Drama und Szenenanalyse in 10 Punkten ganz einfach erklärt (Light-Version) (Mat1139)

Worum es hier geht:

Im Folgenden versuchen wir in 10 Punkten einfach und schnell zu erklären, was ein Drama ist und wie man am besten eine Szene analysiert.

  • Hier präsentieren wir eine knappe Übersicht über die 10 wichtigsten Aspekte. Dazu kommen ggf. Unterseiten, in denen wir genauer auf einiges eingehen.
  • Außerdem verweisen wir hier auch auf Beispiele aus verschiedenen Dramen, an denen wir unser Analyse-Modell ausprobieren.

Genauere Hinweise zu den einzelnen Punkten gibt es in unserer Schnellkurs-Übersicht:

Mat4574 Schnellkurs Szenenanalyse

https://textaussage.de/schnellkurs-szenenanalyse

1. Was versteht man unter Drama und Szene?

Ein Drama ist ein Stück, das auf der Bühne aufgeführt werden kann oder meistens auch wird.

Das Besondere: Es gibt normalerweise keinen Erzähler, sondern nur die Figuren, die miteinander sprechen und zwischendurch auch ein bisschen handeln.

Das Zuschlagen einer Tür wäre etwas, was auf einer Bühne ganz normal die Gefühle der Figur und ggf. das Gesagte unterstreicht.

Eine Prügelei allerdings ist nicht theatertypisch.

Eine Szene ist ein Teil eines Dramas – meistens dadurch bestimmt, dass wichtige Figuren die Bühne betreten oder verschwinden. Damit ändert sich die Situation auf der Bühne natürlich.

Solche Szenen gibt man in Deutscharbeiten gerne als Analyse-Aufgabe, weil sie in sich mehr oder weniger geschlossen sind.

2. Was ist von der Handlung her das Besondere an einem Drama?

Das Wichtigste ist, dass in einem Drama immer irgendeinen Konflikt da ist, der dann entweder am Ende in einer Katastrophe mündet (Tragödie) oder sich lustig auflöst) (Komödie)

  • Beispiel: Schillers „Wilhelm Tell“: Hier geht es um den Freiheitskampf der Schweizer gegen eine fremde Obrigkeit, die immer härter gegen sie vorgeht.
  • Beispiel: Dürrenmatt „Der Besuch der alten Dame“: Hier geht es um eine reiche Frau, die mit ihrem Geld eine ganze Stadtbevölkerung dazu bringen will, in ihrem Sinne Rache an einem der Mitbürger zu nehmen.
  • Beispiel: Dürrenmatt, „Die Physiker“: Hier geht es darum, ob und wie man verhindern kann, dass neue wissenschaftliche Forschungsergebnisse große Gefahren auslösen.

3. Was macht man am besten als erstes, wenn man eine Szene vorgelegt bekommt?

  • Zunächst einmal liest man den Textausschnitt und versucht zu erkennen, um welche spezielle Problemstellung es geht. Das wird dann später als Thema formuliert. Man kann das aber auch erst zurückstellen, bis man die Szene so ganz richtig verstanden hat.
  • Ansonsten geht man mit dem Text wie mit jedem anderen um: Man versucht, Abschnitte zu bilden, markiert wichtige Textstellen und notiert sich am Rand, wenn einem schon was zur Lösung der Aufgabe einfällt. Das kann zum Beispiel das Verhalten einer Figur sein – oder die Art und Weise, wie die Figuren miteinander sprechen.

4. Wie formuliert man einen guten Einleitungssatz – mit Thema und ggf. Deutungshypothese

  • Am besten verwendet man eine Art „Formular“:
  •  Bei dem vorliegenden Text,
  • handelt es sich um die x. Szene
  • des y. Aktes,
  • in der der Held … (z.B. zum ersten Mal auf seinen wichtigsten Gegenspieler trifft).
  • Das Thema sollte möglichst als Fragestellung formuliert werden – oder als Problemstellung:
    zum Beispiel: Thema der Szene ist die Frage, wo genau die Differenzen zwischen dem Helden und seinem Gegenspieler liegen und ob eine Verständigung möglich ist.
  • Häufig ist es sinnvoll, das Thema erst am Ende zu formulieren, wenn man die Szene optimal verstanden hat. Man kann ja einfach ein paar Zeilen Platz dafür lassen, darf es am Ende nur nicht vergessen.
  • Eine Deutungshypothese wird manchmal auch noch verlangt, das ist eine vorläufige Annahme, worauf die Szene hinausläuft (Aussage bzw. Intention) und welche Bedeutung sie hat (zum Beispiel für den Verlauf des Dramas):
    Zum Beispiel: Man hat nach erstem Lesen den Eindruck, dass es keine Möglichkeiten der Verständigung zwischen dem Helden und seinem Gegenspieler gibt, es sei denn, der Held verzichtet auf all seine Rechte und Ansprüche.
  • Auf eine solche Deutungshypothese kommt man am Ende wieder zurück – in der Regel wird es dann nach genauer Analyse nur noch kleine Änderungen bzw. Präzisierungen geben.

5. Wie ordnet man die Szene als Teil des ganzen Dramas am besten ein? („Voraussetzungen“)

  • Wie wir schon sagten, ist der Normalfall bei einem Drama, das man eine Szene untersuchen muss.
  • Man kann sich darauf vorbereiten, indem man überlegt, welche Szenen es überhaupt lohnen, sie genauer zu untersuchen.
  • Natürlich kann es bei einer langen Szene auch ein Ausschnitt aus der Szene sein.
  • Wichtig ist, nicht einfach zu erzählen, was vorher geschah. Das macht man bei Fernsehserien – denn da weiß der Zuschauer ja noch nicht, was kommt. Also erzählt man ihm alles Wichtige, was vorher passiert ist.
  • Bei der „Vorgeschichte“ einer Szene weiß man allerdings schon, was in der Szene passiert. Dementsprechend konzentriert man sich auf die Dinge aus der „Vorgeschichte“, die für die aktuelle Szene von Bedeutung sind.
  • Eine einfache Hilfsfrage ist: Was muss man wissen, um die aktuelle Szene verstehen zu können.
  • Dabei ist es eine gute Idee, den Konflikt und seinen Stand zu Beginn der Szene im Auge zu behalten.

6. Wie untersucht man die Szene selbst am besten?

  • Am besten teilt man sie in Handlungsabschnitte ein.
  • Die stellt man dann im Einzelnen vor und achtet dabei besonders darauf, wie sich der Konflikt weiter entwickelt.

7. Verschiedene spezielle Gesichtspunkten, die häufig in der Aufgabe extra aufgeführt werden:

  • Meistens ist es die sogenannte „Figurenkonstellation“, d.h. die Frage, wie die Figuren zueinander stehen und sich zueinander verhalten. Am besten macht man sich das selbst in einem kleinen Schaubild klar und beschreibt es dann.
  • Womit man immer arbeiten kann, ist;
    • Wer steht wem gegenüber?
    • Wer ist mit wem verbündet?
    • Wer steht über oder unter einem anderen?
    • Welche Veränderungen gibt es im Verlauf der Szene, was das Verhältnis der Figuren zueinander angeht.
  • Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Kommunikation der Figuren.
    • Hier hilft es natürlich, wenn man Kommunikationsmodelle und allgemeine Prinzipien der Kommunikation kennt:
    • Geht es mehr um die Sache?
    • Geht es mehr um Gefühle?
    • Werden Tricks angewendet?
    • Hat eine Figur höhere Sprechanteile als die andere?
    • Ist eine Figur dominant?
    • Inwieweit gibt es Verständigung?
    • Gibt es Momente des Schweigens, die auch eine Bedeutung haben?

 

8. Zusammenfassung der „Aussage“ der Szene: Worauf läuft sich hinaus? (Konfliktveränderung?)

  • Dann sollte man zusammenfassend beschreiben, was die Sehne aussagt beziehungsweise zeigt im Hinblick auf die Konfliktentwicklung.

9. Künstlerische (sprachliche) Mittel, die die Aussage unterstützen?

  • Schriftsteller nutzen immer besondere Mittel, um das zu verstärken, was inhaltlich ausgesagt werden soll.
  • Das gilt natürlich auch für Theaterdichter.
  • Wichtig ist, hier nicht nur nach Metaphern, Vergleichen u.ä. zu suchen, sondern auch die „Dramaturgie“ zu berücksichtigen, d.h.: Welche Mittel werden eingesetzt, um die Konfliktveränderung besonders hervorzuheben.
  • Das kann zum Beispiel zunehmendes Schweigen einer Person sein.
  • Oder aber eine Stelle, an der eine Figur plötzlich ihre Strategie ändert, zum Beispiel überraschenderweise besonders freundlich wird.
  • Oder aber ein Redeschwall bringt das Gegenüber zur Kapitulation.
  • Oder eine unterschwellige Drohung.
  • Oder aber ein Zettel, auf dem angeblich Wichtiges steht, den man der Gegenseite aber nicht zu lesen gibt.
  • usw.

 

10. Ausblick auf die weitere Entwicklung des Konflikts

  • Natürlich kann man hier einfach aufführen, was man aus seiner Lektüre weiß.
  • Besser ist es, wenn man sich überlegt, welche anderen Möglichkeiten der weiteren Entwicklung es jetzt noch gibt, die aber vom Autor bzw. von den Figuren nicht genutzt werden.

Weitere Infos, Tipps und Materialien

https://textaussage.de/weitere-infos