Kreativer Umgang mit einem Liebesgedicht aus dem 18. Jhdt (Mat8028)

 

Wir gehen hier von einem Gedicht von Johann Elias Schlegel aus, das es in verschiedenen Versionen gibt.

Es stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und kann von daher sicher gut eine Modernisierung vertragen 😉

Am besten schaut man es sich auf der folgenden Seite mal an, dann versteht man unseren Ansatz besser.

https://www.schnell-durchblicken2.de/schlegel-gleichnisse-liebe

Ein Gedicht als Anregung, seinen Schluss umzudrehen

Auswertung des Vergleichs

  • Die erste Strophe präsentiert in allen drei Fassungen eine Vorstellung von der Liebe, in der es nur um ihr regelmäßiges Verschwinden und Wiederkommen geht. Auf die Liebe zwischen Menschen bezogen, würde das bedeuten, dass der hier sich äußernde Partner nur an sich denkt, vom Gegenüber ist bezeichnenderweise keine Rede. Verräterisch ist das Wort „ungestöret“, d.h. ein Partner wie dieses Lyrische Ich möchte eigentlich zu Hause genauso allein und autonom weitermachen wie während der Ausflüge. Es geht um Gewohnheit, die dann der andere Teil der Beziehung liefern müsste. So was kann als Erwartung der Selbstaufgabe verstanden werden.
  • Die zweite Strophe ist dann etwas bodenständiger. Das kann man schon eher akzeptieren, dass jemand unter jahreszeitlichen oder allgemeiner: temporären Gefühlsschwankungen leidet, am Ende aber sich dem Partner immer wieder in voller Blätterpracht präsentiert.
  • Noch positiver kann man die dritte Strophe verstehen, wenn man das Licht mit dem oder der Geliebten gleichsetzt. Das würde dann nämlich bedeuten, dass das Lyrische Ich ohne das Gegenüber mehr oder weniger verschwindet und nur im Zusammenleben einigermaßen („Schatten“) aufblüht. Für eine partnerschaftliche Beziehung ist das zwar auch nicht das Wahre, aber man könnte eine vierte Strophe schreiben, in der soviel Sonne aus seiner Liebe etwas anderes als Schatten macht.

    Stattdessen nun eine vierte Strophe, die man schon 1842 den Schülern nicht mehr zumuten wollte. Das scheint heute auch noch zu gelten, einfach weil sich in den letzten fünf Verszeilen eine Haltung zeigt, die in den führenden Schichten vor dem Goethe des Sturm und Drang ziemlich verbreitet war. Die Anakreontiker eiferten einem altgriechischen Dichter (Anakreon) nach und konzentrierten sich auf das Idyllische, häufig auch Oberflächliche des Lebens. Dazu passt natürlich das, was in der vierten Strophe gesagt wird: Mal ist man verliebt, dann wieder frei (wohl gemerkt: von „Ketten“). Hier gibt es kein sehr positives Bild der Liebe. Das passt zu dem, was in der ersten Strophe schon angedeutet worden ist. Die Partner(innen) werden nach Belieben ausgetauscht – auch hier interessant, dass es um „Verpflichtungen“ geht. „Scherz“ ist ein Schlüsselwort dieser Zeit, alles wird nicht so ernst gemeint und genommen. Es gibt auch „Klagen“, aber die sind sicher in den Armen des nächsten Objektes kurzzeitiger Zuneigung vergessen. Völlig konsequent ist, dass das Lyrische Ich am Ende selbstkritisch andeutet, dass es gar nicht weiß, ob es liebt oder nicht.

    Hier könnte man wunderbar ansetzen, indem man diese vierte Strophe durch eine ersetzt, die die Liebe positiver sieht.
  • Weitere Infos, Tipps und Materialien

    https://textaussage.de/weitere-infos