Klausur: Burkhard Spinnen, „Ente Orange“ – Schwerpunkt Kommunikation (Mat7174)

Worum es hier geht:

Vorgestellt wird eine Klausur, bei der es darum geht, auf möglichst einfache Art und Weise den kommunikativen Prozess zu beschreiben.

Dazu kommt eine weiterführende Aufgabe, die etwas Kreativität verlangt.

Den Text der Klausur haben wir hier gefunden:

Aufgabenstellung:

  1. Analysieren Sie die Kurzgeschichte „Ente Orange“ von Burkhard Spinnen, indem Sie
    1. In einem Einleitungssatz Gattung, Autor und Titel benennen und das Thema der Geschichte formulieren.
    2. kurz den Inhalt beschreiben,
    3. die kommunikativen Prozesse in der Geschichte erläutern
    4. die Aussagen der Geschichte herausarbeiten
    5. und einige zentrale sprachliche bzw. rhetorische Mittel benennen, die die Aussagen unterstützen
  2. Entwerfen Sie einen alternativen Schlussteil, bei dem Miriam empathisch auf den Satz reagiert:
    „Übrigens, sagt er, mich haben sie heute Morgen gefeuert. “
    und sich schließlich ein Happy End ergibt.

Hinweise zur Lösung:

  1. Analysieren Sie die Kurzgeschichte „Ente Orange“ von Burkhard Spinnen, indem Sie
    1. In einem Einleitungssatz Gattung, Autor und Titel benennen und das Thema der Geschichte formulieren.
      • Gattung: Kurzgeschichte,
        • weil es einen direkten Einstieg gibt,
        • es sich um Alltagsgeschehen handelt
        • mit der Chance auf einen Wendepunkt
        • und ein offenes Ende.
      • Titel: „Ente Orange“
      • Verfasser: Burkhard Spinnen
    2. kurz den Inhalt beschreiben,
      • Im ersten Teil der Kurzgeschichte geht es um die Entlassung eines Herrn Kortschläger, der darauf ruhig, ja sogar angepasst an die Verhältnisse reagiert.
      • Im zweiten Teil geht es dann um den festlichen Abschluss eines Kochkurses, bei dem er die 10 Jahre jüngere Miriam als Partnerin bei der Zubereitung einer Ente zugeteilt bekommt.
      • Sie ist Unternehmensberaterin, also eher ursächlich für Entlassungen, ist vor allem um ihre Bluse besorgt und zeigt wenig Empathie, als Kortschläger seine Entlassung erwähnt.
      • Die Geschichte endet damit, dass Miriam ihn fragt, ob er sich den nächsten Zubereitungsschritt zutraue, worauf Kortschläger es vorsichtig probiert.
    3. die kommunikativen Prozesse in der Geschichte erläutern
      • Weiter unten präsentieren wir alles, was in Frage kommt.
        Hier konzentrieren wir uns auf die entscheidenden Stellen und verweisen dort auch auf die verschiedenen Kommunikationsmodelle (Bühler, Thun von Schulz, Watzlawick)
      • Am Anfang bei der Ankündigung der Entlassung:
        • Information
        • versteckter Appell: akzeptieren und Sachen packen
        • Selbstoffenbarung, was seine Sicht auf eine Entlassung angeht.
        • komplementäres Verhältnis, besser: asymmetrisches Verhältnis:
          Einer entscheidet, der andere macht gute Miene zum bösen Spiel
      • Infos und Impulse des Kochlehrers:
        • Information
        • Appell
        • Ansatz von Selbstoffenbarung
      • Austausch zwischen Kortländer und Miriam über ihre Aufgabe
        • beide präsentieren gegensätzliche Selbstoffenbarung
        • Miriam: komplementär, asymmetrisch
      • Kurzer Austausch über Wirtschaftslage
        • Kortländer vorsichtige Frage
        • Miriam: Information und Körpersprache/Selbstoffenbarung
      • Blusenfrage:
        • Miriam: Körpersprache, Selbstoffenbarung
      • Dialog über Kortländers Entlassung
        • seine vorsichtige Nebenbei-Info
        • Selbstoffenbarung: Bemühen um Haltung,
        • Miriam: Selbstoffenbarung – minimale Empathie
      • Schluss
        • Miriam übernimmt das Kommando: Selbstoffenbarung und Appell
        • Kortländer: Information, Selbstoffenbarung, die aber nicht stimmen muss.
      • Zusammenfassung:
        • Insgesamt angesichts der Situation (asymmetrisch) eine zum Teil unechte Kommunikation
          • Dörfler: Information und Selbstkundgabe: Flucht in  scheinbare Normalität mit üblem Scherz
          • Kortländer tut so, als käme er damit klar. Selbstkundgabe:
        • Ansatz von echter Kommunikation
          • Kortländer sagt die Wahrheit (Information)
          • Miriam reagiert mit minimaler Empathie (Selbstkundgabe)
        • Insgesamt: eine der Situation entsprechende asymmetrische Kommunikation (einmal ganz normal auf der Kochlehrer-Ebene, zum anderen auf der Situations- und Machtebene) – schönes Beispiel, dass der Begriff „komplementär“ bei Watzlawick ein Euphemismus ist (eine beschönigende Beschreibung)
    4. die Aussagen der Geschichte herausarbeiten
      • Die Geschichte zeigt
        • einen scheinnormalen Umgang beider Seiten mit der Entlassung
        • die Übertragung der asymmetrischen Situation auf die Kommunikation zwischen Kortländer und Miriam
        • am Ende weiß man nicht, ob er gehorcht oder einfach versucht, erfolgreich zu sein.
    5. und einige zentrale sprachliche bzw. rhetorische Mittel benennen, die die Aussagen unterstützen
      1. Die Reimwendung Dörflers, mit der er sich aus der Situation herausredet
      2. „dann lecke sich jeder die Finger.“
        bildhafter Ausdruck für Genuss
      3. Sentenzartige Weisheit:
        „„Man muss schon wissen, was man isst. Nur dann kann man es auch genießen.““
      4. Betonung eines Gegensatzes
        „“Überall Flaute, sagt Miriam, nur nicht bei uns. „
      5. Distanzierte, auf das Notwendigste beschränke Sprache in indirekter Formulierung:
        „Die Schale in sehr schmale Streifen schneiden. – Ob er das schaffe?“
      6. Insgesamt: Sparsamer Einsatz von Mitteln, entspricht dem Alltagscharakter des Inhalts der Kurzgeschichte
  2. Entwerfen Sie einen alternativen Schlussteil, bei dem Miriam empathisch auf den Satz reagiert:
    „Übrigens, sagt er, mich haben sie heute Morgen gefeuert. “
    und sich schließlich ein Happy End ergibt.

    • Miriam zeigt echte Betroffenheit
    • verweist allerdings auch auf ihre Doppelrolle als Profi und Mensch
    • verabredet sich mit Kortländer zum Essen und deutet an, dass sie ihm Tipps geben könne
    • mit einem Scherz am Ende, weil er das mit der Ente so gut hinbekommen hätte, sie hätte da mehr Schwierigkeiten gehabt.

 

Präsentation und Prüfung aller Kommunikationselemente

  • „New economy, sagt Dörfler. Heute noch auf hohen Rossen, morgen durch die Brust geschossen.“
    • Information
    • Appell
    • Selbstoffenbarung
  • „Kortschläger bleibt vollkommen ruhig.“
    • Körpersprache
  • „hat Sven, ihr Lehrer, gesagt. An Ente könne man einfach am meisten verderben. Aber wenn bei Ente alles stimme – ja, dann lecke sich jeder die Finger.“
    • Information
    • Appell
    • komplementär
  • „Sven gibt den Plan aus: Zweimal Ente mit Orangensauce, zweimal mit Pfirsich, zweimal mit Ananas, zweimal mit Granatapfel.“
    • Appell
    • komplementär
  • „Und los!, sagt Sven.“
    • Appell
  • „Ziemlich eklig, sagt er,“
    • Information,
    • Selbstoffenbarung
    • Unklarer Appell
  • „aber Miriam schüttelt den Kopf.“
    • Körpersprache
  • „Man muss schon wissen, was man isst. Nur dann kann man es auch genießen.“
    • Plus: komplementäre Zurückweisung
  • „Sie will in die Ente greifen, doch sie hält inne. Sie schaut an sich herunter.“
    • Körpersprache
    • Selbstoffenbarung
  • „Und, sagt Kortschläger, wie sieht’s allgemein aus.“
    • Appell – Frage

  • “Überall Flaute, sagt Miriam, nur nicht bei uns. Sie lacht, sie schaut auf ihre Hände. „
    • Information
    • Ausdruck
    • Selbstoffenbarung
  • „Blut an den Händen, sagt sie, ist kein Problem. Aber nicht an meiner besten Bluse!“
    • Selbstoffenbarung
  • „Kortschläger hat den Atem angehalten.“
    • Körpersprache
  • „Übrigens, sagt er, mich haben sie heute Morgen gefeuert.“
    • Information,
    • Selbstoffenbarung
  • „Miriam greift in die Ente. Sie schreit.“
    • Körpersprache
    • Ausdruck
  • „Sie schüttelt den Kopf.“
    • Körpersprache
  • „Dann sieht sie Kortschläger an.“
    • Körpersprache
  • „Schlimm!, sagt sie.“
  • „Üble Zeiten.“
    • Information mit minimaler Empathie
  • „Die Schale in sehr schmale Streifen schneiden. – Ob er das schaffe?“
    • Information
    • Appell
    • Selbstoffenbarung
  • „Sicher, sagt er.“
    • Information
    • Selbstoffenbarung
  • „Miriam lächelt ihn an.“
    • Körpersprache
    • Selbstoffenbarung
  • „Vorsichtig setzt er das Messer an.“
    • Körpersprache
    • Selbstoffenbarung