Gottfried Benn, „Tag, der den Sommer endet“ (Mat4747)

Worum es hier geht:

Das Gedicht „Tag, der den Sommer endet“ von Gottfried Benn geht aus von der Erfahrung eines letzten Sommertages. Daraus werden aber viel weiterreichende Überlegungen zur Rolle der Zeit, der Vergänglichkeit, aber wohl auch des Umgangs damit.

Das Gedicht ist z.B. hier zu finden.

https://www.deutschelyrik.de/tag-der-den-sommer-endet-1935.html

Anmerkungen zur Überschrift

Tag, der den Sommer endet

  • Die Überschrift macht gleich deutlich, worum es geht.
  • Es geht um das Ende des Sommers.
  • Interessant ist dabei, dass hier dem entsprechenden Tag eine aktive Rolle zugesprochen wird.
  • Man ist gespannt, ob das im Gedicht dann auch noch eine Rolle spielt.

 

Anmerkungen zu Strophe 1

  • Die erste Strophe macht dann deutlich, dass es sich hier gar nicht um eine Überschrift handelt, sondern nur um die erste Zeile des Gedichtes. Sie wird verwendet, um einem Gedicht ohne Überschrift gewissermaßen einen Namen zu geben.
  • Man merkt dann auch gleich, dass dieser Tag gar keine entscheidende Rolle spielt. In der zweiten Zeile geht es schon um etwas wahrscheinlich viel Wichtigeres, nämlich das Herz.
  • Nicht ganz klar ist, um was für ein Zeichen es sich hier handelt, das dem Herzen gefallen ist. Hypothetisch könnte man das so verstehen, dass das, was an diesem Tag geschieht, dem Herzen wie ein Zeichen erscheint. Es bekommt damit eine höhere Bedeutung. Es wird gewissermaßen zu einem Signal für etwas.
  • Es folgen zwei gegensätzliche Bilder, nämlich Feuerflammen und Wasserfluten.
  • Das Gemeinsame der beiden Bilder ist die Naturgewalt und gegebenenfalls auch das Zerstörerische. Das muss aber hier nicht in einem negativen Sinne eine Rolle spielen. Es kann auch einfach um etwas Überwältigendes gehen, was ja kennzeichnend ist für große Literatur.
  • Auch hier fragt man sich, was mit dem „versenden“ gemeint ist.
  • Hypothetisch könnte man das mit Zeichen in Verbindung bringen. Dann wäre man möglicherweise bei dem, was einen Dichter zu etwas Besonderem macht: Er macht eben aus dem Alltag das Fest, was eine besondere Bedeutung hat.
  • Ergänzt wird das dann noch durch das Bild des Spiels. Das passt zu den anderen beiden Bildern. Außerdem auch zu dem Gedanken, hier könnte es um Kunst, um Literatur und ihre Bedeutung gehen.

 

Anmerkungen zu Strophe 2

  • In dieser Strophe wird der Gedanke des Endes wieder aufgenommen. Und zwar in Gestalt eines Prozesses. Der Sommer hört nicht plötzlich auf, sondern er wird eben blasser, tritt also immer mehr zurück.
  • Das wiederum ist auf Bilder bezogen. Es liegt nahe, darunter die inneren Bilder zu verstehen. Und auch das passt dann wieder zu einer Übertragung auf die Literatur.
  • Die Zeit in der zweiten Zeile ist wohl als Gegenwart zu verstehen. Und in der wird ja alles kleiner. Es verschwindet mehr oder weniger, was zur Vergangenheit gehört.
  • Wieder etwas rätselhaft ist der Hinweis auf Spiegelbilder im Wasser. Das könnte aber auch wieder ein Vergleichsbild sein: Das lyrische Ich stellt sich das, was eben noch Gegenwart war, als ein Spiegelbild im Wasser vor. Das bewegt sich möglicherweise, von Wellen getrieben, vom Standort des lyrischen Ichs weg.
  • Die Frage ist, ob dieses Bild in der Realität auch nachvollzogen werden kann. Das müsste man einfach mal ausprobieren. Die Fantasie großer Dichter geht manchmal ja auch über die Realität hinaus.

Anmerkungen zu Strophe 3

  • Diese Strophe macht dann in der Wirklichkeit einen ziemlich großen Sprung. Denn plötzlich ist von einer Schlacht die Rede.
  • Da es dazu keine näheren Informationen gibt, muss jeder Leser das für sich selbst mit Bedeutung versehen.
  • Auf jeden Fall hat es einen Kampf gegeben. Der ist im lyrischen Ich noch mit Nachwirkungen vorhanden.
  • Betont wird dann auf eine neue Art und Weise die Vergänglichkeit auch solche Ereignisse.
  • Diesmal beziehen sie sich aber auf die Menschen der Umwelt. Die sind gewissermaßen schon zu neuen Herausforderungen unterwegs. Man selbst ist noch in einem Zustand der Verarbeitung.

 

Anmerkungen zu Strophe 4

  • Bei der nächsten Strophe wundert man sich über das Wort „Rosen“. Rosse würde besser zu einem Kampfgeschehen passen.
  • Auf jeden Fall wird am Ende klargemacht, dass alles, was eben noch Bedeutung hatte, versinkt und nicht wieder zurückgeholt werden kann.

 

Zusammenfassung

Dieses Gedicht thematisiert ausgehend von einer besonderen Situation am Ende des Sommers die Frage, was aus all dem wird, was vor kurzem noch von großer Bedeutung war. Hervorgehoben wird die Vergänglichkeit. Dabei wird allerdings unterschieden zwischen dem, was einen selbst berührt, und dem, was für alle anderen wichtig ist.

 

Anregungen zur Beschäftigung mit dem Gedicht und seiner Thematik

  1. Ausgehend von diesem Gedicht kann man sehr gut über das Phänomen der Zeit und ihre Auswirkungen auf unser Bewusstsein, einschließlich des Gedächtnisses, nachdenken oder auch diskutieren
  2. Man kennt ja Sprüche wie: „Die Zeit heilt alle Wunden“.
  3. Aber es geht ja nicht nur um negative Erfahrungen. Es gibt ja auch Hinweise darauf, dass Elemente der Vergangenheit sich im Gedächtnis schöner gestalten, als sie in Wirklichkeit waren. So glorifizieren Menschen ja häufig eine Vergangenheit, die viele Unannehmlichkeiten mit sich brachte, aber zum Erfolg führte.
  4. Vor allem gibt es das Phänomen der Beschönigung, wenn man sich im Kontakt mit anderen befindet, die die gleiche Herausforderung noch vor sich haben. Da ist es ein im wahrsten Sinne erhebendes Gefühl, wenn man rückblickend, die Schwierigkeiten noch etwas größer macht. Aber man hat sie eben überwunden und kann stolz darauf sein oder diesen Stolz zu zeigen.

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

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