Checkliste für die Interpretation einer Quelle in einer Klausur

Checkliste für die Analyse einer Quelle (Text) – Zentralabiturklausur – NRW

Das Folgende kann man hier auch als PDF-Datei (2 Seiten) herunterladen
Mat1959 Checkliste Quelleninterpretation Klausur

 

Mögliche Aufgabe: Interpretieren Sie die Quelle, indem Sie

  1. sie analysieren
  2. zentrale Aspekte im historischen Kontext erläutern
  3. einen Vergleich herstellen, die Quelle zur Aufklärung eines Problems nutzen u.ä.
1.      Vorarbeit 1:
Zunächst einmal schaut man sich die begleitenden Informationen an, um herauszufinden, wer da was in welcher Situation und in welcher Form zu wem gesagt hat.
2.      Vorarbeit 2:
In einem zweiten Schritt macht man sich erste, vorläufige Notizen zum thematischen und zeitlichen Zusammenhang.
3.      Vorarbeit 3:
In einem dritten Schritt überfliegt man den Inhalt und markiert mit Bleistift oder einem anderen eher „schwachen“ Stift erste wichtige Stellen, ggf. werden schwierige Passagen auch mit Fragezeichen versehen.
4.      Vorarbeit 4:
Das Besondere an Quellen ist, dass sie ja in der Regel nicht für die Nachwelt geschrieben worden sind, dementsprechend wird es Stellen geben, die der Erläuterung bedürfen: Was ist mit einer bestimmten Passage gemeint? Worauf wird angespielt? Außerdem kann man sich eigene zusätzliche Erkenntnisse notieren, etwa ein Widerspruch zu einer anderen Quelle, einer historischen Darstellung oder Informationen, die man im Unterricht kennengelernt hat.
5.      Vorarbeit 5:
Diese Lese- und Erläuterungsarbeit setzt man so lange fort, bis man ausreichend Klarheit über den Inhalt bekommen hat.
6.      Vorarbeit 6 -> Beginn der Lösung von Aufgabe 1(Anforderung 1.1, z.B. 2 Punkte, AFB I):
Wenn man sich ausreichend mit der Quelle und ihrem Umfeld beschäftigt hat, kann man schon einmal einen Einleitungssatz formulieren, in dem man den Text kurz vorstellt, den Autor, den Anlass und den Adressaten  beschreibt.
7.      Anforderung 1.2: Quellenart und Textsorte (z.B. 2 Punkte, AFB II)
Bei der Quellenart unterscheidet man grundsätzlich zunächst zwischen  Tradition (absichtlich überliefert) und Überrest (unabsichtlich überliefert). Außerdem kann man bei Quellen dann noch speziell unterscheiden zwischen Bildern, Münzen, Karten oder eben Dokumenten, wozu die meisten Texte gehören. Anschließend ist man an dieser Stelle noch etwas genauer und verweist z.B. darauf, dass es sich um eine wörtlich abgedruckte, in Auszügen vorliegende Rede handelt, die als Artikel in einer regionalen Tageszeitung veröffentlicht worden ist (allgemeines Beispiel).
8.      Anforderung 1.3: Benennung des Themas (z.B. 2 Punkte, AFB II)
Das Thema könnte zum Beispiel die Begründung des Antrags auf Auflösung des Parlaments durch eine Fraktion sein.
9.      Anforderung 1.4: grobe zeitliche Einordnung der Quelle (z.B. 2 Punkte, AFB II)
Das könnte etwa die Situation unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges sein, wo es letzte Bemühungen um den Frieden gibt.
10.   Anforderung 1.5: Absicht des Autors der Quelle (z.B. 2 Punkte, AFB II)
Das könnte zum Beispiel der Versuch sein, das Scheitern einer Regierung dem Koalitionspartner in die Schuhe zu schieben und sich eine günstige Ausgangsposition im Wahlkampf  zu verschaffen.
11.   Anforderung 1.6: Wiedergabe des Inhalts und des Gedankengangs mit Herausarbeitung von Argumentationssträngen, die die Intention des Verfassers stützen : (z.B. 18 Punkte, AFB I)
Hier geht man den Text noch einmal durch und stellt gut gegliedert die Punkte zusammen, mit denen der Autor der Quelle versucht, sein Ziel schrittweise zu erreichen.·       zum Beispiel: Hinweis auf die aktuelle schwierige Lage·       Erweiterung in Richtung Unruhe in der Bevölkerung

·       Schuldzuweisung

·       Hinweis auf eigene Versuche, die Zusmammenarbeit zu verbessern

·       Aufzeigen von Alternativen

·       Entscheidung für Auflösung des Parlaments

·       Klärung der Perspektiven

·       Bekräftigung der eigenen positiven Haltung

12.   Anforderung 1.7: Weiteres aufgabenbezogenes Kriterium (max. 4 Punkte)

In der Regel wird hier nichts stehen, aber es kann natürlich sein, dass man bei der speziellen Quelle etwas bemerkt hat, woran in den Vorgaben nicht gedacht worden ist. Dann kann man dafür vier weitere Punkte bekommen, insgesamt darf die maximale Punktzahl, die für Augabe 1 möglich ist, nicht überschritten werden. Am ehesten möglich erscheint das im Bereich der Inhaltsvorstellung, wenn man dort einen Bezug herstellt, der im Sinne der Aufgabe möglich ist, aber an den nicht gedacht worden ist. So könnte jemand etwa bei der oben erwähnten Begründung des Antrags auf Auflösung des Reichstags Begriffe der rhetorischen Analyse verwenden, die er aus dem Deutschunterricht kennt, die hier aber zum besseren Verständnis beitragen.

13.   Anforderung 2.1: Zusammenfassende Herausstellung der Intention, wie sie im Text deutlich wird (z.B. 6 Punkte, AFB II)
Das Entscheidende ist, dass man aus der „Fläche“ der inhaltlichen Beschreibung hier die Höhepunkte herausstellt und dabei möglichst auch noch systematisiert,  die die Position des Verfassers deutlich machen.
14.   Anforderung 2.2: Zum Beispiel Einschätzung der Position (z.B. 4 Punkte, AFB II)
Nach der Fixierung ist man jetzt bei der Beurteilung, wobei hier die Ebene des Sachurteils von Bedeutung ist. Zum Beispiel könnte die Rede eine staatsmännische Haltung zeigen oder die innere Zerrissenheit der Partei widerspiegeln oder vorwiegend taktisch bzw. sogar demagogisch sein.
15.   Anforderung 2.3: Aufzeigen an Beispielen (z.B. 14 Punkte, AFB II)
Hier geht es darum, etwas, was erst mal mehr als These formuliert worden ist, nun am Text der Quelle genau nachzuweisen.
16.   Anforderung 2.4: Abschließende zusammenfassende „Würdigung“ der Quelle zum Beispiel im Sinne einer historischen Bedeutung (z.B. 6 Punkte, AFB II)
Am besten setzt man den Satzanfang sinnvoll fort: „Die Quelle zeigt …“
17.   Anforderung 2.7: Weiteres aufgabenbezogenes Kriterium (max. 4 Punkte)

Hier gilt das Gleiche wie bei 1.7: Zum Beispiel könnte man vergleichbare historische Positionen heranziehen.

18.   Anforderung 3.1: Vergleich mit bekannter Position oder Heranziehung der Ergebnisse von A1 und A2 zur Lösung eines historischen Problems (z.B. 22 Punkte, AFB III)

Zum Beispiel könnte man diesen Antrag auf Auflösung des Parlaments mit einem ähnlichen Vorgang allerdings in einem anderen historischen Kontext vergleichen lassen – oder man lässt klären, inwiefern und inwieweit der Vorgang herangezogen werden kann, um das Scheitern einer Verfassung zu erklären.  Hier kommt es darauf an, wie in jeder guten Erörterung, in einer Einleitung zunächst die Zusammenhänge überleitend darzustellen, dann im Hauptteil nacheinander, aber möglichst  systematsich auf verschiedene Aspekte eingehen, am besten sich dialektisch (im Pro und Contra) sich in den Sachverhalten „hineinzuschrauben“, bis man am Ende im Schlussteil ein klares Fazit ziehen kann – möglichst differenziert.

19.   Bewertung der Darstellung: D1 „Der Prüfling strukturiert seinen Text schlüssig, stringent und gedanklich klar.“ (5 Punkte)

Hier geht es um den Aufbau der eigenen Lösung. Sie sollte sowohl ein schlüssiges Gesamtkonzepet (Gliederung) haben, das man am besten  durch Zwischenüberschriften sichtbar macht. Außerdem kommt es natürlich darauf an, die einzelnen Gedanken bzw. Sätze so zu verknüpfen, dass sie nachvollziehbar und verständlich sind.

20.   D2: „Der Prüfling verwendet eine präzise und differenzierte Sprache mit einer adäquaten Verwendung der Fachterminologie.“ (5 Punkte)

Hier geht es um die Ausdrucksweise, sie sollte genau sein und – wo immer möglich – die richtigen Fachbegriffe verwenden.

21.   D3: „Der Prüfling schreibt sprachlich richtig sowie syntaktisch und stilistisch sicher.“ (4Punkte)

Zur Richtigkeit ist wohl nicht viel zu sagen. Mit „stilistisch“ ist gemeint, dass man so schreibt, wie es sich in einer Klausur gehört, also nicht in Umgangssprache. Außerdem sollte man die besondere Ausdrucksweise der Wissenschaft berücksichtigen, z.B. von „ich“ nur sprechen, wo es um geforderte persönliche Bewertung geht. Ansonsten geht es den Anspruch auf Allgemeinverbindlichkeit und nicht Persönliches

22.   D4: Der Prüfling verbindet die Ebenen Sachdarstellung, Analyse und Bewertung sicher und transparent, belegt seine Aussagen durch angemessene und korrekte Nachweise (Zitate u.a.) und verknüpft die Ergebnisse der Textanalyse mit den Ausführungen über die historischen Zusammenhänge und der kritischen Auseinandersetzung. (6 Punkte)

Wichtig ist, dass man zwischen Beschreibung, Untersuchung und Einschätzungen bzw. Wertungen unterscheidet. Im ersten Falle geht es darum, wie etwas offensichtlich ist („Deutschland führte drei Kriege, um 1871 zur Einheit zu gelangen.“) Untersuchung bedeutet immer, dass man möglichst überzeugend Vermutungen über Hintergründe und Zusammenhänge anstellt: „Es gab im wesentlichen drei große Strömungen, die das 19. Jahrhundert kennzeichneten, den Liberalismus, den Nationalismus und den Sozialismus.“ Dazu kommen Sachurteile (Einschätzungen) wie zum Beispiel.: „Bismarck hatte auch Glück bei seinem militärischen Weg zur deutschen Einheit, das zeigt der Ablauf der Schlacht von Königgrätz.“ Wertungen sind eher seltsam, weil sie nicht „beweisbar“ sind, eben keine Sachurteile, sondern Werturteile – und die entsprechenden Bezugssysteme sind nicht für jeden in gleicher Weise verbindlich. Ein Beispiel: „Es war zwar notwendig, dass Russland nach 1917 schnell modernisiert werden musste und dabei waren sicher auch Opfer nötig, aber die Art und Weise, wie die Bolschewiki vorgingen, war und ist absolut inakzeptabel.  Eher hätte man Rückschläge und einen weiteren Bürgerkrieg riskieren müssen, als Millionen von Menschen der eigenen Macht und den eigenen Zielen zu opfern.