Das „Eigene“ und das „Fremde“ – 10 Thesen zur Diskussion (Mat8456)

Das „Eigene“ und das „Fremde“ – 10 Thesen zur Diskussion

Bei dem Folgenden handelt es sich um eine Aufgabe für einen EF-Kurs der Oberstufe. Sie stammt aus dem Jahre 2016 und muss dementsprechend ggf. angepasst werden. Man kann sie aber auch vor dem Hintergrund der zeitlichen Differenz diskutieren und hat damit noch mehr Kritikspielraum.

Prüft die folgende Zusammenfassung unserer Diskussion des Themas „Begegnung mit dem Fremden“, inwieweit sie euch überzeugt und wo sie korrigiert bzw. ergänzt werden muss.

  1. Beim „Eigenen“ wie beim „Fremden“ handelt es sich zunächst um wertneutrale Begriffe, die weder grundsätzlich positiv noch grundsätzlich negativ sind.
  2. Das „Eigene“ ist Ergebnis eines komplexen Prozesses der Aneignung und Weiterentwicklung von Vorgefundenem, was mehr oder weniger immer durch die Auseinandersetzung mit „Fremdem“ ergänzt oder auch verändert wird.
    Als Beispiel wurde genannt, dass man als Schüler zum Beispiel in einen Ortsteil hineingewachsen ist, dessen Traditionen auch kennt, aber zum Beispiel nicht alles mitmacht – etwa Teilnahme an traditionellen Umzügen.
  3. Die Erfahrung des eigenen Lebens, aber auch der Geschichte zeigt, dass das Eigene eher als etwas Sicheres verstanden wird, für das man auch bereit ist, Opfer zu bringen, während das Fremde auf vielfältige Art und Weise eine Herausforderung oder sogar eine Gefahr sein kann und den Zusammenhalt einer Gesellschaft zunächst einmal in Frage stellt bzw. belastet.
    Als Beispiel wurde auf die alten Griechen und ihr Verhalten im Rahmen der Kolonisation verwiesen.
  4. Die im Buch vorgestellte Haltung von Kleinkindern gegenüber Fremden entspricht dem. Auch später wird Menschen Vorsicht gegenüber dem „Fremden“ empfohlen, woraus im positiven Fall Annäherung, Aufnahme, Abstimmung kommen kann, im negativen Fall aber auch Distanzierung bis hin zu Auseinandersetzungen.
  5. Ein Problem beim Zusammentreffen von „Eigenem“ und „Fremdem“ sind immer Eigentums- und Besitzfragen, was Konflikte mit sich bringt. Hier muss es zu Regelungen kommen, die für beide Seiten akzeptabel sind und Konflikte möglichst ausschließen oder zumindest mindern.
  6. Vor-Urteile sind zunächst einmal etwas ganz Natürliches, sollten aber immer wieder überprüft werden – vor allem im Hinblick auf Nicht-Pauschalisierung und mögliche Veränderungen.
  7. Globalisierung ist zunächst einmal nur das Phänomen, dass immer intensiver und extensiver „Eigenes“ mit „Fremdem“ konfrontiert wird. Das bedeutet zunächst nicht notwendig Aufgabe des Eigenen, allerdings zeigt die Praxis, dass das als besser Empfundene oder Stärkere sich auf Dauer durchsetzen und zu Veränderungen führen wird.
  8. Problematisch ist auf jeden Fall ein Abbau von Gemeinsamkeit in einem Staat.
    In diesem Zusammenhang wurde das praktische Beispiel einer Gruppe von Freunden diskutiert, die sich z.B. ganz selbstverständlich gegenseitig beim Umzug helfen.
  9. Die große Frage im Bereich von Gesellschaft und Politik wird sein, inwieweit die in einer langen „Geschichte des Westens“ (Heinrich August Winkler) entstandenen Werte und Prinzipien (z.B. Trennung von Staat und Religion / stärker individuell orientierte gegenüber stärker sozial orientierten Menschenrechten) erhalten und weiterentwickelt werden können.
  10. Dazu gehört auch die Frage, inwieweit sich unser politisches System tatsächliche als eine „streitbare, wehrhafte“ Demokratie erweist, als die es vom Bundesverfassungsgericht bezeichnet wurde.

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