KuS-S: Was ist eine Anekdote? Wie erkennt man sie? Wie schreibt man selbst eine? (Mat7176)

Worum es hier geht:

  • Wir erklären kurz, was eine Anekdote ist, was dahinter steckt und was sie aussagen soll.
  • Dabei verbinden wir das mit den sogenannten Spitznamen, die Menschen ja auch wegen einer Besonderheit bekommen.
  • Kurz vorgestellt wird eine Geschichte, bei der eine Lehrkraft an den Spitznamen „Pulti“ gekommen ist – was sogar in dem Fall eine Art Ehrentitel war.

Kurzinfo:

  • Eine kurze – häufig erfundene – Geschichte, die
    • ausgehend von einem besonderen Fall
    • das Besondere eines Menschen deutlich werden lässt.
  • Man kann sagen, dass eine „Anekdote“ etwas ist, was in vielen Fällen zu einem Spitznamen führt. Denn der sagt ja auch meistens etwas über eine Person aus (Ein Beispiel findet sich weiter unten)

Nun zu den Details:

  • Jeder kennt Spitznamen: Die haben meist etwas mit der Besonderheit einer Person oder mit einem bestimmten Erlebnis zu tun. Beides klebt dann gewissermaßen an der Person.
  • Wichtig ist, dieser Spitzname muss etwas mit der Person zu tun haben. Es steht irgendwie für sie. Meist sind es Eigenschaften oder Verhaltensweisen.

Wie ein Lehrer zu seinem Spitznamen kam …

  • Schauen wir uns mal einen Fall an, bei dem eine Lehrkraft an ihren Spitznamen gekommen ist:
    1. An einem dunklen Wintermorgen betrifft Herr Wangenroth-Klüfti den Klassenraum, schaltet den Beamer ein und setzt sich wie häufig aufs Pult, weil er die Klasse so besser im Blick hat.
    2. Die Schülis sind noch halb am Schlafen und so dauert es eine Weile, bis plötzlich eine Schülerin aus der ersten Reihe mit dem Finger auf die Schuhe der Lehrkraft zeigt und es halblaut aus ihr rausbricht: „Guckt mal, der hat zwei verschiedene Schuhe an.“
    3. Und während Herr Wangenroth-Klüfti noch erstaunt zu seinen Schuhen hinunterblickt, ruft schon die Nachbarin: „Tja, typisch, denkt schon am frühen Morgen nur an uns.“
    4. Großes, aber freundliches Gelächter. Denn die anderen hatten verstanden, dass das eine Anspielung darauf war, dass diese Lehrkraft durchaus noch nachts oder am frühen Morgen hilfreiche E-Mails verschickte.
    5. Aber es kommt noch besser:
      Denn von vorne ertönte die lächelnde Antwort: „Tja, hat ein bisschen gedauert. Das ist ein Aufmerksamkeitstest – ich habe gewettet, dass ihr es in maximal 10 Minuten merkt – und“ mit Blick auf die Uhr: „ihr habt es mit 8 Minuten knapp geschafft.“
    6. Am nächsten Morgen dann ist Herr Wangenroth-Klüfti nicht so pünktlich wie sonst. Das nutzt Eddi für die Frage: „Wo ist Pulti? Der hat heute Morgen wohl über den E-Mails die Zeit vergessen.“
    7. Natürlich müssen einige aus der Klasse noch ein bisschen überlegen, aber dann hat die Lehrkraft ihren Spitznamen weg – und natürlich wird diese Geschichte als Anekdote für Engagement und Geistesgegenwart in die spätere Abiturrede des Jahrgangs eingebaut.

Halten wir also fest:

  • Eine Anekdote ist eine reale oder mehr oder weniger erfundene Geschichte, die die Besonderheit eines Menschen deutlich werden lässt.
  • Häufig bezieht sie sich auf berühmte Personen:
    Auf der Seite
    http://www.anekdoten-online.de/
    findet man viele Beispiele:
    Am besten hat uns die gefallen, bei der Napoleon nach seiner katastrophalen Niederlage im Russlandfeldzug 1812 mit Hunderttausenden von Opfern in einem Schlitten entkommt. An einem Fluss fragt er den Fährmann: „Sind schon viele Deserteure vorbeigekommen?“ Also Leute, die vor dem Militärdienst fliehen.
    Und er bekommt die Antwort: “Nein, Sie sind der erste.“
    Es ist unwahrscheinlich, dass ein einfacher Mann das gegenüber dem Kaiser der Franzosen gewagt hat. Aber die Anekdote macht sehr gut deutlich, wie leichtfertig Napoleon mit dem Leben anderer Menschen umging und wie wenig er selbst dabei in Lebensgefahr kam.
  • In der Schule werden gerne Anekdoten behandelt, die der Schriftsteller Johann Peter Hebel zur Zeit Napoleons als „Kalendergeschichten“ veröffentlicht hat.
    Ein berühmtes Beispiel, bei dem es um schlaue Studenten geht, die allerdings einer noch schlaueren Wirtin begegnen, wird hier vorgestellt:
    Johann Peter Hebel, „Eine sonderbare Wirtszeche“ – einfach erklärt
    https://www.schnell-durchblicken2.de/hebel-wirtszeche
  • Ein anderes interessantes Beispiel ist die „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ von Heinrich Böll – schon vom Titel her für viele Schülis sicher eine interessante Lektüre.
    Näheres findet sich hier:
    https://www.einfach-gezeigt.de/b%C3%B6ll-andekdote-2-arbeitsmoral-fortsetzung

Wie man selbst eine Anekdote schreiben kann

  1. Überlegt einfach, wo ihr in eurem Umfeld jemanden kennt, der etwas Besonderes ist oder macht.
  2. Dankt denkt euch eine Geschichte aus, in der diese Besonderheit besonders aufgefallen ist
  3. und vielleicht sogar zu einem Spitznamen geworden ist.

Tipps:

  1. Ein Nachbar ist bei jedem Wetter – auch bei wunderbarem Sonnenschein – mit einer Mütze unterwegs.
    Darauf angesprochen erklärt er: „Jeder schützt eben das, was ihm am meisten bedeutet.“
    Direkt darauf bekommt er von seiner Ehefrau einen Rippenstoß 😉
  2. Oder jemand ist für seine Redseligkeit bekannt.
    1. Einer ist so clever, immer intelligenter zu schauen, aber nicht in die Richtung des Redners.
    2. Auf die empörte Bemerkung: „Du hörst mir wohl gar nicht zu.“
    3. kommt die Antwort: Ich überlege verzweifelt, wie ich dir helfen kann, dich kürzer zu fassen.
  3. Oder jemand häuft sich immer riesige Fleischstücke auf seinen Teller:
    1. Sein Freund tritt an seinen Teetisch.
    2. „Pass auf, wenn der Sheriff kommt.“
    3. Verständnislose Reaktion
    4. Dann die Antwort: „Tja, der sucht einen Viehdieb – und wenn der deinen Teller sieht …“