5-Minuten-Tipp: Le Bon und seine „Psychologie der Massen“ (Mat721)

  1. Immer wieder gibt es Situationen, in denen eine Masse von Menschen etwas tun, was der Einzelne hinterher nicht erklären kann.

    1. So können hochanständige Familienväter im Zusammenhang mit einer Fußballspiel in eine Massenschlägerei geraten und sich hinterher auf einer Polizeistation wiederfinden: Sie sind völlig entsetzt, wenn ihnen klargemacht wird, was sie da eben getan haben.
    2. Aber große Massen an Menschen können auch gezielt in eine bestimmte Stimmung versetzt werden: Bei großen Show- oder Musikveranstaltungen kann das schöne Gefühle auslösen.
    3. Es kann aber auch missbraucht werden, wie die berühmte „Sportpalast-Rede“ von Hitlers Propagandaminister Goebbels zeigt. Noch nach der furchtbaren militärischen Niederlage von Stalingrad ließen sie sich im Februar 1943 zu einer regelrechten Endsieg-Stimmung verführen und für einen „totalen Krieg“ begeistern.  Zwei Jahre später war Deutschland in weiten Teilen eine Trümmerlandschaft.
  2. Verstehen kann man das leichter, wenn man weiß, was Arzt, Psychologe und Soziologe Gustave Le Bon 1895 in einem Buch als „Psychologie der Massen“ beschrieben hat.
  3. Er geht davon aus, dass in einer Masse von Menschen unter bestimmten Bedingungen die Menschen ihr individuelles Bewusstsein in einer allgemeinen „Gemeinschaftsseele“ aufgehen lassen.
  4. Das führt dazu, dass normale individuelle Hemmungen und vor allem auch wichtige Bereiche der Vernunft zurücktreten und man sich an Handlungen beteiligt, die entweder spontan entstehen und sich verbreiten. Oder aber es gibt sogar eine Art Führer, der die entsprechende Stimmung hervorruft, anheizt und steuert.
  5. Soweit die schlechte Nachricht: Die gute ist, dass Menschen unterschiedlich stark auf diese Verführung reagieren. Wenn sie eher am Rand der Veranstaltung stehen, kann es sein, dass sie den Abstand nicht nur beibehalten, sondern er sich auch noch vergrößert.

    In bestimmten Momenten kann es möglich sein, mit einem überraschenden Eingriff den Massenbetrieb kurz zum Stoppen zu bringen, wobei dann wieder Nachdenklichkeit einsetzt und der „Nimbus“ des Führers zerfällt. Man schaut sich erstaunt an und der eine oder andere ist sogar entsetzt über sich oder schämt sich.

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