Heimito von Doderer, „Der Brand“

  1. Die 1932 entstandene Erzählung steigt direkt ins Geschehen ein, indem im Präsens zunächst die Umgebung und dann die Situation geschildert werden.
  2. Es geht um einen Gymnasiasten und ein „Mädel im weißen Leinenkleid„, die sich noch einmal am Ende der Ferien in der freien Natur Gemeinsamkeit gönnen.
  3. Es beginnt mit ein bisschen Kitzelei mit einem Grashalm im Genick und kurz darauf wühlt der Junge „sich förmlich da ein, liegt dann regungslos, und erschauert am allermeisten deshalb, weil sie es zulässt.
  4. Das körperliche Miteinander wird dann immer intensiver – dann geht die Schilderung fließend über in die Beschreibung eines Brandes in der Nähe.
  5. Das Mädchen, Clara, läuft dann in den nahen Wald, wo es dann richtig zwischen ihnen abgeht: „Sie starren sich wild in die Augen, er hält ihren Kopf zwischen den
    Händen, dreht ihn brutal hin und her, sieht verzückt das Gesicht im Flammenschein
    bald von der, bald von jener Seite an; aber sie hat auch sein Gesicht mit ihren kleinen
    feuchten heißen Händen umspannt. Die Föhrenstämme werden bis hoch hinauf rot
    beleuchtet.“
  6. Dann allerdings zuckt der Junge zurück und erklärt dem Mädchen: „Vor dir fürchte ich
    mich.“
  7. Das Mädchen reagiert traurig, bleibt aber mit ihm zusammen: „Im Gehen legt sie ihren Kopf an seine Schulter, und so wandern sie an der Eisenbahn entlang, über einen feuchten,
    schmalen Pfad, bis zu den beiden benachbarten Villen, wo seine und ihre Eltern
    wohnen. Er wird etwas ruhiger, küsst sie noch einmal leicht, würde sich aber jetzt, in
    der hereingebrochenen Dunkelheit, gewiss fürchten, wenn sie ihn etwa verließe.“
  8. Die Geschichte endet mit dem Satz „So gehen die Kinder denn eng umschlungen. Hinter ihnen, jenseits des Hügelkammes, ist der Himmel blutrot.“
  9. Damit werden drei zentrale Elemente dieser Geschichte deutlich:
    1. Es geht zum einen um die offensichtlich erste intensive sexuelle Begegnung zwischen einem Mädchen und einem Jungen.
    2. Und die Intensität wird beschleunigt durch den gleichzeitig ausbrechenden Brand.
    3. Der Schriftsteller nutzt das wiederum, um eine Verbindung zwischen beiden Ereignissen herzustellen. Damit soll wohl deutlich gemacht werden, dass eben auch die körperliche Liebe so etwas darstellt wie einen Brand. Interessant ist, dass der plötzliche Abbruch der intensiven körperlichen Gemeinsamkeit nicht in einer Zerstörung der Beziehung endet, sondern in mehr Verständnis füreinander.