Historischer Kontext – was versteht man darunter?

Kein Text ohne Kontext 😉

Grundsätzlich geht es beim Kontext immer um den „Text“, der um einen anderen „Text“ herum eine Rolle spielt und auf ihn einwirkt.
Solche Texte müssen nicht geschrieben sein, es kann auch eine Handlung sein, zum Beispiel ein Streit auf dem Schulhof. Da gibt es eben eine Vorgeschichte, aber auch Regeln an der Schule usw.

Kontext im Fach Geschichte

In Geschichte geht es um den sogenannten „historischen“ Kontext, damit sind alle geschichtlichen Fakten und Zusammenhänge gemeint, die auf eine Quelle einwirken.
Es geht meistens um frühere Handlungszusammenhänge, die man reskonstruieren muss, um den Inhalt richtig einordnen zu können.
Dabei sollte man nicht alles aufzählen, was zu der Zeit der Quelle passiert ist oder aktuell war, sondern sich auf das konzentrieren, was für die Quelle von Bedeutung ist.

Die verschiedenen Schichten des Kontextes

Bei einem Vertrag zum Beispiel geht es um das Geschäft, das die Beteiligten abschließen, also um die Leute und zum Beispiel einen Acker.

Wenn das geklärt ist, dann kann man den Kreis der wichtigen Umstände noch erweitern und zum Beispiel nach dem damals geltenden Recht fragen.
Usw.,

Klärung des Kontextes bei einer Quelle

In der Praxis geht man meistens anders vor:

  1. Als erstes wird die Quelle ganz grob in eine Epoche eingeordnet. Dazu gehört auch die allgemeine kulturelle und politische Lage.
  2. Dann in den engeren thematischen Zusammenhang, zum Beispiel in eine bestimmte Regierungszeit.
  3. und am Ende geht es dann um den ganz konkreten Fall, der in der Quelle geschildert wird, zum Beispiel den Kauf eines Stücks Land für eine Fabrik.

Beispiel

Schauen wir uns ein Beispiel an.

Es geht um den Brief eines Soldaten aus den Befreiungskriegen um 1813, in dem sehr viel Kriegsbegeisterung zu finden ist

Zum historischen Kontext gehört dann

  1. die allgemeine Situation Deutschlands im Kampf mit Napoleon: Deutschland hat mit Preußen und Österreich zwei Großmächte, dann einige Mittelstaaten, die zum Teil mit Napoleon zusammengehen. Napoleon selbst hat einen riesigen Herrschaftsraum aufgebaut.
  2. Dann die spezielle Situation im Verlauf der mehrjährigen Befreiungskriege: Zum Beispiel kann es für die Gegner Napoleons gerade sehr schlecht aussehen – oder aber Napoleon hat in Russland eine Niederlage erlitten und jetzt gibt es für die deutschen Patrioten von damals neue Hoffnungen.
  3. Dann die Situation des Soldaten, sein persönlicher Hintergrund. Dazu kann das Verlobtsein gehören, aber auch der Verlust eines Freundes in einer früheren Schlacht.
  4. Schließlich noch die unmittelbare Situation, etwa vor einer großen Schlacht, wo dieser Soldat dann einen Brief an seine Verlobte schreibt.
Wenn es um das Verhältnis von Mann und Frau geht, kann es sein, dass man vor dem ersten Punkt oben noch einen vorschalten muss, in dem es um die allgemeine soziale und kulturelle Situation geht. Welche Rechte hatten damals Männer, welche Rechte hatten Frauen? Welche Rechte hatten ihre Eltern oder ihre Familien.

Wer noch mehr möchte …