Die Frage der Religion in dem Roman „Corpus delicti“ (Mat5975)

Worum es hier geht:

Wir versuchen hier die Frage zu klären, wie Mia Holl, die Widerständlerin im Roman „Corpus delicti“ zur Frage der Religion steht. In dem Zusammenhang wird auch der religiöse Charakter der Gesundheitsdiktatur deutlich, für die Kramer steht.

  1. In dem Roman „Corpus delicti“ gibt es eine interessante Stelle, die man für die Frage nach der Bedeutung der Religion im Roman nutzen kann.
  2. Wir präsentieren hier das entscheidende Zitat (EBook, S. 74)
    „Nach den großen Kriegen des zwanzigsten Jahrhunderts hatte ein Aufklärungsschub zur weitgehenden Entideologisierung der Gesellschaft geführt. Begriffe wie Nation, Religion, Familie verloren rapide an Bedeutung. Eine große Epoche der Abschaffung begann. Zur Überraschung aller Beteiligten fühlten sich die Menschen zur Jahrtausendwende jedoch nicht auf einer höheren Zivilisationsstufe, sondern vereinzelt und orientierungslos, sprich: nah am Naturzustand. Man redete ununterbrochen vom Werteverfall. Man hatte jede Selbstsicherheit verloren und fing an, einander wieder zu fürchten. Angst regierte das Leben der Einzelnen, Angst regierte die große Politik. Es war übersehen worden, dass auf jede Abschaffung eine Neuschaffung folgen muss. „
  3. Hier wird ganz deutlich, dass Kramer es nicht gut findet, wenn Menschen sich „vereinzelt und orientierungslos, sprich: nah am Naturzustand“ fühlen.
  4. Ihm ist es wichtig, „dass auf jede Abschaffung eine Neuschaffung folgen muss.“
  5. Wenn man an der Stelle etwas weiterliest, merkt man, dass die METHODE für ihn genau diesen Zweck erfüllt.
  6. Im Umkehrschluss kann man jetzt annehmen, dass Mia Holl und alle, die so denken wie sie, nicht wollen, dass den Menschen eine solche Schein-Sicherheit aufgezwungen wird, wie es zum Methode dieser Gesundheitsdiktatur gehört.
  7. Es ist also anzunehmen, dass Mia eine eher aufgeklärte und im wesentlichen liberale Position vertritt, also für das Selbstbestimmungsrecht des Menschen eintritt, was auch Risiken einschließt.
  8. Von daher ist auszuschließen, dass Mia im Bereich der Religion eine Position vertritt, in der durch die Übernahme eines von außen kommenden Gedanken- und Wertesystems, wie es zumindest für Offenbarungsreligionen typisch ist, die Menschen zu ihrem Heil kommen.
    Aber es kommt noch deutlicher:
  9. Auf S. 167 hält Mia Kramers Vorstellung der METHODE vor:
    „Immer absolute Wahrheit, immer das reine Gute, immer das zwingende Bedürfnis, die ganze Welt damit zu beglücken. Alles Religion. Weshalb sollte sich ein Ungläubiger wie Sie für eine Spielart des immer gleichen Irrtums stark machen?“
  10. Deutlicher kann ihre Position wohl kaum geäußert werden, wenn sie hier die die Elemente der Linie Religion-Methode als „Spielart des immer gleichen Irrtums “ bezeichnet.

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