Franz Lichtenstein, „Städter in der Landschaft“

Auswertung der Überschrift

  • Der Titel des Gedichtes macht schon eine Spannung deutlich.
  • Es geht hier nämlich um die Begegnung von zwei Welten.
  • Als Leser erwartet man möglicherweise sofort Probleme, die vielleicht sogar ironisch oder satirisch verarbeitet werden.

Strophe 1

Sie nehmen sich nur selten günstig aus
Und wissen dies und fühlen sich beengt –
(Was ihnen kein Verständiger verdenkt -)
Die meisten bleiben daher auch zuhaus –

  • Die erste Strophe bestätigt dann auch sofort die Erwartung, wenn davon die Rede ist, dass „sie“ und damit dürften wohl die „Städter“ gemeint sein, sich „nur selten günstig aus“ nehmen. Damit dürfte wohl gemeint sein, dass sie keine gute Figur machen in der fremden Umgebung.
  • Die zweite Zeile bestätigt das dann. Denn sie macht das Unwohlsein dieser Menschen deutlich. Wenn man das Gedicht von Wolfenstein kennt, ist man hier ganz erstaunt, dass die Städter sich auf dem Lande mit seinem weiträumigen Erscheinungsbild beengt fühlen.
  • Das ist eine typische Stelle, auf die man als Schüler selbst kurz eingehen könnte, natürlich erst, wenn man alles andere erledigt hat. Oder aber eine entsprechende Aufgabe ist bereits mit der Klassenarbeit verbunden.
  • Dieses „beengt“ hat dann nichts mit der Weite der Landschaft zu tun, sondern mit dem Bereich, in dem man sich auskennt.
  • Interessant, der Kommentar des lyrischen ichs, das hier fast wie ein Erzähler erscheint. Auf jeden Fall hält es dieses Gefühl für nachvollziehbar.
  • Die Strophe schließt mit dem Hinweis, dass die meisten Städter gar nicht erst aufs Land fahren, vielleicht weil sie schon entsprechende Vorahnungen oder eben auch Vorurteile haben.

Strophe 2

Wer sich hingegen für verpflichtet hält,
Sich gleichsam näher mit ihr zu befassen.
Flüchtet gewöhnlich auf Hotelterrassen,
Weil sie ihm meist erst per Distanz gefällt –

  • Die zweite Strophe beschäftigt sich dann mit denen, die aus irgendeinem Grunde verpflichtet sind oder sich dafür halten, auch mal aufs Land zu fahren.
  • Auch hier könnte man Überlegungen anstellen, was das für Verpflichtungen sein können: es kann mit dem Beruf zusammenhängen oder mit einem nahen Verwandten oder Freund, der einem geraten hat, auch diesen Lebensbereich mal näher kennenzulernen.
  • Die beiden Schlusszeilen zeigen dann eine Möglichkeit auf, in die Landschaft hineinzufahren und sie sich doch auf Distanz zu halten. Eine gemeinsame Welt zwischen Stadt und Land bieten offensichtlich Hotels.

Strophe 3

Denn – so geseh’n – ist sie nicht ohne Reiz.
Man blickt gelegentlich dann in die Runde
Und nimmt den Mokka zur gewohnten Stunde –
In Berchtesgaden oder in der Schweiz –

  • Die dritte Strophe macht sich dann ein bisschen lustig über das, was doch als Kontaktaufnahme gedacht war. Denn die begnügt sich nämlich mit der Distanz und mit einem „gelegentlich“, also mit geringer Zeit-Investition.
  • Die letzten beiden Zeilen machen dann deutlich, welche Möglichkeiten ein Aufenthalt im Hotel eben auch auf dem Land bietet. Man kann dort weitgehend genauso leben wie in der Stadt.

Strophe 4

Und kostet langentbehrtes Ferienglück
Und liest die Zeitung und schreibt Ansichtskarten
Und kann die Zeit zum Dinner kaum erwarten
Und sehnt sich heimlich nach Berlin zurück.

  • Zu Beginn der vierten Strophe fragt man sich als Leser wieder, ob das Satire ist. Denn warum soll man weit fahren, um dort ein Ferienglück zu genießen, das mit der Landschaft wenig zu tun hat.
  • Die einzige zielnahe Tätigkeit ist das Schreiben von Ansichtskarten, womit man möglicherweise den weiter oben schon angedeuteten Verpflichtungen nachkommen will.
  • Die letzten beiden Zeilen bieten eine Steigerung, indem sie zwei Situationen deutlich machen, in denen man auf etwas Besseres wartet: Mit der Landschaft können diese Menschen ja nicht viel anfangen und darum rettet sie aus der entsprechenden Langeweile nur die Vorfreude auf das Dinner.
  • Die zweite Situation ist noch allgemeiner, sie sehnen sich bereits nach einer Großstadt und in diesem Falle nach Berlin zurück.

Aussagen des Gedichtes

Insgesamt

  • insgesamt macht das Gedicht auf fast schon ironische beziehungsweise satirische Weise deutlich, dass Stadtmenschen entweder gar nichts mit der Landschaft anfangen können.
  • Oder aber sie versuchen dort möglichst stadtnah zu leben.
  • Auf jeden Fall wird Ihnen hier unterstellt, dass sie nur in der Stadt ihr Glück finden können.