Gabriele Wohmann, „Denk immer an heut Nachmittag“ (Mat2590)

Worum es in der Kurzgeschichte geht:

Sehr intensiv erzählte Diskrepanz zwischen den Vorstellungen eines sich sehr maskulin gebenden Vaters und seines sich allmählich davon befreienden Sohnes. Wir stellen auf dieser Seite das Thema, den Inhalt und die Aussage der Kurzgeschichte dar. Außerdem verdeutlichen wir den zentralen Aspekt in einem Schaubild. Weitere Infos und Tipps für die Behandlung im Unterricht gibt es auf der Supportseite zum E-Book:
Erhältlich z.B. hier.

Hier nun ein Schaubild aus dem E-Book, das schon vieles deutlich macht.

Kurz-Info zu Thema und Inhalt
Schilderung der Übersiedlung in ein Internat aus den sehr unterschiedlichen Perspektiven des Vaters und des Sohnes

Inhaltsangabe
In der Geschichte geht es um einen Jungen, der mit der Bahn von seinem Vater zu seiner neuen Schule gebracht wird. Während dieser die ganze Zeit von angeblich schönen Erlebnissen der Vergangenheit und einer entsprechenden schönen Zukunft des Sohnes im Internat spricht, werden aus dessen Perspektive die düstere Umgebung geschildert. Am Ende der Geschichte fragt sich der Junge, warum er noch nie daran gedacht hat, seinen Vater zu bedauern.

 

Was zeigt die Geschichte? („Intention“)
1. Die Geschichte zeigt die Dominanz der Vorstellungen des Vaters, die von einer nicht mehr aktuellen Vorstellung von Männlichkeit geprägt sind und von unbedingter Wettkampf- und Leistungsorientierung.
2. Hervorgehoben wird die Diskrepanz zwischen all dem angeblich Schönen und den wohl genauso angeblichen schönen gemeinsamen Erinnerungen und der düsteren, im Umfeld des Internats auch zwanghaft erscheinenden Realität.
3. Die Welt des Jungen erscheint demgegenüber als unterdrückt und ängstlich. Im Laufe der Geschichte treten dann Neugier und schließlich auch Originalität bzw. Selbstständigkeit hervor, die am Ende in ein nur scheinbar überraschendes Überlegenheitsgefühl gegenüber dem Vater münden.
4. Die Mutter, die keine aktuelle Rolle mehr spielt, möglicherweise gestorben ist, ist auch nur Teil der Erinnerung, wie sie der Vater auslebt und formuliert.
5. Eine symbolische Bedeutung für Ausbruch und Aufstieg in ein eigenes Leben könnte der Ball spielen, dessen Aufstieg aus dem Drahtverhau des Internet-Spielplatzes im Schlussteil den Hintergrund der Ankunft bildet.

 

Kreativ werden – sich eine andere Überschrift ausdenken:

Eine interessante kreative Aufgabe ist es unter anderem, sich andere Überschriften für diese Kurzgeschichte auszudenken.

Dabei kann man gut von der „Intention“ ausgehen:

Zum Beispiel:

  • „Von der schrecklichen Kunst des Nebeneinanderher-Lebens“
    Dieser Titel hat die ganze Kurzgeschichte im Blick und betont vor allem, dass hier zwei Menschen nicht ehrlich bzw. offen miteinander umgehen, was vor allem am Vater liegt.
  • „Plötzlich erwachsen“
    Dieser Titel geht vom Schluss aus. Dort „emanzipiert“ sich der Sohn von diesem Vater, indem er ihn kritisch sehen kann – und war sogar im Sinne von Mitleid. Und wenn man das mit einem anderen hat, geschieht das immer aus einer Position der Stärke heraus.
  • „Plötzliches Mitleid“
    Deshalb ist natürlich auch dieser Titel möglich.
  • „Wenn Gewalt gute Früchte trägt“
    Dieser Titel nimmt in den Blick, dass der Vater ja eigentlich Gewalt gegenüber seinem Kind ausübt, zwar keine körperliche, aber eben eine über sein Reden und seine Vorstellungen. Die werden aber immer absurder – und deshalb auch durchschaut – und so trägt all das am Ende gute Früchte, nämlich Einsicht in die wirklichen Verhältnisse und damit auch die Möglichkeit, sie zu ändern.
  • „Manchmal denkt man anders …“
    Dieser Titel nimmt den Originaltitel auf, verweist aber darauf, dass die Aktionen des Vaters das Gegenteil erreichen. Er möchte seine Vorstellungen von Wichtigkeit auf seinen Sohn übertragen – der wird aber plötzlich ganz anders an diesen Nachmittag denken, weil ihm da eine wichtige Erkenntnis gekommen ist.