Klassenarbeit: Auswertung von Kapitel 4 im Roman „Der Richter und sein Henker“ (Mat5497)

Worum es hier geht:

  • Stellen wir uns vor:
    • Die ersten drei Kapitel von Dürrenmatts Roman „Der Richter und sein Henker“ sind gelesen und besprochen worden.
    • Jetzt soll man selbstständig das 4. Kapitel bearbeiten.
  • Wir stellen uns hier mal folgende Aufgabe vor, die auch in einer Klassenarbeit drankommen könnte:
    1. Arbeite aus dem 4. Kapitel heraus,
      • Wie sich die Handlung weiter entwickelt
      • und inwieweit das Bild, das der Leser von den Figuren hat, verändert.
    2. Beziehe dabei jeweils Kenntnisse aus den ersten drei Kapiteln ein, die zum Verständnis beitragen.

Was hilfreich bei der Bearbeitung der Aufgaben ist:

Wir verweisen hier auf eine gute grafische Übersicht über die Handlung und die Figurenentwicklung. Die kann man sich auch als Video anschauen.

Zu finden ist sie auf der folgenden Seite:
https://www.einfach-gezeigt.de/der-richter-und-sein-henker-schaubild-inhalt-zitate

 

Wir präsentieren hier nur den Teil, der für die Lösung der Aufgaben interessant ist:

Auswertung von Erzählabschnitt 1:

Wir haben das Kapitel in Abschnitte eingeteilt. Aus Gründen des Urheberrechts verweisen wir nur auf den Anfang und das Ende des Abschnitts. Dann kann man das an der eigenen Textausgabe gut nachvollziehen.

Von:
„Um sieben Uhr fuhr Tschanz zu Bärlach in den Altenberg“
bis:

„niemand im Haus“

 

  • Zu Beginn des vierten Kapitels wird berichtet, wie Tschanz zu Kommissär Bärlach fährt.
  • Das versteht man natürlich nur richtig, wenn man auf den vorher geschilderten Plan eingeht, gemeinsam zu einem Mann zu fahren, dessen Name in dem Kalender des ermordeten Polizisten erwähnt wird.
  • Eine Rolle könnte der Hinweis darauf spielen , dass Schanz noch nie bei Bärlach zu Hause gewesen ist. Das spricht für eine geringe Bekanntschaft.

Auswertung von Erzählabschnitt 2:

Von:
„Tschanz verließ den Wagen“
bis:

„Er sah sich sorgfältig um.“

  • Im zweiten Erzählschritt wird dann deutlich, dass der Kommissär sich zu Hause etwas ungewöhnlich verhält: Die Tür zu seinem Haus steht nämlich offen. Er scheint zu schlafen, reagiert auch zunächst gar nicht darauf, dass jemand sein Zimmer betritt.
  • Interessant ist, dass Tschanz nicht direkt Kontakt aufnimmt zu seinem schlafenden Vorgesetzten, sondern sich erst einmal aufmerksam umschaut.
  • Der Erzähler weist darauf hin, dass Tschanz die ganze Situation „unheimlich“ vorkommt.
  • In dieselbe Richtung gehen sicherlich auch die Gefühle, die der Leser beim Lesen hat.

Auswertung von Erzählabschnitt 3:

Von:
„Der Raum besaß keine Fenster“
bis:

„ich zu Hause bleibe.“

  • In diesem Erzählabschnitt wird der Eindruck, des Unheimlichen noch verstärkt, denn Tschanz entdeckt beim Herumschauen eine Tierfigur, die ihn erschreckt.
  • Dieses Erschrecken wird dann von Bärlach noch verstärkt, da der sich plötzlich zu Wort meldet und erklärt, dass diese Figur ihn fast einmal getötet hätte.
  • Ansonsten macht der Kommissär deutlich, dass er aus gesundheitlichen Gründen die Gelegenheit genutzt hat, sich noch etwas hinzulegen.
  • Den Vorschlag seines Assistenten, dass er doch zu Hause bleiben könnte, weist er allerdings von sich. Seine Begründung spricht auch für eine gewisse Tatenlust des Kommissärs, enthält aber möglicherweise auch einen kritischen Hinweis
    „Unsinn, es gilt einen Mörder zu finden. Das könnte Ihnen gerade so passen, daß ich zu Hause bleibe.“ Den versteht wohl erst mal am besten so, dass der Kommissär sich von einer interessanten Aktion nicht ausschließen möchte.
  • Dazu passt auch seine Erklärung, dass er die Haustür nie abschließt. Interessant und ein starkes Zeichen für Selbstsicherheit ist die Begründung:
    „Es ist immer spannend, heimzukehren und zu sehen, ob einem etwas gestohlen worden ist oder nicht.“
  • Als Zwischenfazit kann man festhalten, dass der Kommissär sich hier nicht nur als Vorgesetzter, sondern auch in einer überlegenen Haltung zeigt.

Auswertung von Erzählabschnitt 4:

Von:
„Wie sie nun im Wagen saßen“
bis:

„‘Eine gar nicht so ungewöhnliche, Kommissär.‘“

 

  • Auf der gemeinsamen Fahrt fällt dem Kommissär auf, dass Tschanz eine ungewöhnliche Strecke zum Ziel gewählt hat.
  • Erstaunlicherweise begnügt sich der Kommissär mit einer Antwort, die keine wirkliche Erklärung liefert.

Auswertung von Erzählabschnitt 5:

Von:
„Sie schwiegen wieder“
bis:

„‘aber trotzdem würde ich nicht mehr als Hundert fahren.‘“

 

  • Im weiteren Verlauf sprechen die beiden dann über den ermordeten Polizisten. Tschanz ist schon mal mit ihm gefahren.
  • Die Frage nach dem besonderen Namen, den der Polizist seinem Auto gegeben hat, führt zu genaueren Informationen über ihn:
  • Offensichtlich gibt es soziale und bildungsmäßige Unterschiede zwischen ihm und Tschanz, die sich auch auf die Karrierechancen auswirken.
    Jedenfalls ist der Kommissär sich sicher:
    „Schmied war gebildet, konnte Griechisch und Lateinisch und hatte eine große Zukunft vor sich als Studierter“.

Auswertung von Erzählabschnitt 6:

Von:
„Kurz nach Gümmenen“
bis:

„und spähte nach dem Bielersee.“

  • Im weiteren Verlauf der Fahrt zeigt sich dann, dass die überlegte und systematische Herangehensweise von Tscanz zu Ergebnissen führen, die der Kommissär anscheinend etwas widerstrebend anerkennen muss.
  • Man merkt hier deutlich, dass es gewisse Spannungen zwischen den beiden Personen gibt.
  • Zunächst erste mal wieder ein deutlicher Verweis:
    „Was Sie treiben, hat keinen Sinn.“
    Dann nach dem Erfolg die klare Ansage von Tschanz:
    „Alles, was wir wissen, hilft uns weiter“
    Und schließlich das Zugeständnis seines Vorgesetzen:
    „Da haben Sie wieder einmal recht“.
  • Hinter dieser Meinungsverschiedenheit stecken die unterschiedlichen Berufsauffassungen der beiden Figuren, die vorher angemerkt worden sind: Tschanz gilt als moderner in seinem Vorgehen, der Kommissär als altmodischer.

Auswertung von Erzählabschnitt 7:

Von:
„Es regnete nicht mehr.“
bis:

„und sie waren in völliger Finsternis.“

 

  • Der Rest des Kapitels beschreibt dann die weitere Fahrt.
  • Etwas überraschend ist das Ende, denn Tschanz hält den Wagen weit vor dem Ziel an und macht auch das Licht aus.
  • Das ist ein typischer Cliffhanger, also das Ende eines Abschnitts, das Spannung erzeugt, indem beim Leser Fragen ausgelöst werden.

 

Auswertung:

  • Was die inhaltliche Entwicklung mit Berücksichtigung der Figuren angeht, lässt sich Folgendes feststellen:
    • Der Eindruck verstärkt sich, dass der Kommissär ein sehr eigenwilliger Mensch ist, der viel Selbstbewusstsein zeigt.
    • Im Vergleich dazu wird deutlich, dass Tschanz anscheinend ein Problem damit hat, dass er schlechtere Karrierechancen hat als der ermordete Polizist.
    • Insgesamt scheint er aber sehr zielbewusst vorzugehen und hat auch entsprechende Erfolge.
    • Der Eindruck bleibt aber bestehen, dass es eine unterschwellige Spannung gibt zwischen dem Polizisten und dem Kommissär.
    • Am Ende fragt man sich, warum Tschanz vor dem Ziel anhält und die Autoscheinwerfer abschaltet.
    • Zu vermuten ist, dass er mit dem Kommissär den weiteren Verlauf besprechen will.

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