29-1 Deutschland 1945 bis 1949 – für Durchblicker

Was sagt der Buch-Auszug (siehe unten) zur Entwicklung Deutschlands zwischen 1945 und 1949?

Das Folgende ist mit freundlicher Genehmigung des Verfassers des E-Books
„Geschichte für Durchblicker. Mit dem Lehrer auf Augenhöhe – im Unterricht und in Prüfungen“
entnommen.

Die wichtigsten Aussagen des Buch-Auszugs:

  1. wird noch gefüllt!

1    Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg

Wenden wir uns nun der Zeit nach 1945 zu, als die Deutschen sich auf der einen Seite mit ihren Untaten von Angriffskriegen bis hin zu Massenmorden auseinandersetzen mussten, auf der anderen Seite die Chance zu einem Neuanfang bekamen.

1.1     Der große Unterschied zwischen 1918 und 1945

Der entscheidende Unterschied zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem des Ersten Weltkrieges besteht darin, dass nach 1945 keine Dolchstoßlegende mehr entstehen konnte. Zu groß waren die Zerstörungen in Deutschland, zu groß war auch die moralische Verwüstung, als man mit den Konzentrationslagern konfrontiert wurde.
Dementsprechend verhandelten die Alliierten auch im Mai 1945 gar nicht mehr mit der deutschen Regierung, die sich nach Hitlers Selbstmord Ende April gebildet hatte. Sie übernahmen selbst die Regierungsgewalt und begann auch bald, die Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg zur Verantwortung zu ziehen. Sie bemühten sich dabei um ein einigermaßen rechtsstaatliches Verfahren, auch wenn sie angesichts der Ungeheuerlichkeiten der Verbrechen neues Völkerrecht anwenden mussten.

1.2     Der demokratische Neuaufbau

Parallel begannen sie mit einem Prozess der „reeducation“ und ermöglichten schon bald einen Neuaufbau des politischen Lebens von der Basis aus.
Dies geschah in den einzelnen Zonen, die gebildet worden waren, sehr unterschiedlich: Während die Westmächte versuchten, wirklich einen demokratischen Neuanfang zu erreichen, ging es der Sowjetunion in ihrer Zone mehr um die Durchsetzung ihres kommunistischen Systems.

Wie groß der Unterschied zwischen dem Ideal und dem Leben dabei war, mag folgende kleine Anekdote verdeutlichen, die Peter Scholl-Latour in seinem Buch „Leben mit Frankreich“ (2. Auflage 1988, S. 459/460) mitteilt: Es geht dabei um den französischen Staatspräsidenten Mitterand, der als französischer Soldat in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet und nach einem Ausbruchsversuch von einigen Deutschen sogar unterstützt, von einem jungen NSDAP-Ortsgruppenleiter aber gedemütigt und sogar misshandelt wurde. Nach Kriegsende wurde Mitterand Minister in der französischen Regierung und äußerte den Wunsch, den Ort seiner misslungenen Flucht wieder zu besuchen. Man gab sich ihm gegenüber sehr freundlich und demokratisch entnazifiziert. Allerdings wurde er von genau dem Ex-Nazi als Bürgermeister begrüßt, der ihn damals so schlecht behandelt hatte.

1.3     Der beginnende Streit zwischen den Siegermächten

Streit gab es zwischen den Alliierten bald um die Frage der Reparationen. Außerdem trat der neue amerikanische Präsident Truman sowjetischen Umsturzbewegungen in Griechenland und der Türkei in der so genannten Truman Doktrin entgegen. Die zunehmenden Spannungen zwischen Ost und West führten dazu, dass die großzügigen Hilfen des Marshallplans das von der Roten Armee kontrollierte Osteuropa und Ostdeutschland nicht erreichten.

1.4     Auf dem Weg zu zwei deutschen Staaten

Anfang 1947 schlossen sich die amerikanische und die englische Zone zur sogenannten Bizone zusammen, weil die vom Krieg selbst stark mitgenommen Engländer ihre Zone gar nicht mehr ernähren konnten.
Im Frühjahr 1948 kam es dann zu einer Londoner Konferenz, auf der die drei Westmächte und die Beneluxstaaten Vorschläge für den Aufbau eines neuen westdeutschen Staates entwickelten. Während die deutschen Ministerpräsidenten, die es nach Landtagswahlen inzwischen gab, 1948/1949 versuchten, diese Vorgaben umzusetzen, ging die Sowjetunion auf totalen Konfrontationskurs, indem sie unter Vorwänden die Landwege nach West Berlin sperrte und die Westmächte zwang, ihre Sektoren in Berlin aus der Luft zu versorgen. Diese Luftbrücke veränderte das Verhältnis zwischen Deutschen und Westalliierten radikal.

Im Mai 1949 war das Grundgesetz fertig und wurde von allen drei Westalliierten akzeptiert, was die Gründung der Bundesrepublik Deutschland ermöglichte. Kurze Zeit später reagierte die östliche Seite mit der Gründung der DDR.

Frage von Alternativen zum Grundgesetz

Angesichts von Kritik am Parteienstaat wird immer wieder über Alternativen zum Grundgesetz von 1949 nachgedacht. Dabei geht es nicht darum, seine Leistung im Bereich der Grundrechte u.a. in Frage zu stellen. Vielmehr geht es um eine Optimierung aus heutiger Sicht:

  1. Die Parteien haben sicher eine wichtige Funktion im Staat, haben sich aber wohl zum Teil verselbstständigt. Vor allem eine Interessenverflechtung der Parlamentarier mit Firmen und Verbänden ist problematisch. Dazu gehört auch, dass das Lobbywesen eingeschränkt wird, weil da die Gefahr besteht, dass die Interessen der Allgemeinheit gegenüber den Interessen Einzelner zurücktreten.
  2. Nachgedacht werden könnte auch über eine Begrenzung der Amtszeit des Bundeskanzlers / der Bundeskanzlerin etwa auf zwei Amtsperiode wie beim Präsidenten der USA.
  3. Auf jeden Fall können Volksentscheide bei wichtigen Fragen auch eine Hilfe sein – allerdings natürlich nur, wenn es keine problematische Beeinflussung zum Beispiel durch Medien gibt.
  4. Der Bundespräsident könnte direkt gewählt werden, denn er ist ja die Instanz, die das ganze Volk vertritt.
  5. Verhindert werden müsste auch, dass die Regierungsarbeit ausgelagert wird in irgendwelche informelle Kreise, die in der Verfassung nicht vorgesehen sind.
  6. Das Bundesverfassungsgericht muss sicher gestärkt werden und auch dem alleinigen Einfluss derParteien entzogen werden.
  7. Was sicher eingeführt werden könnte, wäre eine Art Amtshaftung, denn zur Zeit ist es ja so, dass Parlamentarier und Regierungsmitglieder in keiner Weise für Fehlentscheidungen persönlich haftbar gemacht werden können. Wer aber keine persönlichen Risiken trägt bei seinen Entscheidungen, wägt sie möglicherweise weniger intensiv ab.
  8. Das kann man sicher noch erweitern – hier geht es aber nur um die Herausstellung einiger wichtiger Punkte.

Weiterführende Hinweise