Anmerkungen zu dem Kommentar von Anna Kemper: „Liebe war ein großes Wort“ (Mat4845)

Zu finden ist der Kommentar hier:

Wir geben hier einen Überblick über den Gedankengang und zeigen, wie man zu dem Text Stellung nehmen könnte.

  1. Thema des Textes ist die Kritik an dem inflationären Gebrauch des Wortes Liebe in der letzten Zeit, also vor dem Zeitpunkt der Veröffentlichung (Dezember 2018).
  2. Ausgangspunkt des Textes ist die Forderung
    „Kurz vor Weihnachten weniger Liebe zu fordern“.
    Begründet wird das damit, dass „mittlerweile alles mit Liebe überschüttet“ wird.
  3. Im zweiten Abschnitt geht es um die Gegenüberstellung früherer Werbe-Akzente zu, nämlich die Hervorhebung „technischer Verlässlichkeit“ gegen „reines Liebeswunder.“
  4. Im dritten Abschnitt wird am Beispiel der Autowerbung gezeigt, was nach Meinung der Autorin dahintersteckt:
    „Die Modelle derselben Fahrzeugklasse, unterschieden sich qualitativ nicht mehr so stark, und wenn Produkte im Prinzip gleich gut sind, bleiben nur Gefühle, um sie unterscheidbar zu machen.“
  5. Die Autorin geht dann sogar soweit, die Erfüllung spezieller Liebesbedürfnisse in einem solchen Sprachgebrauch zu sehen:
    „Schau, hier ist etwas, das extra für dich gemacht wurde, wir haben an dich gedacht, du wirst in der Masse mit deinen Bedürfnissen gesehen. Ich tue dir etwas Gutes. Wir gehören zusammen. Du und ich. Ein warmes Gefühl, das genau das zurückfordert: Liebe mich! „
  6. Die Autorin findet das „ganz schön unverschämt“, weil dieses Gefühl dann schnell verschwindet und durch ein neues Liebesangebot ersetzt werden muss.
  7. Im weiteren Verlauf geht die Autorin auf die Arbeitswelt ein. Dort schafft für sie der inflationäre Gebrauch des Wortes Liebe „Raum für Ausbeutung.“
  8. Im Schlussteil arbeitet die Autorin heraus, dass diese Art der Verwendung des Wortes Liebe bei der echten Liebe zu einem Wertverlust führt. Dementsprechend lautet ihre Forderung:
    „Es ist Zeit, den rhetorischen Liebesrausch hinter uns zu lassen und wieder etwas auszunüchtern. Machen wir Schluss. Aus Liebe zur Liebe.“
  9. Insgesamt ein Text, den man als Kommentar zu einer aktuellen kulturellen Entwicklung verstehen kann. Deutlich wird, wie sehr Sprache benutzt und gegebenenfalls auch für ganz bestimmte Interessen missbraucht werden kann.
  10. Offen bleibt die Frage, was wirklich gegen eine solche Entwicklung getan werden kann. Denn die Leser dieses Artikels dürften kaum in der Lage sein, der Schlussforderung zur Wirklichkeit zu verhelfen.
  11. Man könnte auch kritisch anmerken, dass der sehr gut beschriebene und auch recht überzeugend erklärte inflationäre Gebrauch des Wortes Liebe die persönliche Beziehung zwischen Menschen kaum verändert hat.
    Immer noch ist mit der Formulierung „Ich liebe dich“ ein ganz hoher Anspruch verbunden und die Liebe gerät in der Regel durch ganz andere Dinge in Gefahr als durch eine zu häufige Verwendung des Wortes Liebe. Zumindest hört und liest man hin und wieder, dass Menschen eine entsprechende Liebeserklärung von den richtigen Leuten gerne häufiger hören würden, vor allem, wenn sie mit einer überzeugenden Aufmerksamkeit – etwa zum Hochzeitstag verbunden sind.
  12. Spannend dürfte auch die Frage sein, ob sich seit 2018 die Liebe als Werberauschmittel erhalten hat – oder ob sie durch etwas anderes ersetzt worden ist.

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