Endlich Durchblick: Literaturepoche Romantik: Menschenbild und Lebensentwurf (Mat4855)

Romantik und Romantiker: Menschenbild und Lebensentwurf

Die Zeit der Romantik:

Sehnsucht nach Unendlichkeit (1798-1835)

Goethe hat zu seinen Lebzeiten noch Dichter kennengelernt, die nicht viel im Sinn hatten mit weiser Beschränkung und Orientierung an den Idealen der Antike. Bezeichnend ist ein Gedicht von Novalis, in dem er sich gegen „Zahlen und Figuren“, also das Berechnende, Rationale wendet. „Singen“ und „Küssen“ ist wichtiger als Gelehrsamkeit. Auf klare Unterscheidungen von Licht und Schatten wird verzichtet, alle Schattierungen des Lebens sind gewollt. Auch die verschiedenen Künste möchte man zusammenführen.

Statt idealen Helden wendet man sich den einfachen Menschen und ihrer Poesie zu, Volksliedern, Märchen. Man glaubt nicht an die eine, feste, erkennbare Wirklichkeit, sondern an Geheimnisse und Unerklärbares. Auch den Schattenseiten des Lebens wendet man sich zu (bsd. der Dichter E.T.A. Hoffmann).

Die Sehnsucht der Romantiker gehört der Unendlichkeit, das Symbol dafür ist die „blaue Blume“. am liebsten möchte man immer auf Reisen sein. Ein berühmtes Beispiel ist die Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ von Joseph von Eichendorff.

Am besten stellt man einige Prinzipien und Werte zusammen, die für Romantiker eine besondere Rolle spielten:

Dazu gehören etwa:

 

  • Sehnsucht
  • Das Wunderbare
  • Das Unendliche
  • Die Nacht – durchaus auch in einem gefährlichen Sinne
  • Glaube an einen den Menschen umgebenden Rahmen des Guten, vgl. „Aus dem Leben eines Taugenichts“
  • Die Natur als Abbild der Seele
  • Das Fragmentarische
  • Das Unterwegssein
  • Das Fantastische, vgl. E.T.A. Hoffmann
  • Der Zauber

 

Sehr anregend kann die Beschäftigung mit dem folgenden sehr berühmten Gedicht des Dichters Novalis sein:

 

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freie Leben
Und in die Welt wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu echter Klarheit werden gatten,
Und man in Märchen und Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.

 

Hier wird ganz deutlich, wie sehr die Romantiker sich gegen alles Berechenbare und eindeutig Faktische wandten.

 

Dementsprechend waren sie auch stark an Übergangsphänomen zwischen Licht und Schatten interessiert.

 

Auch liegt für sie die Wahrheit eher in „Märchen und Gedichten“.

 

Sie haben auch die Vorstellung, in einer verkehrten Welt zu leben – und warten auf das „geheime Wort“, das diese Verkehrung aufhebt.

 

Hier passt auch sehr gut Eichendorffs Gedicht „Wünschelrute“:

„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“

 

Noch ein Nachtrag zu dem Gedicht von Novalis:

Für die Romantiker waren zwischenmenschliche Beziehungen und Gefühle sehr viel wichtiger.

Genauso kann aber auch Einsamkeit zur Romantik gehören.