Goethes Gedicht „Prometheus“ – aus Schülersicht aktualisiert (Mat8039)

Worum es geht:

Goethe hat mit seinem Gedicht „Prometheus“ einen Klassiker des Protestes geschaffen. Ging es bei ihm gegen die Welt der Götter, so hat sicher mancher Schüler Lust, auch mal zumindest ein bisschen die Welt der Lehrer in Frage zu stellen – und ihnen zugleich viel Literaturverständnis zu zeigen. Wir helfen dabei.

Weiter unten der Originaltext.

Hier unser Vorschlag für eine Aktualisierung

Für meinen Deutschlehrer,
der mir dies Gedicht empfahl
Bleib mir vom Leib mit deinen Arbeitsblättern

Sie quälen mich schon lang – und bringen mir fast nichts.
Bring ich mal selbst etwas, du weist es ab
Erkennst nicht wirklich, was ich mein‘

In Klasse 6 nahm ich noch alles, was da kam
und glaubte, dass ich „Fabeln können“ müsste.
Novellen waren’s später dann, doch wusst‘ ich nicht
Wozu sie gut sein könnten.

Die Oberstufe nun, ganz voll von fremden Themen,
Interesse ist fast überall gleich Null.
Jedoch es gibt auch Rettung, wo die Not ist groß.
Endlich ein Text, der Lust auf Aufstand macht.

Wenn jetzt noch mal Gedichte kommen,
mach ich aus ihnen, was mir selber nützt.
Der Zorn fließt raus – und dann bin ich ganz still.

Ich tat nicht mehr das, was ich muss.
Ich nun nun endlich das, was ich auch will.
Passt dir die Richtung etwa nicht
Tröst‘ dich mit Goethe, der war auch Rebell,
Und wurde was – ich tu das auch.

Der Originaltext

Prometheus
Bedecke deinen Himmel, Zeus
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.
Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch Götter.
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.
Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrte mein verirrtes Aug
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.
Wer half mir wider
Der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du’s nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden dadroben?
Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?
Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle Knabenmorgen-
Blütenträume reiften?
Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich.

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