12 Absolutismus – für Durchblicker

Was sagt der Buch-Auszug (siehe unten) zum Absolutismus aus?

  1. Gleich am Anfang wird deutlich, dass der Absolutismus eine Reaktion war auf die Religionskriege nach der Reformation. Er sollte für Toleranz und Freiheit in Glaubensfragen sorgen,
  2. hatte aber die Rechnung nicht mit dem Wirt oder besser mit den realen Königen gemacht. Die dachten nämlich mehr an die eigene Macht und waren zum Teil auch unfähig.
  3. Sehr interessant ist die These von dem „das absolute Königtum pervertierenden Herrscher“,
  4. der sich und seiner Herrscherfamilie das „Grab“ schaufelt,
  5. wie es in der Französischen Revolution dann ja auch geschehen ist.
  6. Herausgearbeitet wird dann das Spannungsverhältnis zwischen Staat und Kirche, Königtum und Papsttum im Mittelalter. Dabei wurde eine Einheit hochgehalten, die in der Praxis auch mal zu einem Konflikt führen konnte.
  7. Hier hätte man noch darauf hinweisen können, dass besonders das deutsche Königtum in einen tiefgreifenden Konflikt mit dem Papst geriet, weil es mit der Kaiserkrone verbunden war – und die wurde vom Papst vergeben. In der Praxis wurde das Königtum in Deutschland geschwächt, während in England und besonders in Frankreich die Monarchen immer mächtiger wurden und so auch auf großer Basis die absolute Macht ausüben konnten, während es in Deutschland viele mehr oder weniger große Monarchen gab, die die französischen Könige nachahmten.
  8. Wichtig ist der Unterschied zwischen den absolutistischen Königen, die sich zumindest prinzipiell dem Wohl des Landes und seinen Traditionen verpflichtet fühlten, durchaus auch Angst vor Gottes Zorn hatten, und modernen Diktatoren, die letztlich völlig willkürlich über Leben und Tod entscheiden können.
  9. Zum Untergang des Absolutismus haben dann neben der Unfähigkeit mancher Könige vor allem zwei Entwicklungen beigetragen:
    1. Die Kosten für die Prunksucht, man denke an das Schloss in Versailles. Das war aber nötig, um den früher mitregierenden Adel unter Kontrolle zu behalten,
    2. die Kosten für die leichtfertig geführten Kriege, unter denen nur die einfachen Menschen litten, während die Adligen und Monarchen sich deswegen nicht groß böse waren.
    3. Neben diesen finanziellen Problemen kam hinzu, dass das Bürgertum immer wichtiger wurde im Staat und es schließlich nicht mehr einsah, dass es nichts zu sagen hatte. Dieser „dritte“ Stand neben Adel und Klerus (Geistlichkeit) übernahm in der Französischen Revolution dann die Macht.

12     Von den großen Glaubenskriegen zum Absolutismus

Das Folgende ist mit freundlicher Genehmigung des Verfassers den E-Book „Geschichte für Durchblicker“ entnommen.
Daher kommt auch die Nummerierung – in dem E-Book war es das Kapitel 12.
  • Im 17. Jahrhundert wurde ein staatliches System entwickelt, das zum einen sehr modern war in der Ausbildung zum Beispiel von Verwaltungsstrukturen, zum anderen aber völlig unmodern, was die Konzentration auf eine einzige Person, nämlich die des Monarchen anging. Aber wie es so ist im dialektischen Prozess: Jede These wird bald mit einer Gegenthese konfrontiert – und so führte die Konzentration staatlicher Gewalt am Ende zu ihrer Verflüchtigung und mehr Partizipation durch Grundrechte und Mitbestimmung des Volkes. Sehr schön dargestellt ist übrigens diese Entwicklung in einem Artikel der Frankfurter Allge-meinen Zeitung vom 11.09.2013 von Klaus Garber mit dem Titel: „Nach den konfessionellen Bürgerkriegen – Warum der absolute Staat legitim war: Ein Lehrstück“. Dort wird sehr gut dargestellt, in welchem Ausmaß die Reformation zu Intoleranz und Kriegen führte – und zwar nicht nur zwischen Protestanten und Katholiken, sondern auch zwischen den evangelischen Teilkonfessionen auch, also zwischen Lutheranern und Calvinisten.
  • Es waren dann vor allem französische Juristen um Bodin herum, die als friedensstiftendes Gegenmodell die Idee des absolustistischen Staates schufen. Er sollte über den Religionen und Konfessionen stehen, also neutral sein und dem Einzelnen seine religiöse Freiheit lassen – eine schon sehr moderne Vorstellung. Womit die Urheber der Idee allerdings nicht gerechnet hatten, waren der Machtwahn und die Unfähigkeit der Könige, die den Staat repräsentierten: Der sogenannte Sonnenkönig, der in Deutschland Heidelberg verwüsten und die Pfalz „verbrennen“ ließ, hob auch das 1598 erlassene Toleranzedikt im Jahre 1685 auf. Sehr treffend ist in dem Artikel von einem „das absolute Königtum pervertierenden Herrscher“ die Rede, „der sich und seinem Hause damit das Grab graben wird.“
  • Noch eine kleine Anregung für weitere Recherchen oder Facharbeiten: Die „Urheber“ des friedensstiftenden Absolutismus konnten auf Vorarbeiten der Renaissance zurückgreifen. Garber verweist in seinem Artikel auf eine Art Koalition der „wahren“, gemeint ist: friedlichen, toleranten Christen mit den Humanisten.  Jean Bodins „Colloquium Heptaplomeres“, ein Ge-spräch zwischen Vertretern verschiedener christlicher Richtungen, einem Mohammedaner und einem Juden ist für ihn eine Art Vorlage für Lessings berühmtes Toleranz-Drama „Na-than der Weise“.

12.1     Das alte System der Einheit des Christentums im Mittelalter

  • Bis zum 16. Jahrhundert arbeiteten im christlichen Europa die weltliche und die religiöse Macht zumindest im Prinzip bzw. im Idealfall zusammen und unterstützten sich gegenseitig.
  • In der Praxis war das nicht immer so – man denke nur an den berühmten „Gang nach Canossa“, den der deutsche Kaiser Heinrich IV. auf sich nehmen musste, weil er sich mit dem Papst darüber stritt, wer die Bischöfe ernennen durfte. Diese waren ja gleichzeitig religiöse und weltliche Herren.
  • Oder man denke an die sog. „babylonische Gefangenschaft“ der Kirche, als im 14. Jahrhundert sieben Päpste in Avignon gewissermaßen unter der Aufsicht der französischen Könige ihres Amtes walteten.
  • All das änderte aber nichts am Ideal einer einheitlichen katholischen Kirche in Europa. Dass es daneben noch eine orthodoxe Kirche in Osteuropa gab, war kein großes Problem, weil in den entsprechenden Gebieten staatliche und religiöse Autorität mit gleicher Stimme sprachen.

12.2     Die religiöse Spaltung im 16. Jahrhundert

  • Seit Luther und Calvin war das nun anders: Besonders Deutschland war betroffen – im Norden waren die meisten Menschen protestantisch – im Süden katholisch – und der 30jährige Krieg zeigte, wohin die Spaltung führte, nämlich in einen selbstmörderischen Krieg mit wahr-scheinlich Millionen von Toten.
  • In Deutschland fand man schließlich die Lösung, dass evangelische und katholische Reichsfürsten nebeneinander existieren konnten. In Frankreich aber wollte und konnte der König durchsetzen, dass sein Land einheitlich katholisch blieb. Die sog. Hugenotten, wie die Calvinisten in Frankreich hießen, wurden in der mörderischen „Bartholomäusnacht“ des Jahres 1572 vernichtet. In der Zeit danach konzentrierte sich immer stärker alle staatliche Macht in der Person und am Hof des Königs.

12.3     Die „französische Lösung“ – der Absolutismus
  • Dieser „Absolutismus“ bedeutete, dass der König selbst Gesetze machen konnte – und ggf. auch über ihnen stand. Auf jeden Fall gab es keine Mitregierung mehr, vor allem durch den Adel. Der wurde sinnigerweise im neu gebauten Schloss Versailles versammelt, wo er finanziell und auch sonst völlig vom König abhängig war. Die Verwaltung des Landes wurde bürgerlichen Beamten übergeben – statt der Einberufung adliger Heere im Bedarfsfalle gab es ein professionelles stehendes Heer.
  • Am beeindruckendsten deutlich wird das absolutistische System an den folgenden Beispielen:

12.3.1     Der Extremfall: Nur ein König ohne Zähne ist ein guter König

  • Der König fühlte sich nicht nur zuständig für das Wohl des Landes – er verkörperte es sogar. Im Falle des so allmächtig erscheinenden Sonnenkönigs Ludwigs XIV. bedeutete das, dass ihm seine Ärzte sicherheitshalber alle Zähne herausbrachen, damit diese nicht mehr zu Entzündungs- und damit Krankheitszentren werden konnten. Dabei ging einiges schief – was lebenslange Zahnschmerzen bedeutete.
  • Vor diesem Hintergrund bekommt die Selbstbeschreibung des Königs: „Der Staat bin ich“ dann doch auch etwas schmerzhafte Züge.

12.3.2     Was fehlende Gewaltenteilung für den Einzelnen bedeuten kann

  • Was die Konzentration der gesamten Macht beim König angeht, so bekam die jeder zu spüren, der auf irgendeine Art und Weise in Misskredit geriet:
  • Es wurde dann einfach ein „Lettre de cachet“ ausgestellt, der die Verhaftung bedeutete.
  • Im Unterschied zu heute gab es keine Instanz, die das überhaupt oder wenigstens nach einiger Zeit überprüfte. Hatte man Pech, wurde man einfach vergessen und verfaulte in irgendeinem Gefängnis.

12.3.3     Abgrenzung: Absolutistische Herrschaft und totalitäre Diktatur

  • Übrigens darf man den absolutistischen König nicht mit Hitler oder Stalin vergleichen: Diese reagierten „totalitär“, d.h. wollten nicht nur (im Idealfall) zum Wohle des Landes eine be-stimmte Funktion ausüben, sondern sie konnten mehr oder weniger machen, was sie wollten. Besonders bei Stalin gab es nicht nur ähnlich wie bei Hitler Völkermord-Tendenzen, sondern darüber hinaus noch sadistischen Individual-Terror. Der Kremlherrscher habe sich die Todeskandidaten zum Teil  vorführen lassen, um sich an ihrem Geschick zu weiden.
  • Demgegenüber sah sich der absolutistische König in der Pflicht gegenüber dem Land und war zumindest Gottes Gericht unterworfen.
  • Daneben gab es auch noch rechtliche Traditionen, die nicht einfach gebrochen werden konnten. So wie der König die zum Teil sehr umständlichen und unangenehmen Regeln seines Tagesablaufs einhalten musste, so mussten zum Beispiel seine Dekrete von sogenannten „Gerichtshöfen“ im Land registriert werden. Dort saßen Adlige – und die konnten den Vorgang zumindest verzögern.

12.3.4     Die eine Seite: Absolutismus als Quelle des Fortschritts

  • Wie immer gilt auch beim Absolutismus: Es gibt nicht nur Schattenseiten.
  • Der Absolutismus machte Frankreich zum mächtigsten Staat Europas, dem alle nacheiferten.
  • Man schaue sich nur die vielen Schlösser in Deutschland an, bei denen versucht wurde, ein bisschen das französische Vorbild Versailles zu kopieren.

12.3.5     Die andere Seite: Die Schattenseiten des Absolutismus

  • Die Konzentration auf den Herrscher bedeutete vor allem eine aus heutiger Sicht maßlose Verschwendung.
    • Das berühmteste Beispiel ist das Schloss von Versailles.
    • Dazu kommen aber auch die vielen Kriege, die fast spielerisch und nach Lust und Laune des Herrschers ge-führt wurden.
  • Aber wie wir schon mehrfach festgestellt haben: In der Geschichte bestrafen sich Fehlentwicklungen häufig von selbst – bzw. bringen revolutionäre Gegentendenzen hervor. So war es auch und gerade beim Absolutismus.

12.4     Der Niedergang des Absolutismus

  • Letztlich wurde den französischen Königen ihr System mit der fehlenden Kontrolle zum Verhängnis: Sie gaben so viel Geld aus für den staatlichen Prunk und für Kriege, dass ihr Land kurz vor der Französischen Revolution regelrecht pleite war.
  • Als sie dann auf den Gedanken kamen, sich von den lange nicht einberufenen Generalständen (Vertretung des Adels, des Klerus und des III. Standes, vor allem des Bürgertums) helfen zu lassen – nutzten die das für eine völlige Veränderung des Systems in der Großen Französischen Revolution von 1789.
  • Aber dafür waren natürlich auch ganz bestimmte geistige Voraussetzungen nötig, womit wir bei der Aufklärung wären. (Wird in einem eigenen Kapitel dargestellt)

Weiterführende Hinweise

  • Weitere Infos zu Themen der Geschichte:
    http://textaussage.de/geschichte
  • Ein alphabetisches Gesamtverzeichnis unserer Infos und Materialien gibt es hier.
  • Eine Übersicht über unsere Videos auf Youtube gibt es hier.