Worum es hier geht:
Streit um Handy-Nutzung im Unterricht kommt immer mal wieder vor. Wir schauen uns das hier mal genauer an.
Bei dem folgenden Material handelt es sich noch nicht um einen Zeitungsbericht oder einen Leserbrief. Man kann aber beides daraus machen.
Also einfach mal denken, man ist bei der Angelegenheit dabei gewesen und verfasst einen Leserbrief zum Thema „Umgang zwischen Lehrern und Schülern“ – das gerade in Leserbriefen behandelt wird.
Einstieg könnte sein:
Hier läuft ja seit einiger Zeit eine Diskussion über die angeblich zunehmende Disziplinlosigkeit von Schülern gegenüber Lehrern. In der Wirklichkeit sieht das aber manchmal auch anders aus. So gab es in unserer Klasse letztens einen Vorfall, bei dem … usw.
Beispiel für ein längeres Konfliktgespräch, das man gut analysieren kann
Aufgabenstellung:
1. Schau dir das unten abgedruckte Gespräch an und mach dir Notizen zu seinem Verlauf.
2. Achte also zum Beispiel auf Stellen, die eher günstig sind für eine Lösung des Konflikts und
3. andere, die ihn eher verschärfen.
Der Text
In der Schule herrschen klare Regeln: Es darf kein Handy benutzt werden – und auch sonst sollte man nur das tun, was der Lehrer gerade angeordnet hat. Allerdings gibt es auch Schüler, die schon im zarten Alter von 11, 12 oder 13 Jahren ein eigenes
Leben führen und hin und wieder auch selbst entscheiden, was sie tun. Nun wäre das nichts
Besonderes, wenn es sich in diesem Falle nicht um einen Schüler handeln würde, der in einem höheren Sinne fälschlicherweise in das Visier eines schlecht gelaunten Lehrers gerät.
Er war nämlich voll bei der Sache, nur auf eine andere Art und Weise, als der Lehrer es sich
vorgestellt hatte.
Jan, King of Smalltalk genannt, weil ihm eigentlich immer schnell was einfällt, das er dann
auch noch sprachlich äußerst geschickt und auf den Punkt raushaut, hat mal eben schnell
auf seinem Handy nachgesehen, was „Rhetorik“ eigentlich ist. Dieser Begriff war nämlich im
Deutschunterricht an die Tafel geschrieben worden – und in der Klasse 7 hatte keiner so richtig gewusst, was darunter zu verstehen ist.
Während der Vertretungslehrer, der eigentliche Deutschlehrer, Herr Gutdrauf, war mal wieder
wegen eines Examenstermins eines Referendars verhindert, noch überlegte, wo und wie er
Rhetorik am besten an die ziemlich vollgemalte Tafel schreiben sollte, hatte Tim schon die
erste Wikipedia-Seite gelesen – dann aber kam es zu einem Kontakt mit dem VL, der sich
sehr ungünstig entwickelte:
1. VL: Sag mal, du da mit der Brille und dem weißen T-Shirt …
2. Jan: Ich heiße Jan, wenn Ihnen das hilft.
3. VL: Das ist ja wohl superdreist. Erst mit dem Handy rumspielen und dann noch freche
Antworten geben.
4. Jan: Wieso ist das frech, wenn ich Ihnen ein bisschen auf die Sprünge helfe?
5. VL: Wird ja immer besser – du willst also andeuten, dass ich zu dumm wäre, um hier den
Unterricht zu machen?
6. Jan: Da fehlt mir die Fachkompetenz, um das zu entscheiden. Was ich aber gut weiß, ist,
dass ich Jan heiße.
7. VL: Also ich warne dich, keine weiteren dummen Sprüche mehr. Also, was hast du da
eben unter der Bank gemacht.
8. Jan: Machen Sie sich keine Sorgen, hier läuft keine Untergrundarbeit. Oder vielleicht
doch?
© Auszug aus: Helmut Tornsdorf, „Tipps für die Klassenarbeit Deutsch Klasse 7 Leserbrief“
Vorabdruck von der Seite: www.schnell-durchblicken.de
Der Text darf mit Hinweis auf diese Seite genutzt werden.
Eine Analyse des Gesprächs ist zu bekommen per Mail an ht@schnell-durchblicken.de
9. VL: Wird ja immer besser.
10. Jan: Das sagten Sie schon … Freut mich übrigens, dass Ihnen meine Beiträge gefallen.
11. VL: Du bist ja wirklich ein ganz außergewöhnlicher Spaßvogel …
12. Jan: Sagt Herr Gutdrauf auch – nur wies uns der drauf hin, dass „witzig“ was mit geistreich zu tun hat.
13. VL: Na, der Herr Gutdrauf scheint euch ja wirklich was beizubringen. Aber zurück zu deinem Bombenbau unter dem Tisch.
14. Jan: Sehr witzig – ist übrigens ironisch gemeint, damit es keine weiteren Missverständnisse gibt. Ich sprach übrigens von „Untergrundarbeit“ und – tja, das war mein einziger Fehler:
Ich hätte „Unterbankarbeit“ sagen müssen.
15. VL: Du willst doch nicht etwa allen Ernstes behaupten, dass du unter der Bank gearbeitet
hast.
16. Jan: Na ja, unter der Bank nicht direkt – das wäre für meinen Rücken nicht so gut, aber
gearbeitet wurde tatsächlich unter der Bank – allerdings von meinem Handy.
17. VL: Du gibst also zu, dass du im Unterricht mit deinem Handy zugange warst – du wirst
es dir also wohl bei Frau Verweyen abholen müssen.
18. Jan: Wäre nicht so gut, denn dann könnte ich es nicht mehr benutzen.
19. VL: Nicht schon wieder solche Dreistigkeiten, du weißt genau, was ich meine. Du sollst
durch dein Handy nicht abgelenkt werden.
20. Jan: Das Einzige, was mich vom Unterricht ablenkt, sind Sie.
21. VL. Ich fasse es nicht – also gut: Eine letzte Chance: Was hast du da unter der Bank gemacht – oder gut – was hat dein Handy unter der Bank gemacht.
22. Jan: Ich habe mal eben geschaut, was es mit dieser verdammten Rhetorik auf sich hat,
die es gewagt hat, sich mir bisher in meinem Leben noch nicht vorzustellen.
23. VL: Was hast du gemacht? Wer hat sich nicht vorgestellt?
24. Jan: Ganz ruhig – wir klären das schon. Das Geheimnis heißt „Google“ und da gibt man
so ein Wort wie Rhetorik ein, wenn man es noch nicht kennt – und dann ist man schlauer, übrigens ganz ohne Lehrer.
25. VL: Na schön, und was ist dabei herausgekommen?
26. Jan: Ich lese Ihnen mal vor, was ich auf Spiegel online gefunden habe: „Vorn hat ein
Lehrer hektische Flecken und erzählt monoton was, hinten werden alle immer schläfriger –
muss Unterricht so trostlos sein? Lehrer denken oft nicht daran, wie entscheidend die Präsentation im Unterricht ist …“ usw.
27. VL: So was steht in Spiegel online? Na ja, grundsätzlich ist das ja richtig – langweilig soll
es nun wirklich nicht im Unterricht sein.
28. Jan: Sehen Sie – und ich und mein Handy haben sehr dazu beigetragen 😉
Und nun die Druckvorlage
Mat468 Konfliktgespräch – Handynutzung im Unterricht