Das Geheimnis der „Strukturwörter“ bei der Analyse (Mat5096)

Worum es hier geht:

  • Viele Schüler haben Angst vor dem Vorwurf, sie hätten einen Text einfach nur wiedergegeben, ohne ihn wirklich zu analysieren.
  • Auf dieses Problem gehen wir hier ausführlich ein und zeigen, wie man es lösen kann.

Worauf es bei der Analyse ankommt:

1. Schritt: Das Umfeld des Sachtextes klären:
Wichtig ist vor allem erst mal, dass man sich den Zusammenhang klarmacht, in dem der Sachtext entstanden ist. Das bedeutet schon, dass man weiß, wer ihn verfasst hat und was er damit wahrscheinlich bei wem erreichen will.

2. Sich auf den Verfasser „einlassen“
Dann sollte man natürlich schon genau hinschauen und sich dabei möglichst in den Verfasser hinein versetzen. Dann erkennt man nämlich nach und nach das Muster, nach dem er gearbeitet hat. Wichtig ist, dass man  die entscheidenden Stellen hervorhebt und möglichst auf Querbezüge achtet. Außerdem sollte man ein Gespür dafür entwickeln, was gewissermaßen zwischen den Zeilen steht.

3. Am wichtigsten: Das „Verfahren“, die „Methode“ oder Vorgehensweise des Verfassers durchschauen
Am allerwichtigsten ist aber, dass man nicht einfach den Inhalt wiedergibt, sondern das herausarbeitet, was der Verfasser des Textes wirklich macht.

Was einen Fußballreporter und einen Text-Analysierer verbindet:
Am besten vergleicht man das Analysieren eines Textes mit der gleichen Tätigkeit zum Beispiel bei einem Fußballspiel.
Wer von dieser Sportart keine Ahnung hat, wird nur sehen, dass 22 Spieler irgendwie mit dem Ball unterwegs sind und dabei eigenartige Lauflinien auf den Rasen zeichnen.

Der Sportreporter aber erkennt, dass ein bestimmtes Spielsystem genutzt wird, hat jede Menge Fachwörter für einzelne Positionen oder auch Ballaktionen.

Eine sehr schöne Bezeichnung für das, was Reporter und andere Fachleute mit dem Spiel machen, ist: „Sie lesen das Spiel“. Man merkt hier, dass „lesen“ mehr ist als buchstabieren oder das Verständnis eines Wortes an das des nächsten zu reihen. Dieses genau hinsehende und auch das, was gemacht wird, verstehende Lesen nennt man auch „deep reading“. Das heißt: Man erkennt nicht nur das, was an der Oberfläche des Textes geschieht, sondern sieht auch das gedankliche und sprachliche Gerüst darunter.

Schauen uns mal einige dieser „Struktur“-Wörter an:

1. Argumentationsansatz: Darunter versteht man den Ausgangspunkt des Gedankengangs, zum Beispiel ein Problem oder eine Entscheidung. Ein Beispiel wäre etwa: „Ein großes Problem im Unterricht ist die häufig fehlende Motivation der Schüler.“

2. These: Das ist eine Behauptung, die mit Argumenten (Beweisgründen) und Belegen (nachprüfbare Fakten) unterstützt werden muss. Beispiel: „Diese fehlende Motivation hängt aber häufig damit zusammen, dass den Schülern nicht genügend erklärt wird, warum sie etwas lernen sollen.“

3. Ein Argument könnte sein, dass Schüler zum Beispiel in Arbeitsgemeinschaften oder an Projekttagen viel mehr Eifer zeigen.

4. Dann kommen noch Beispiele hinzu: Sie beweisen zwar nichts, weil man jedes Beispiel durch ein gegenteiliges aushebeln kann. Aber sie veranschaulichen etwas und können so die Überzeugungskraft doch vergrößern.

5. Wichtig ist auch die „Auseinandersetzung mit einem Einwand“, denn nur, wer auch die Gegenseite gleich mit berücksichtigt, fällt ihr nicht plötzlich zum Opfer. In unserem Falle könnte das etwa der Hinweis sein, dass der Appetit manchmal auch erst beim Essen oder überhaupt nicht kommt – und doch muss man was essen. Hierauf könnte man dann antworten, dass das richtig sei, aber man dennoch schon ein bisschen Appetit machen kann, indem man zum Beispiel das Essen schön präsentiert.

6. Was auch vorkommen kann, sind sogenannte „Exkurse“, also kleine Ausflüge in Nachbargebiete, etwa in unserem Fall die Motivation in einer Firma, die man aber nur teilweisel vergleichen kann, denn dort bekommen die Mitarbeiter Geld für ihre Arbeit, Schüler aber nicht.

7. Zu einer guten Analyse gehört natürlich auch eine Zusammenfassung, in der man noch einmal das Wesentliche aufführt: „Im wesentlichen geht es also um drei Wege, auf denen man das Ziel erreichen kann …“

8. In vielen Fällen bemüht sich der Verfasser schon selbst um eine Übertragung bzw. eine Erweiterung seiner Argumentation: „Man würde sich wünschen, dass dieses Prinzip auch in anderen Bereichen angewendet werden würde, zum Beispiel …“

9. Noch ein Nachtrag zu den Thesen: Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Sachurteilen und Werturteilen.

Im ersten Falle (Sachurteil) geht es um eine Einschätzung, die so begründet wird, dass andere sie überprüfen und ggf. richtigstellen oder leicht verändern können. Ein Beispiel wäre etwa: „Der Faschismus ist immer verbunden mit einer Ideologie.“ Das gilt solange, wie jemand das Gegenteil beweist.

Werturteile hängen demgegenüber ab von den persönlichen Werten, Prinzipien, Regeln, die sich jemand „zu eigen“ gemacht hat. Die müssen nicht mit denen anderer übereinstimmen. Der eine fährt im Urlaub lieber in die Berge, der andere an die See. Darüber lohnt es sich nicht zu streiten. Natürlich kann man auch hier argumentieren – aber warum bei dem einen angesichts der Berge das Herz höherschlägt und bei einem anderen bei der Ankunft am Meer, hängt tief mit den Erfahrungen und Vorlieben einer Person zusammen.

10. Hilfreich kann immer auch die Feststellung von Differenzierung sein: So kann man davon sprechen, dass der Verfasser „mehrere Bereiche“ in Augenschein nimmt oder das Problem auf „mehreren Ebenen ansiedelt“.

11. Weitere „Strukturwörter“ sind „hinweisen“, „die Ursachen prüfen“, „die Auswirkungen in den Blick nehmen“, „ausgehen von …“ oder „sich wehren gegen …“

12. Etwas grenzwertig ist eine Formulierung wie „man hat den Eindruck, dass …“ – denn hier deutet sich Subjektivität an. Aber auch so etwas kann dem Leser der Analyse beim Verständnis helfen, denn er prüft dann gleich, ob es ihm auch so geht.

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