Aufgabe: Klärung der Aussage und der Bedeutung von Textzitaten
Eine interessante „Fingerübung“ beim Umgang mit Lektüren ist die Klärung der Aussage und der Bedeutung eines Zitates unter Berücksichtigung des Kontextes.
Wir zeigen das mal am Beispiel von Goethes „Faust“:
Beispiel: Osterspaziergang – Auferstehung
„Sie feiern die Auferstehung des Herrn, / Denn sie sind selber auferstanden“
Kleiner Tipp: Wenn man so eine Stelle schnell finden kann, kann man einfach googeln nach
zeno goethe faust textstelle
Dann kommt man zum Beispiel zu dieser Seite:
Dort kann man dann einfach im Browser nach „Auferstehung“ suchen und hat das Zitat.
Anschließend schaut man sich den Kontext an – entweder im Internet – oder noch besser – in der eigenen Textausgabe. Da wird man das Zitat in der Szene schon finden.
Nun zur Aussage des Zitates im Kontext:
- Zunächst muss man feststellen, dass es eine Textstelle aus der Szene „Vor dem Tor“ ist. Dort erholt sich Faust zusammen mit Wagner von seinen intensiven und zuletzt lebensgefährlichen Erlebnissen bei der Suche nach Wahrheit und einem echten Leben.
- Der konkrete Kontext ist das Hinausströmen der Menschen an einem sonnigen Ostermorgen.
- Dann muss man sich das Umfeld dieses Zitates genauer anschauen, soweit es etwas zum Verständnis des Mini-Zitates beiträgt:
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Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.- Hier geht es um den Gegensatz zwischen der Enge der dunklen mittelalterlichen Stadt
- und der Vorfreude auf einen sonnigen Festtag, die sich schon in der Kleidung zeigt.
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Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.- Die große religiöse Auferstehung
- wird hier runterreduziert auf die Veränderung von Ort und Atmosphäre.
- Fünf Beispiele werden genannt – alle sind sie überwunden durch das „Licht“.
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Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluss, in Breit‘ und Länge,
So manchen lustigen Nachen bewegt,- Hier merkt man, wie die Menschen aufatmen, sich in Bewegung setzen
- sich in die Natur hinausbewegen, dort Kraft und Lebensfreude schöpfen.
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Und bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.- Hier wird verdeutlicht, wie das ganze Land von dieser Veränderung ergriffen ist.
- Noch einmal wird das Festliche und Bunte, Lebensfrohe hervorgehoben.
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Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein;
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“- All das ergreift auch Faust, bei dem sich eine frohe Erwartung auf noch mehr Schönes herausbildet.
- Deutlich wird, dass hier das wahre Leben der Menschen stattfindet.
- Alle sind glücklich
- und Faust betont, dass er selbst hier auch erst zum Menschen im vollen Sinne des Wortes wird bzw. sein darf.
- Die letzten drei Wörter zeigen so etwas wie Ehrfurcht vor Höherem und Dankbarkeit.
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Weiterführende Hinweise
- Weitere Infos und Materialien finden sich in unserem Stichwortverzeichnis zum Buchstaben „F“ wie „Faust“:
- Ein alphabetisches Gesamtverzeichnis unserer Infos und Materialien gibt es hier.
- Eine Übersicht über unsere Videos auf Youtube gibt es hier.