Kurz und „verbindlich“ – die 5 Axiome des Herrn Watzlawick

  1.  Zur Bedeutung der Axiome von Watzlawick

Die „5 Axiome“, die Paul Watzlawick aufgestellt hat, spielen eine große Rolle in der Kommunikationswissenschaft.

Wir orientieren uns hier an der folgenden Seite:
https://www.paulwatzlawick.de/axiome.html

Diese Axiome haben wir in einem Youtube-Video vorgestellt, das wir auch dieser Seite zugrundelegen.

Videolink
Die Dokumentation kann hier heruntergeladen werden:
Mat1817 2020-09-18 Kuv Die fünf Axiome von Watzlawick Heiratsantrag

Der Einstieg ins Thema

  • Im Deutschunterricht ist Kommunikation ein wichtiges Thema.
  • Besonders wichtig ist dabei ein Herr Watzlawick.
  • Der hat nämlich 5 Axiome in die Welt gesetzt.
    https://www.paulwatzlawick.de/axiome.html
  • Axiome = sind Ausgangspunkte, die nicht mehr hinterfragt werden können. Die setzt man einfach – und dann baut man was darauf auf.
  • Wir spielen diese fünf Grundbausteine mal am Beispiel eines Heiratsantrags durch

Unser Weg zum 1. Axiom: „Man kann nicht nicht kommunizieren!“

  • Ein Paar ist schon längere Zeit zusammen – und dann kommt es eines Abends zu dieser Szene, die im Leben von Menschen eine so große Rolle spielt.
  • Partner 1: Heiratsantrag: “Willst du mich heiraten?”
  • Partner 2: Schweigen oder nur Zögern = sagt viel aus oder wird zumindest so verstanden.Watzlawick: 1. Axiom:
    “Man kann nicht nicht kommunizieren.”Jeder kann sich hier mal eigene Beispiele ausdenken:
    Lehrer: Kommen wir zur Hausaufgabe!
    Blickt herum = auch Kommunikation
    Wegducken kann auch als Antwort verstanden werden.

Unser Weg zum 2. Axiom: „Inhalts- und Beziehungsaspekt“

  • Was ist da eigentlich passiert, wenn der angesprochene Partner zögert oder schweigt?

Inhaltlich ist doch alles ganz einfach: Ja oder Nein!

  • Aber der zögernde oder schweigende Partner kennt auch sein Gegenüber:
    • möchte ihn nicht verletzen
    • oder fürchtet einen Ausbruch.

Das zeigt, Watzlawick hat Recht mit seinem 2. Axiom:

“Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.”

Eigene Beispiele für das Nebeneinander von Inhalt und Beziehung:

  • Inhaltlich: Kannst du mir das Geld leihen?
  • Beziehung: Freundschaft, da ist eine Ablehnung schwieriger als bei anderen Leuten.

Unser Weg zum 3. Axiom: „Ursache und Wirkung“

  • Die Beschreibung auf der oben genannten Seite gibt zunächst Rätsel auf:
    https://www.paulwatzlawick.de/axiome.html
    „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“
    Das anschließend aufgeführte Beispiel von einem Ehekrach ist aber recht hilfreich.

Beispiel für eine Kommunikation mit „Interpunktion“

  • Wir haben das einem Schüler mal so erklärt:
    • Stell wir vor, du fährst zur Schule. Auf dem Weg in den Unterricht spricht dich ein Mitschüler an: „Kannst du mir mal 5 Euro leihen? Bekommst du morgen wieder.“
    • Deine Antwort:
      „Nein, Punkt, Schluss und aus.“
    • Ein Außenstehender ist über diese Reaktion ziemlich entsetzt und steckt dich in die Schublade: „Unfreundlicher Zeitgenosse, nicht hilfsbereit.“
    • Wenn dieser Beobachter das 3. Axiom von Watzlawick kennen würde, würde er dich zum Beispiel ansprechen und fragen, wieso du so harsch reagierst.
    • Du würdest dann antworten: „Ich habe ihm dreimal schon Geld geliehen. Zweimal kam es mit Verzögerung zurück – einmal gar nicht. Jetzt ist Schluss und Punkt.“
    • Wir haben in das Beispiel natürlich absichtlich das Wort „Punkt“ eingefügt, um die Verwendung des Wortes „Interpunktion“ zu erklären.
    • Wenn man einen Punkt setzt – ist der Satz damit zu Ende.
    • Der Satz hat aber auch eine Vorgeschichte – das kommt in der kurzen Erklärung nicht so gut zum Ausdruck, wird aber durch das Ehebeispiel doch ein bisschen klarer.
    • Genauso hätte man in der Kommunikation einen Gedankenstrich verwenden können (für Nachdenkpause) oder das „Fragezeichen“ („Was gibst du mir als Pfand?“)
    • Wir finden das Bild mit der Interpunktion aber nicht so günstig, weil die Vorgeschichte damit nicht so gut erfasst wird.
    • Wir greifen hier lieber auf ein anderes Beispiel zurück:

Beispiel 2: Ausschnitt aus einer Kommunikation

  • Nehmen wir mal an, wir sehen diese Situation in einem Film, der zufällig beim Einschalten des Fernsehers an der Stelle ist:
    Eine Frau und ein Mann im Zimmer: Sie zu ihm: „Und, was meinst du?“
    Dann langes Schweigen.
  • Wir denken schon darüber nach, ob vielleicht der Lautsprecher des Geräts ausgefallen ist.
  • Da kommt die Lösung: „Du ich habe noch viel zu tun, lass uns den Urlaub lieber verschieben.“
  • Dann weiß man ungefähr, was vorher gelaufen ist.
  • Was man ständig erlebt: Man läuft durch die Stadt und bekommt nur ein, zwei oder drei Sätze mit. Es macht Spaß, sich dann zu überlegen, worum es überhaupt geht und was vorher gelaufen ist.
  • Aber wichtiger ist es natürlich im Sinne von Watzlawick, immer daran zu denken, dass es nicht nur um die Worte geht, sondern auch um die Umstände der Situation, die Vorgeschichte und das, was sich aus dem eigenen Beitrag als Folge ergeben kann.

Auf dem Weg zu Axiom Nr. 4 „analoge und digitale Modalitäten“

Partner 1 hat gefragt.

Partner 2 sagt: “Meinst du das ernst?” und macht dann eine Pause.

  • Eine ganz klare Frage.
  • Oder doch nicht so ganz?
  • Viel hängt jetzt von Mimik und Gestik von Partner 2 ab.
  • Sieht man eher eine Vorstufe der Freude oder der Irritation.
  • Das kann man übrigens schön mal spielen.

Watzlawick hat das so formuliert:

“Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten.”

  • Fangen wir mit “digital” an: Damit ist eine Kommunikation gemeint, die so eindeutig ist wie eine Computersprache:
  • Die Frage ist klar – Entscheidungsfrage
  • Als Antwort ist eigentlich nur möglich: Ja oder Nein.

Menschen sind aber keine Computer, deshalb spielen auch nonverbale Dinge eine Rolle:

  • Wenn man jemanden fragt, ob man am Wochenende was gemeinsam unternehmen will, und dann kommt: „Mal sehen“, dann ist das mit Sicherheit nicht digital, sondern eher analog, irgendetwas zwischen Ja und Nein.
  • Auch die Art des Sprechens, Mimik und Gestik können spielen hier eine Rolle: Sie kann man sehr unterschiedlich interpretieren.
  • das nennt man “analog” = alles, was nicht 100prozentig eindeutig ist.

 

Auf dem Weg zum 5. Axiom: „symmetrisch und komplementär“

Stellen wir uns vor,

  • da stehen sich zwei Studis gegenüber, die in einer Wohngemeinschaft leben und sich immer mehr mögen. Beide sind in der gleichen Situation, das nennt Watzlawick: “symmetrisch” – sie stehen sich spiegelbildlich gegenüber – auf dem gleichen Level: Heiratsantrag kein Problem – ja oder nein!
  • Oder es geht um Prof (w/m,) und Studi (m/w). Man hat sich näher kennengelernt und mag sich. Und nun fragt Prof seine(n) Studi, der/die von ihm abhängig ist, z.B. bei ihm/ihr eine wichtige Arbeit schreibt, vielleicht sogar die Prüfung machen will. Da wird es schwierig.Eine solche Situation nennt Watzlawick “komplementär” = ergänzend.
    Die Frage ist, ob das nicht eine zu schöne Formulierung ist. Denn hier geht es doch häufig um Macht.
  • Aber natürlich kann es auch um die Kommunikation zwischen Chefarzt und Krankenschwester gehen.
  • Da ist ein großes Machtgefälle, aber die Krankenschwester sieht und weiß damit möglicherweise mehr als der Arzt. Hier kann ein Machtungleichgewicht durchaus zu einem kommunikativen Austausch führen, von dem beide was haben – und besonders auch der Patient.

Zum Komplementären der Rollensituation kommt das Symmetrische des Kenntnisstands.

Was man sich “verbindlich” merken könnte:

  • Heiratsantrag -> Schweigen = auch Kommunikation
  • Beziehungssituation spielt auch eine Rolle
    Extrem andere Situation, als wenn der Verkäufer auf dem Wochenmarkt fragt: “Noch das passende Gewürz dazu?”
  • Kommunikation hat meistens eine Vorgeschichte und kann Folgen
    • Vorgeschichte: Was man aus früherer Kommunikation positiv oder negativ im Kopf hat
    • Nachgeschichte: z.B. Enttäuschung macht einen vorsichtig
  • Kommunikation =
    • Was man sagt, ist digitaler = eindeutiger (wegen der Bedeutung der Wörter)
    • als das Analoge zum Beispiel der Mimik und Gestik
  • Problem der Rollen / Situationen:
    • komplementär = sich angeblich ergänzend (Anweisung des Chefs?)
    • symmetrisch = auf Augenhöhe zueinander (kein Machtgefälle): Man muss sich also friedlich im Sinne des Kompromisses einigen
      (ziemlich theoretisch, weil auch informelle Dinge eine Rolle spielen, z.B. Stellung in der Gruppe)

Weiterführende Hinweise

  • Ein alphabetisches Gesamtverzeichnis unserer Infos und Materialien gibt es hier.
  • Eine Übersicht über unsere Videos auf Youtube gibt es hier.
  • Besonders interessant dürfte sein:
    Schulz von Thun und Watzlawick in einem Schaubild

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