Worum es hier geht:
- Es ist ja immer schön, wenn man auf die Frage nach dem Ende eine Epoche nicht nur eine Jahreszahl nennt.
- Viel schöner ist es, wenn man ein markantes Beispiel aufführen kann, an dem sich das festmachen lässt.
- Was die Romantik angeht, so bietet sich hier eines Heinrich Heines Gedicht an: „Nun ist es Zeit, dass ich mit Verstand mich aller Torheit entledge“.
- Es stammt aus dem sogenannten Buch der Lieder, das erstmals 1827 erschien
- Dabei handelt es sich letztlich um eine Sammlung von Gedichten in zeitlicher Reihenfolge. Das heißt: Auch unser Schlüsselgedicht liegt wahrscheinlich schon weiter zurück.
Die Seite
https://www.abipur.de/gedichte/analyse/3669-nun-ist-es-zeit-dass-ich-mit-verstand-heine.html
nennt das Jahr 1824 als Entstehungsjahr, das müsste ggf. überprüft werden, gibt aber schon eine erste Orientierung. - Aber es geht ja auch nicht darum das Ende der Romantik auf ein bestimmtes Jahr festzulegen, sondern auf einen zeitlichen und möglichst auch persönlichen Zusammenhang.
Schauen wir uns das Gedicht mal genauer an. Es ist z.B. hier zu finden.
Nun ist es Zeit, dass ich mit Verstand
Mich aller Torheit entledge;
Ich hab so lang als ein Komödiant
Mit dir gespielt die Komödie.
- Interessant in dem Gedicht ist, dass Heine in der ersten Strophe durchaus selbstkritisch auf sein Engagement im romantischen Sinne zurückblickt.
- Er spricht sogar von „Torheit“.
- Dann relativiert er das etwas, indem er von einer „Komödie“ spricht, also einer Veranstaltung, die nicht so ganz ernst gemeint war.
Die prächtgen Kulissen, sie waren bemalt
Im hochromantischen Stile,‘
Mein Rittermantel hat goldig gestrahlt,
Ich fühlte die feinsten Gefühle.
- In der 2. Strophe führt das lyrische Ich dann einiges auf, was man der Romantik zuordnet.
- Konkret erwähnt wird ein „Rittermantel“, was den Bezug zum Mittelalter herstellt.
- Es folgt – etwas abschätzig – der Hinweis auf die Intensität der „Gefühle“, die zur Romantik gehören.
Und nun ich mich gar säuberlich
Des tollen Tands entledge,
Noch immer elend fühl ich mich,
Als spielt ich noch immer Komödie.
- Die dritte Strophe verstärkt dann den kritischen Ansatz, wenn eine im Gedicht davon die Rede ist, man entledige sich des „tollen Tands“. Die romantischen Inhalte werden also als irres Zeug betrachtet, das nicht viel wert ist.
- Hier fragt man sich natürlich, was er damit konkret meint, und man kann darüber hinaus auch darüber nachdenken, ob Heine tatsächlich die Romantik in ihrer ganzen Breite und Tiefe in seiner sogenannten Komödie verarbeitet hat.
Ach Gott! im Schmerz und unbewusst
Sprach ich was ich gefühlet;
Ich hab mit dem Tod in der eignen Brust
Den sterbenden Fechter gespielet.
- Die letzte Strophe deutet dann zumindest an, dass es sich beim lyrischen Ich (hier wohl mit Heine gleichzusetzen) um echte Gefühle gehandelt hat, die bei allem Komödienhaften deutlich geworden sein.
- Die letzten zwei Zeilen machen noch einmal die zwei Ebenen deutlich, die zu Heines Grundhaltung und dann eben auch Lyrik gehören:
- Es geht um ernsthaft Dinge, er spricht hier sogar vom Tod.
- Zugleich aber handelt es sich auch um ein Spiel.
- Und an dieser Stelle fällt einem natürlich der Grundgedanke der romantischen Ironie ein. Für die ist ja typisch, dass alles, was gesagt wird, auch wieder infrage gestellt wird.
- Am Ende stellen wir also einfach nur fest, dass dieses Gedicht wirklich deutlich macht, dass Heine sich von dieser komödiantischen, aber durchaus auch schmerzhaften romantischen Periode seines Lebens verabschiedet und sich einer neuen Grundhaltung zu wendet.
- Die wird hier nicht angesprochen, sie ergibt sich aber aus seiner Lebens- und Werkgeschichte: Es ist der Vormärz mit sehr viel mehr Engagement in politischer Hinsicht.
- Diese neue Haltung ist dann ja vor allen Dingen in dem Versepos „Deutschland, ein Wintermärchen“ des Jahres 1844 deutlich geworden.
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