Worum es hier geht:
Wir stellen hier alles zusammen, was bei der Entstehung von Wörtern eine Rolle spielt. Dabei können wir ausgehen von zwei Grundgedanken des Forschers Ferdinand de Saussure. Wir zeigen auch an praktischen Beispielen, wie viel man mit damit erklären kann.
Grundgedanke Nr 1: Das Prinzip der „Arbitrarität“ oder: Schiedsrichter sollte man sein
Ausgangspunkt ist erst mal die Unterscheidung zwischen dem „Bezeichneten“, also zum Beispiel einem Gegenstand, und dem „Bezeichnenden“, d.h. der Lautfolge, die dann zu einem Wort wird, das auf den Gegenstand verweist.
Jetzt etwas einfacher: Als die ersten Menschen durchs Weltall rasten, brauchte man einen Begriff. Die Sache hatte man, jetzt fehlte noch die zweite Hälfte, nämlich ein passendes Lautbild. Man entschied sich im Westen für Astronauten, im Osten für Kosmonauten und bei den Chinesen gibt es jetzt Taikonauten.
Die Leute haben sich jeweils dabei was bedacht, aber letztlich haben sie sich den Begriff „willkürlich“ ausgedacht.
Das Fachwort „Arbitrarität“ für diesen Willkür-Charakter der Wortbildung kommt vom lateinischen Wort für Schiedsrichter. Der kann ja auch frei entscheiden, ob er ein Foul sieht oder nicht. Allerdings hat er weniger Entscheidungsspielräume als der Wort-Hersteller.
Grundgedanke Nr. 1: Das Prinzip der Konvention – oder: Kumpels muss man haben!
Es reicht nicht, sich ein neues Wort auszudenken, man braucht auch Leute, die das übernehmen. Das nennt man „Konvention“, wörtlich: „Übereinkunft“ oder „Abmachung“. In der Praxis handelt es sich meistens um Nachmachen.
Wenn es nicht dazu kommt, geht es den Menschen, wie dem Mann in Peter Bichsels Kurzgeschichte „Ein Tisch ist ein Tisch“. Näheres dazu gibt es hier.
Frage: Was ist mit lautmalerischen Wörtern? Ende der Willkür?
Wenn nun jemand darauf hinweist, dass das Wort „Kikeri“ lautmalerisch sei, d.h. so klinge, wie das, was der Hahn von sich gibt, so scheint das erst mal eine Einschränkung der Willkür bzw. Freiheit bei der Begriffsbildung zu sein.
Aber halt: Kein Hahn schreit wirklich Kikeriki. Im Englischen heißt es angeblich „cock-a-doodle-doo“ – im Französischen „cocorico“ usw. Da gibt es also schon Spielräume – ganz im Sinne von de Saussure.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
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