931 sieht er Menschen wie Gay eher als Ausgebeutete, als Opfer, die dann aber durchaus zu Kampfmaschinen des Systems werden können.
  6. Die Erfahrung des Faschismus lässt dann jemanden wie Gay eher zum Opfer einer Volksgemeinschaftsideologie werden, bei der menschliche Bedürfnisse vom Befreiungsziel eher entfernt werden.
  7. Theatergeschichtlich wird das natürlich zu einer Absage an die aristotelische Auffassung von einem Theater, das letztlich im Schicksal eines Helden etwas Positives sieht, auch wenn er tragisch scheitert. Man stelle sich nur einmal vor, Schiller wäre mit einer solchen Idee konfrontiert worden, wie sie Brecht in „Mann ist Mann“ umsetzt.
  8. Diese nicht mehr aristotelische Sicht auf den Wesenskern und die Funktion des Theaters ist dann schon eine Vorstufe zum späteren epischen Theater, in dem es nicht mehr nur um die Veränderung einer Identität geht, sondern um zum Beispiel die große Frage, ob ein Mensch im kapitalistischen System der Moderne überhaupt gut sein kann (Shen Te in „Der gute Mensch von Sezuan“.

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