Goethe, „Faust“ – Kommunikationsentwicklung im Streitgespräch über die Liebe (Mat4723)

Szene 11: „Straße“ (II) (3025-3072)

  • Faust weigert sich zunächst, den falschen Zeugen zu spielen.
  • Er gibt dann aber doch nach, um in die Nähe Gretchens zu kommen.

Interessante Kommunikationsentwicklung:

  1. Fausts Frage nach dem Stand der Bemühungen um Gretchen:
    „Wie ist’s? Will’s fördern? Will’s bald gehn?“
  2. Mephisto freut sich, dass Faust scheinbar ganz „in Feuer“ ist und verweist auf den nächsten Schritt:
    „Heut‘ abend sollt Ihr sie bei Nachbar‘ Marthen sehn:
    Das ist ein Weib wie auserlesen
    Zum Kuppler- und Zigeunerwesen!“
    Man merkt hier deutlich, auf welchem Wege Mephisto ist.
  3. Faust lässt sich darauf ein:
    „So recht!“
  4. Es folgt die Bedingung Mephistos, der Faust als falschen Zeugen für den Tod von Marthes Mann braucht.
  5. Faust weigert sich zunächst, diese Rolle zu spielen.
  6. Mephisto kontert mit dem Hinweis auf die vielen Lügen, die Faust schon in seinem Leben zu verantworten hat.
  7. Faust kontert mit dem schwachen Vorwurf, Mephisto sei ein Lügner.
  8. Der wird daraufhin konkreter und verweist auf das falsche Spiel, das Faust gerade mit Gretchen spielen will.
    „Ja, wenn man’s nicht ein bißchen tiefer wüßte.
    Denn morgen wirst, in allen Ehren,
    Das arme Gretchen nicht betören
    Und alle Seelenlieb‘ ihr schwören?“
  9. Faust behauptet: „Und zwar von Herzen.“
  10. Mephisto versucht, die damit verbundenen Übertreibungen deutlich zu machen:
    „Gut und schön!
    Dann wird von ewiger Treu‘ und Liebe,
    Von einzig überallmächt’gem Triebe –
    Wird das auch so von Herzen gehn?“
  11. Daraufhin legt Faust mit seinem Liebesbekenntnis los:
    „Lass das! Es wird! – Wenn ich empfinde,
    Für das Gefühl, für das Gewühl
    Nach Namen suche, keinen finde,
    Dann durch die Welt mit allen Sinnen schweife,
    Nach allen höchsten Worten greife,
    Und diese Glut, von der ich brenne,
    Unendlich, ewig, ewig nenne,
    Ist das ein teuflisch Lügenspiel?“
    Deutlich wird:
    Faust geht das von seinem Gefühl aus, das seiner Meinung nach so tief ist, dass er nicht mal einen Begriff dafür findet.
    Er spricht von „Glut“, die er „ewig“ nennt. Dabei unterscheidet er nicht zwischen seiner sexuellen Begierde und einem Gefühl, das auch die Interessen des Partners, also echte Liebe mit einschließt.
  12. Mephisto erkennt das und kontert cool: “
    Ich hab‘ doch recht!“
  13. Faust weicht aus und will einfach nicht weiter drüber reden.
    Am Ende dann das doch ziemlich weitgehende Eingeständnis:
    „Denn du hast recht, vorzüglich weil ich muss.“

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