5-Minuten-Tipp zu Theodor Storm, „Das ist der Herbst“ (Mat4620)

Worum es hier geht:

Es geht um ein Gedicht von Theodor Storm, in dem es um die Jahreszeit Herbst zu gehen scheint. Daneben geht es aber noch um etwas ganz anderes, wie im folgenden kurz gezeigt werden soll.

Das Gedicht ist zum Beispiel hier zu finden.

Das ist der Herbst

  • Die Überschrift verweist auf die Jahreszeit, macht aber von der Formulierung her deutlich, als solle etwas besonders hervorgehoben werden.

Anmerkungen zu Strophe 1

Das ist der Herbst; die Blätter fliegen,

Durch nackte Zweige fährt der Wind;

Es schwankt das Schiff, die Segel schwellen –

Leb wohl, du reizend Schifferkind! —

  • Tatsächlich beschäftigen sich die ersten beiden Zeilen mit dem Herbst,
  • wobei der Wind bereits überleitet zu einem ganz anderen Thema,
  • nämlich einem Schiff.
  • Und in der vierten Zeile wird dann deutlich, dass es auch gar nicht in erster Linie um das Schiff geht, sondern um ein Kind, das das lyrische ich als reizend empfunden hat.
  • zunächst bleibt offen, was damit genau gemeint ist.

Anmerkungen zu Strophe 2


Sie schaute mit den klaren Augen

Vom Bord des Schiffes unverwandt,

Und Grüße einer fremden Sprache

Schickte sie wieder und wieder ans Land.

  • Die zweite Strophe wendet sich dann diesem jungen Menschen zu.
  • Hervorgehoben wird, dass es intensiv Ausschau hält
  • und immer wieder in einer fremden Sprache zum Land hin grüßt.
  • Deutlich wird also, dass es hier nicht um ein einseitiges Interesse geht, sondern um ein zweiseitiges.
  • Die Vermutung drängt sich immer mehr auf, dass das lyrische Ich und dieser junge Mensch auf dem Schiff in einer engen Verbindung stehen.

Anmerkungen zu Strophe 3

Am Ufer standen wir und hielten

Den Segler mit den Augen fest –

Das ist der Herbst! wo alles Leben

Und alle Schönheit uns verläßt.

  • Die letzte Strophe macht dann deutlich, dass es hier nicht um eine zweiseitige Beziehung geht,
  • sondern um eine, an der zumindest am Ufer mehrere Leute beteiligt sind.
  • Es könnte sich zum Beispiel um ein Elternpaar handeln, das seinem Kind nachschaut, das eine Schiffsreise antritt. Oder aber einige Leute haben sich mit einem entsprechenden jungen Menschen angefreundet und man muss jetzt auf diese Art und Weise Abschied nehmen.
  • Zu einer überraschenden Wendung kommt es am Ende. Dort wird diese Kombination aus Herbst und Abschied als ein Zeichen für das Leben bezeichnet.
    Das wird dann etwas näher charakterisiert, es geht um den Verlust – oder besser: das Verschwinden – der Schönheit.

Insgesamt präsentiert das Gedicht eine Situation, in der ein äußeres Ereignis zum Ausgangspunkt einer Betrachtung des Lebens wird. In gewisser Weise kann hier durchaus vor diesem Hintergrund von einem Reisegedicht gesprochen werden. Denn die Lebensreise steht am Ende im Vordergrund.

Kreativ-Anregung

Es könnte reizvoll sein, diesen Moment-Ausschnitt mal auszumalen. Einfach überlegen, wer in diesem Gedicht spricht und in welcher Beziehung die Person zu dem „Kind“ auf dem Schiff steht.

Alternativ könnte man sich selbst eine Situation aus unserer Zeit ausmalen, in der es zum Beispiel um eine Abschiedsszene in einem Flughafen geht, die möglichst ähnlich dem ist, was Storm in seinem Gedicht beschreibt.

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

https://textaussage.de/weitere-infos