„Du hast keine Chance …“ – gewöhn dich dran?
In dieser vierten Ausgabe des Klarfurter „Lautsprechers“ geht es – ausgehend von einem neuen Roman – um den schönen Satz: „Du hast keine Chance, aber nutze sie.“
Dieser Gedanke wird aber fortgesetzt zu der Überlegung, was man tut, wenn man genügend über den Satz gelacht hat – und dann feststellt, dass nur der erste Teil richtig ist.
Hier eine Druckfassung des Arbeitsblattes
Mat265 Lautsprecher Nr_ 4 Gösweiner Traurige Freiheit Frage Karriere oLoe
Hier die Textfassung, erst mal einfach hier reinkopiert, damit man sich schnell einen Überblick verschaffen kann.
Klarfurter Lautsprecher
Ausgabe 4
Unser Motto: Kein Tag ohne Denkanstoß
Man muss ja nicht gleich stolpern.
Lars Krüsand, „Du hast keine Chance“ – mach das Beste draus!
Die meisten kennen den Spruch: „Du hast keine Chance – aber nutze sie!“ Darin steckt alles, was heute jungen Menschen für ihr Leben mitgegeben werden kann. Da ist die realistische Einsicht, dass es mit den Jobs schwieriger wird, einfach, weil zu viele da sind, die sie besetzen können und wollen. Zum anderen ist da auch dieser Import des amerikanischen Lebensgefühls, das immer noch nach einer Lösung sucht, die Hoffnung nie aufgibt.
Wie kommen wir drauf? Wir sind auf den ersten Roman einer österreichischen Schriftstellerin gestoßen. Sie heißt Friederike Gösweiner – und sie hat einen Titel gewählt, der es auf den Punkt bringt: „Traurige Freiheit“. Die meisten jungen Menschen in unserem Land haben immer noch viel Freiheit, da gibt es kaum noch Eltern, die ihnen sagen: „Du musst aber den Hof bernehmen!“ Auch wenn Bauernhöfe in der heutigen Zeit nicht mehr so eine ganz große Rolle spielen, es könnte ja auch der Handwerksbetrieb sein – oder die Eltern erwarten, dass die Kinder etwas zurückgeben für das viele Geld, das man in ihre Ausbildung gesteckt hatte.
Das ist heute deutlich zurückgetreten – aber es macht die Sache nicht besser. Denn immer mehr Menschen erleben das, was der Journalist Wolf Schneider in seinem Buch „Große Verlierer“ deutlich gemacht hat: Es kann nur Sieger geben, wenn es auch Verlierer gibt – und die scheinbar so schönen drei Treppenstufen bei den Olympischen Spielen haben auch eine Schattenseite: Das sind nämlich die Hunderte, vielleicht Tausende, die es gar nicht bis zu dem wichtigsten Sportereignis der Welt geschafft haben – oder dort im wahrsten Sinne des Wortes „unter ferner liefen“.
Zurück zu dem Roman, der in der Schule gelesen werden sollte: Die immer trauriger werdende Heldin verlässt ihren Freund, der schon eine sichere Arzt-Stelle hat, um viele hundert Kilometer entfernt eine Praktikumsstelle als Journalistin anzunehmen. Dabei erfährt sie dann auch gleich, wie es ist, wenn man gegen seine Mitbewerber ausgespielt wird. Und selbst wenn man dann erfolgreich ist, heißt das noch lange nicht, dass es gut weitergeht. So bleibt ihr nur der Job als Kellnerin. Dort stößt sie dann auf Leute, die zwar weitergekommen sind als sie, aber deshalb noch nicht glücklicher sind.
Mehr sei hier nicht verraten – uns kommt es nur darauf an, dass schon früh darüber nachgedacht wird, wie man im Leben wirklich glücklich werden kann. Dann riskiert man nämlich nicht alles für eine zweifelhafte Karriere und steht dann vor dem Nichts, wenn es schiefgeht. Aber man verzichtet auch nicht von vornherein auf jede Herausforderung, weil es ja schiefgehen könnte. Man kann ja auch spielerischer an die Dinge herangehen – und zum sportlichen Spiel gehören eben auch mal Niederlagen.
Vielleicht sollte man auf jeden Fall mit dem Kellnern anfangen. Dort hat man viel Zeit zum Nachdenken über seine Zukunft, vielleicht trifft man auch mehr Leute, von deren Schicksal man lernen kann. Also: Nach der Schule: erst mal sich Zeit nehmen, um „man selbst zu werden“. Denn wenn dann etwas beim Eintritt ins echte Berufsleben schiefläuft, hat man zumindest sich selbst noch – und damit auch Mut und Kraft für den nächsten Anlauf.
(entnommen: Klarfurter Nachrichten, 19.06.2016 – Bereich: Neues aus der Bücherwelt)
Mögliche Aufgaben:
- Worum geht es in dem Text? Geh dabei auch auf den Spruch ein „Du hast keine Chance, aber nutze sie!“
- Untersuche den Gedankengang des Textes.
- Was hältst du selbst von dem Vorschlag am Schluss, sich erst mal Zeit zu nehmen, um „man selbst zu werden, bevor man sich in die erste Chance stürzt, um dann doch nichts zu werden“?