Klabund, „Fünf Mark“ – das Schicksal einer Prostituierten (Mat2315)

Worum es hier geht:

In dem Gedicht „Fünf Mark“ von Klabund geht es um das Schicksal einer Prostituierten

Der Dichter heißt eigentlich Alfred Henschke hat dann aber im Jahre 1912 für sich den Künstlernamen (Pseudonym) „Klabund“ gewählt.

In diesem Gedicht geht es um das Schicksal einer jungen Prostituierten, die ihre Dienste immer für 5 Mark angeboten hat und am Ende zum Friedhof getragen wird.

Spannend ist die Frage nach der Haltung des Lyrischen Ichs, das nicht ohne Mitgefühl zu sein scheint. Auch das Verhalten eines als „Schatz“ bezeichneten Mannes wirft Fragen auf.

Zunächst ein Schaubild

Das Gedicht ist zum Beispiel hier zu finden. Wir zeigen es hier mal in einer bearbeiteten Form, die wir unter dem Schaubild erklären.

Kurzvorstellung des Gedichts:
Das Gedicht hat einen seltsamen Titel für ein Liebesgedicht – es „riecht“ schon nach Prostitution, worum es dann auch geht.
Die „Lausekleine“ in Zeile 02 zeigt eine gewisse Sympathie für die junge Frau, die dort „krächzend und mit Geplärr“ (03), also sehr unnatürlich für sich wirbt. Dazu passt auch die schwache Abwehr („mild verbeten“, 05). Andererseits kommt dem Lyrischen Ich „Ihr dürrer Leib“ doch auch „schattengroß“ (07) vor, was möglicherweise Empfänglichkeit für das sexuelle Angebot zeigt.
Zwischen der dritten und vierten Strophe ist dann ein zeitlicher Bruch: Aus dem „dürren“ Mädchen ist ein totes geworden. Um sie herum bleibt ihre traurige Umgebung, ihr „Schatz“ steht nahe zu einem „Stier“ und es geht weiter „gröhlend“ zu (10/11).
Allerdings bekommt sie von ihm am Ende doch eine „Reisezehrde“ (14) mit, was vielleicht doch eine gewisse Beziehung zeigt, wenn diese auch sehr ungleichgewichtig war.

Ausführlichere Beschreibung

  • Der Titel ist für ein Liebesgedicht eher seltsam und deutet möglicherweise schon auf Prostitution hin.
  • Am Anfang des Gedichtes wird eine persönliche Beziehung deutlich. Das lyrische Ich spricht von „meiner Straße“ und verwendet für die junge Frau, um die es geht, auch eine Art Kosename.
  • im zweiten Teil der ersten Strophe. wird aber schon deutlich, dass es hier nicht um den hohen Bereich der Liebe gehen können, wenn von „Krächzen“ und „Geplärr“ die Rede ist.
  • Das für die Umstände eindeutige Angebote von Sex hat sich das lyrische Ich „mild verbeten“,  was eher eine schwache Abwehr ist.
  • Die Frau kommt ihm dann aber noch näher. Die Formulierung „dürrer Leid“ zeigt die ärmlichen Verhältnisse. Das „schwoll“ macht deutlich, dass sie sich größer machen muss, als sie ist, es bleibt aber im Bereich des Schattens.
  • Es folgt einZeitsprung, wenn plötzlich von einem Leichenwagen die Rede ist der die Frau aber nur in die „Armenerde“ bringt.
  • Immerhin hat die Frau einen Schatz, das könnte aber auch ihr Zuhälter sein und dazu noch eine Vettel, die abwertende Bezeichnung für eine ältere Frau. Dass Sie „stier gröhlend“ mit dem Standard-Anmachspruch der Prostituierten hinter dem Sarg herläuft, zeigt, wie sehr sie von der Situation überfordert ist und gleichzeitig in ihrem Metier bleibt.
  • Die letzte Strophe macht deutlich noch einmal deutlich, dass selbst nach dem Tod diese Frau im Elend bleibt. Der sie begleitende Mann hat anscheinend doch noch so etwas wie Gefühle für die Tote und gibt ihr die Summe, die sie immer für ihre sexuellen Dienste verlangt hat, mit ins Grab.

Zusammenfassung

Insgesamt ein Gedicht, dass die schwierigen sozialen Verhältnisse junger Frauen deutlich macht, die mit sexuellen Diensten versuchen müssen, zu überleben.

Statt der in der Gesellschaft damals üblichen Kritik daran zeigt sich hier eine gewisse Sympathie und auch zumindest ein Minimum an Solidarität.

Klausurbedeutung: @

Das Folgende haben wir aus einem EBook übernommen, das wir hier mit Erlaubnis des Verfassers nutzen dürfen. Da werden noch mehr wichtige Gedichte des Expressionismus vorgestellt und jeweils im Hinblick auf den möglichen Einsatz bei einer Klausur bewertet.

Zu bekommen ist es u.a. hier.

Die besten Gedichte des Expressionismus - für Schüler: zum Üben, für Klausuren und Prüfungen von [Helmut Tornsdorf]

(Die Anzahl der @-Zeichen macht unsere Einschätzung der Klausurbedeutung sichtbar – wie die Sternchen bei Hotel-Bewertungen!)

Das Gedicht ist recht interessant, vor allem im Hinblick auf die Frage nach der Haltung des Lyrischen Ichs allgemein und speziell der Beziehung zwischen dem „Schatz“ und der „Lausekleinen“.
Allerdings dürfte das eher etwas für den normalen Unterricht sein und weniger für eine Klausur.

Anregung:
Zwei interessante Fragen sind oben schon angedeutet worden. Außerdem könnte es reizvoll sein, eine fünfte Strophe hinzuzudichten, in der es um einen Abschluss aus der Sicht des Lyrischen Ichs gehen könnte.

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

https://textaussage.de/weitere-infos