Charakterisierung am Beispiel des Tischlers und des Gesellen in Frischs „Andorra“ – mit Überarbeitung und Verbesserungstipps (Mat7045)

Vorbemerkung zur Besonderheit dieses Beispiels für eine Charakterisierung

Präsentiert wird hier eine überarbeitete Schülerlösung der Charakterisierung zweier Figuren in Frischs Theaterstück „Andorra“. Es geht also darum zu zeigen, was im Normalbetrieb einer Hausaufgabe oder einer Klassenarbeit bzw. Klausur möglich ist. Das hilft im Normalfall Schülern erst mal mehr als eine professionelle Lösung.

Ungegliederte Lösung

Max Frisch, „Andorra“ – Charakterisierung der Figur des Gesellen

 

Der Geselle ist ein feiger und hinterlistiger junger Mann, der ungefähr so alt ist wie Andri.

Er raucht trotz des Verbots des Tischlers in der Werkstatt. und als der Tischler es bemerkt und Andri beschuldigt, setzt er sich nicht für ihn ein (Seite 30). Aber auch als der Tischler den von Andri richtig hergestellten Stuhl inspiziert und dabei denkt, dass der falsch gebaute Stuhl von Andri stammt, sagt der Geselle nicht die Wahrheit. Damit hat er die Voraussetzung geschaffen, dass Andri seine Lehre nicht beenden kann.

Zunächst tut der Geselle so, als sei er Andris Freund, doch dabei geht ihm Andri wegen seines ständigen Händereibens auf die Nerven. Das bemerkt Andri aber nicht und freut sich daher sehr über ihr gemeinsames Fußballspielen, was die Integration in die Gemeinschaft bedeutet hätte. Um so enttäuschter ist Andri, als es dann doch nicht dazu kommt. (Seite 32)

Die Hinterlist des Gesellen wird bei der Ankunft der Senora deutlich. Er wirft zunächst ihren Koffer um und hält sich anschließend zurück. Auch als Andri zusammengeschlagen wird, ist der Geselle dabei, er tritt den am Boden liegenden Andri, geschützt von den anderen, sogar von hinten.

Der Geselle ist nur ein Mitläufer, der seine eigenen Fehler nicht zugibt und eher heimtückisch auf eigene Vorteile achtet.

Der Tischler ist ein reicher Bürger aus dem Kleinstaat Andorra. Er beruft sich meistens, wenn er spricht, auf die gute traditionsreiche Handwerksarbeit. Er hat neben dem Soldaten die meisten Vorurteile gegenüber Andri.

Er handelt praktisch nach einer Art Schwarz-Weiß Denken. Er hält alle Andorraner für gute Handwerker, die was von ihrem Fach verstehen und deshalb solide Arbeit leisten – und zwar in andorranischer Eiche, wie er nicht zu betonen vergisst (Seite 33). Er glaubt, dass die Andorraner nicht fälschen, weil sie gradlinige Leute sind, doch dabei ist es doch der Tischler, der mit Andri um dessen Stundenlohn feilscht und ihm eher weniger statt mehr gibt.

Von den Fremden hält der Tischler ziemlich wenig. Von denen, so sagt er, habe keiner die Handwerkskunst im Blut, daher können sie auch keine solide Arbeit verrichten. Fremden läge mehr der Umgang mit Geld. Das sind auch die Gründe, warum Andri statt Tischler lieber Börsenmakler werden soll. (Seite 35).

Der Tischler will nicht seine Vorurteile an der Wirklichkeit überprüfen, sondern passt eher die Wirklichkeit seinen Vorurteilen an. Bestes Beispiel dafür ist die Sache mit dem Stuhl. Der Tischler tut alles, um seinem Vorurteil zu genügen, dass Andri keine guten Stühle anfertigen kann.

Aufgabenstellung:

1.Gliedere zunächst einmal die Charakteristik und verschaffe dir damit einen Übergang über den Gedankengang!

2.Überprüfe den Inhalt: Inwieweit fehlen Punkte? Was kann man sonst noch verbessern?

 

Gegliederte Lösung

Max Frisch, „Andorra“ – Charakterisierung der Figur des n

Der Geselle ist ein feiger und hinterlistiger junger Mann, der ungefähr so alt ist wie Andri.

 

Feigheit des Gesellen

Er raucht trotz des Verbots des Tischlers in der Werkstatt. und als der Tischler es bemerkt und Andri beschuldigt, setzt er sich nicht für ihn ein (Seite 30). Aber auch als der Tischler den von Andri richtig hergestellten Stuhl inspiziert und dabei denkt, dass der falsch gebaute Stuhl von Andri stammt, sagt der Geselle nicht die Wahrheit. Damit hat er die Voraussetzung geschaffen, dass Andri seine Lehre nicht beenden kann.

Freundschaft zu Andri

Zunächst tut der Geselle so, als sei er Andris Freund, doch dabei geht ihm Andri wegen seines ständigen Händereibens auf die Nerven. Das bemerkt Andri aber nicht und freut sich daher sehr über ihr gemeinsames Fußballspielen, was die Integration in die Gemeinschaft bedeutet hätte. Um so enttäuschter ist Andri, als es dann doch nicht dazu kommt. (Seite 32)

Hinterlistiges Verhalten

Die Hinterlist des Gesellen wird bei der Ankunft der Senora deutlich. Er wirft zunächst ihren Koffer um und hält sich anschließend zurück. Auch als Andri zusammengeschlagen wird, ist der Geselle dabei, er tritt den am Boden liegenden Andri, geschützt von den anderen, sogar von hinten.

Geselle als Typ

Der Geselle ist nur ein Mitläufer, der seine eigenen Fehler nicht zugibt und eher heimtückisch auf eigene Vorteile achtet.

Charakterisierung des Tischlers:

Der Tischler ist ein reicher Bürger aus dem Kleinstaat Andorra. Er beruft sich meistens, wenn er spricht, auf die gute traditionsreiche Handwerksarbeit. Er hat neben dem Soldaten die meisten Vorurteile gegenüber Andri.

Schwarz-Weiß Denken

Er handelt praktisch nach einer Art Schwarz-Weiß Denken. Er hält alle Andorraner für gute Handwerker, die was von ihrem Fach verstehen und deshalb solide Arbeit leisten – und zwar in andorranischer Eiche, wie er nicht zu betonen vergisst (Seite 33). Er glaubt, dass die Andorraner nicht fälschen, weil sie gradlinige Leute sind, doch dabei ist es doch der Tischler, der mit Andri um dessen Stundenlohn feilscht und ihm eher weniger statt mehr gibt.

Vorurteile gegenüber Fremden

Von den Fremden hält der Tischler ziemlich wenig. Von denen, so sagt er, habe keiner die Handwerkskunst im Blut, daher können sie auch keine solide Arbeit verrichten. Fremden läge mehr der Umgang mit Geld. Das sind auch die Gründe, warum Andri statt Tischler lieber Börsenmakler werden soll. (Seite 35).

Der Tischler will nicht seine Vorurteile an der Wirklichkeit überprüfen, sondern passt eher die Wirklichkeit seinen Vorurteilen an. Bestes Beispiel dafür ist die Sache mit dem Stuhl. Der Tischler tut alles, um seinem Vorurteil zu genügen, dass Andri keine guten Stühle anfertigen kann.

Kritische Anmerkungen zu dieser Lösung:

1.Gleich im ersten Satz sollte man die Informationen umstellen und vom weniger Wichtigen zum Wichtigeren übergehen.

2.Die „Feigheit“ des Gesellen könnte noch klarer gekennzeichnet werden: Es ist vor allem ein Abschieben eigener Fehler und Schwächen auf andere, die sich nicht wehren können.

3.Die „Freundschaft“ zu Andri könnte auch noch in eine Beziehung zur „Feigheit“ gesetzt werden: In beiden Fällen liegt nämlich das gleiche Muster vor: Man gibt sich selbst besser, als man wirklich ist.

4.Beim „hinterlistigen Verhalten“ hätte man noch genauer auf die jeweilige Situation eingehen sollen.

5.Schön wäre eine Überleitung vom Gesellen zum Tischler gewesen, wobei zu diskutieren wäre, welche Reihenfolge bei der Darstellung günstiger wäre. Manches spricht dafür, zunächst die „höhere“ Schicht mit ihren klaren und festgefügten Vorurteilen bzw. Ressentiments vorzustellen, um dann das Mitläufertum des Gesellen davon abgrenzen zu können.

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