Heinrich Heine, „Fragen“ – was tun, wenn man kein Faust sein will oder kann (Mat7145)

Worum es hier geht:

Wer kennt nicht Fragen, die einen tief beschäftigen können. Heine macht sich in diesem Gedicht ein wenig lustig darüber.

Vielleicht hilft das ja – oder man hat noch bessere Ideen, die Heine vielleicht mitgemeint hat.

Das Gedicht ist z.B. hier zu finden:

https://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/BdL/Nordsee2-07.html

Fragen

Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer
Steht ein Jüngling-Mann,
Die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel,
Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen:

  • Eine romantisch wirkende Situation

»O löst mir das Rätsel,
Das qualvoll uralte Rätsel,
Worüber schon manche Häupter gegrübelt,
Häupter in Hieroglyphenmützen,
Häupter in Turban und schwarzem Barett,
Perückenhäupter und tausend andere
Arme schwitzende Menschenhäupter –

  • Man muss das nur mit dem Eingangsmonolog von Goethes Faust vergleichen, dann merkt man spätestens, dass das hier nicht so ganz ernst gemeint ist.
  • Die Leute, die diese Fragen zu Recht gestellt haben, erscheinen hier nicht im besten Licht.
  • Vor allem das Schwitzen wird normalerweise nicht erwähnt, wenn es um so hohe Dinge geht.

Sagt mir, was bedeutet der Mensch?
Woher ist er gekommen? Wo geht er hin?
Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?«

  • Das sind durchaus ernsthafte Fragen, auch wenn die Sternen-Zeile sich wieder dem Kitsch nähert.

Es murmeln die Wogen ihr ewges Gemurmel,
Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,
Es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt,
Und ein Narr wartet auf Antwort.

  • Die ersten Zeilen nehmen wieder die romantische Atmosphäre auf,
  • Die dritte Zeile deutet dann nicht gerade ein Happy End an.
  • Die letzte Zeile ist dann vernichtend, denn sie besagt nämlich, die Fragen, um die es hier geht, stellt nur ein Narr.
  • Damit wäre Goethes Faust zum Beispiel vom Tisch.

Aussage und Interpretationsmöglichkeiten

Bleibt die Frage, wieso Heine sich diesen „Scherz“ leistet:

Die beste und schonendste Antwort für beide Seiten dürfte wohl sein, dass man sich nicht in Fragen verlieren soll, auf die es eben keine Antwort gibt.

Wer Heine ein wenig kennt, weiß auch, was er als Rettungsring für solche Situationen anbietet: Wende dich dem Schönen zu, den Frauen, vielleicht auch dem Wein. Genieß das Leben, dabei findest du ganz von selbst die Antworten auf wichtige Fragen

Solch einen Schluss könnte man sich natürlich ausdenken.

Oder aber man überträgt dieses Gedicht auf heutige Zeiten: Es sind ja gerade junge Menschen, die sich bis zur Verzweiflung bestimmte Fragen stellen.

Vielleicht kann man denen die von Heine wohl mitgemeinte Lösung des Problems ans Herz legen – oder man hat noch eine andere Idee.

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

https://textaussage.de/weitere-infos