„tschick“ – Kapitel 9

Das 9 Kapitel des Romans „tschick“.

In dem Kapitel geht es darum, wie Tschick von einem Lehrer als neuer Schüler in die Klasse eingeführt wird beziehungsweise wie er sich selbst dort einführt.

Daneben interessant ist die Frage, wie ein sehr autoritätsbewusster Lehrer mit diesem neuen Schüler und der besonderen Situation umgeht.

Man könnte noch die Stelle mit der angeblichen Russenmafia hinzunehmen und hier die Frage stellen, wie das beurteilt wird und welche Alternativen es dazu geben könnte.

.

Zitat 1: Der erste Eindruck, den Maik von Tschick hat

  • „Ich konnte Tschick von Anfang an nicht leiden.
  • Keiner konnte ihn leiden.
  • Tschick war ein Asi, und genau so sah er auch aus.
  • Wagenbach schleppte ihn nach Ostern in die Klasse, und wenn ich sage, er schleppte ihn in die Klasse, dann meine ich das auch so. „

Die Stelle zeigt,

  • wie ehrlich Maik hier in der Rückschau auf sein eigenes Vorurteil blickt.
  • Interessant, dass er das im nachhinein versucht durch Hinweis auf „Keiner“ zu verteidigen.
  • Deutlich wird, wie sehr der erste Eindruck von Äußerlichkeiten abhängt.

Zitat 2: Wie Tschick sich in der neuen Klasse enführt

  • „Der Russe stand einfach da und sah aus seinen Mongolenaugen irgendwohin.
  • Und er ignorierte Wagenbach komplett. Das war auch schon eine Leistung, Wagenbach zu ignorieren. Das war praktisch unmöglich.
  • [Nach der Klärung des für den Lehrer fast unaussprechlichen Namens des Jungen …]
  • „Andrej. Willst du uns vielleicht kurz was über dich erzählen? Wo du herkommst, auf welcher Schule du bisher warst? Das war Standard. Wenn Neue in die Klasse kamen, mussten sie erzählen, wo sie her waren und so.
  • Und jetzt ging die erste Veränderung mit Tschick vor. Er drehte den Kopf ganz leicht zur Seite, als hätte er Wagenbach erst in diesem Moment bemerkt. Er kratzte sich am Hals, drehte sich wieder zur Klasse und sagte: Nein.
  • Irgendwo fiel eine Stecknadel zu Boden.
  • Wagenbach nickte ernst und sagte: Du willst nicht erzählen, wo du herkommst?
  • Nein , sagte Tschick. Mir egal. Na schön.
  • Dann erzähle ich eben etwas über dich, Andrej. Aus Gründen der Höflichkeit muss ich dich schließlich der Klasse vorstellen.
  • Er sah Tschick an. Tschick sah die Klasse an. Ich nehme dein Schweigen als Zustimmung , sagte Wagenbach und er sagte es in einem ironischen Ton, wie alle Lehrer, wenn sie so was sagen. Tschick antwortete nicht. Oder hast du was dagegen? , fragte Wagenbach. Beginnen Sie , sagte Tschick und machte eine Handbewegung. Irgendwo im Mädchenblock wurde jetzt doch gekichert. Beginnen Sie! Wahnsinn. Er betonte jede Silbe einzeln, mit einem ganz komischen Akzent. Und er starrte immer noch die hintere Wand an. Vielleicht hatte er sogar die Augen geschlossen. Es war schwer zu sagen. Wagenbach machte ein Gesicht, das zur Ruhe aufforderte. Dabei war es schon absolut ruhig.“
  • [Der Lehrer äußert sich jetzt zur Herkunft und zum erstaunlichen sprachlichen und bildungsmäßigen Aufstieg Tschicks]
  • „Die Einleitung machte keinen Eindruck aufTschick. Er rührte sich nicht.
  • Jedenfalls ist Andrej vor vier Jahren mit seinem Bruder hier nach Deutschland gekommen, und – möchtest du das nicht lieber selbst erzählen?
  • Der Russe machte eine Art Geräusch.
  • Andrej, ich spreche mit dir , sagte Wagenbach.
  • Nein , sagte Tschick. Nein im Sinne von ich möchte es lieber nicht erzählen.
  • Unterdrücktes Kichern.
  • Wagenbach nickte kantig. Na schön, dann werde ich es erzählen, wenn du nichts dagegen hast es ist schließlich sehr ungewöhnlich.
  • Tschick schüttelte den Kopf. Es ist nicht ungewöhnlich? Nein. Also, ich finde es ungewöhnlich, beharrte Wagenbach. Und auch bewundernswert.“
  • [Nach dem Vortrag fragt der Lehrer:]
  • „So weit richtig? Tschick rieb sich mit dem Handrücken über die Nase, dann betrachtete er die Hand. Neunzig Prozent , sagte er.
  • Wagenbach wartete einen Moment, ob da noch mehr käme. Aber da kam nichts mehr. Die restlichen zehn Prozent blieben ungeklärt.
  • Na gut , sagte Wagenbach überraschend freundlich. Und nun sind wir natürlich alle sehr gespannt, was da noch kommt.
  • Leider kannst du nicht ewig hier vorne stehen bleiben, so schön es auch ist, sich mit dir zu unterhalten. Ich würde deshalb vorschlagen, du setzt dich dahinten an den freien Tisch, weil das ja auch der einzige Tisch ist, der frei ist. Nicht?
  • Tschick schlurfte wie ein Roboter durch den Mittelgang.
  • Alle sahen ihm nach. Tatjana und Natalie steckten die Köpfe zusammen.
  • […]

Die Stelle zeigt,

  1. wie sehr hier das Standardverhalten eines Lehrers, der durchaus freunlich sein kann, auf das widerspenstige Selbstbewusstsein eines Jungen stößt
  2. und wieviel Eindruck er damit macht.
  3. Für den Lehrer bedeutet das einen enormen Spannungsgewinn, wenn davon die Rede ist, dass noch einiges von diesem Jungen zu erwarten ist.

Zitat 3: Wie Tschick sich gegenüber älteren Mitschülern Respekt verschafft

  • Auf diesem Parkplatz vor der Schule standen morgens die Oberstufenschüler, und da gab es ein paar, die schon Autos hatten, und die fanden diesen Mongolen wahnsinnig interessant.
  • Typen, die fünfmal sitzengeblieben waren und in der offenen Fahrertür von ihrem Auto lehnten, damit auch jeder sehen konnte, dass sie die Besitzer dieser getunten Schrottkarren waren, und die machten sich über Tschick lustig.
  • Wieder hacke, Iwan? Und das jeden Morgen.
  • Besonders ein Typ mit einem gelben Ford Fiesta.
  • Ich wusste lange nicht, ob Tschick das mitkriegte, das s die ihn meinten und das s sie über ihn lachten, aber irgendwann blieb er einmal stehen. Ich war gerade damit beschäftigt, mein Fahrrad anzuschließen, und ich hörte, wie sie laut Wetten abschlössen, ob Tschick die Tür zum Schulgebäude treffen würde, so wie er schwankte – sie sagten: Wie der Scheißmongole schwankt -,
  • und da blieb Tschick stehen und ging zum Parkplatz zurück und auf die Jungs zu.
  • Die alle einen Kopf größer und ein paar Jahre älter waren als er und die wahnsinnig grinsten, wie der Russe da jetzt ankam – und an ihnen vorbeiging.
  • Er steuerte gleich auf den Ford-Typen zu, der der Lauteste von allen war, legte beide Hände auf das gelbe Autodach und redete mit ihm so leise, dass niemand sonst ihn hören konnte,
  • und dann verschwand langsam das Grinsen aus dem Gesicht vom Ford-Typen,
  • und Tschick drehte sich um und ging in die Schule.
  • Von dem Tag an riefen sie ihm nichts mehr hinterher.

Die Stelle zeigt,

  1. wie brutal Mitschüler sein können
  2. und wieviel davon abhängt, dass man als Opfer für sich selbst den richtigen Weg findet
  3. Anregung: Später erzählt Tschick ja Maik, dass er dem Typen mit seiner Verbindung zur russischen Mafia gedroht hat (S.77).
    Da diese Lösung des Problems mit Beschimpfungen nun sicher keine übertragbar Lösung ist, lohnt es sich drüber nachzudenken, was Maik zum Beispiel in einer vergleichbaren Situation hätte tun können. Es gibt ja die Stelle, wo der schöne André dafür sorgt, dass Maik seinen Spitznamen verliert und das als Beschämung empfindet. Was hätte er da tun können?

Weiterführende Hinweise

  • Zu den weiteren Kapiteln des Romans „tschick“
  • Weitere Infos zu dem Roman „tschick“ in unserem Stichwortverzeichnis zum Buchstaben „T“
  • Ein alphabetisches Gesamtverzeichnis unserer Infos und Materialien gibt es hier.
  • Eine Übersicht über unsere Videos auf Youtube gibt es hier.